Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
immer schwieriger, das geheimzuhalten.«
    »Keine Überlebenden, keine Zeugen.«
    »Bei einem Massaker gibt es immer Überlebende. Zumindest unter den Siegern, wenn nicht anderswo.« Die granitfarbenen Augen funkelten, und der Hauptmann blickte unbehaglich drein. »Verpassen Sie ihm die Dosis.«
    Ein Stich in Ethans Arm. Methodisch und schonungslos befragten sie ihn detailliert über die Lieferung, seinen Auftrag, seine Vorgesetzten, seine Organisation, seinen Hintergrund. Ethan plapperte. Der Raum dehnte sich aus und schrumpfte wieder zusammen. Ethan kam es vor, als würde er von innen nach außen umgestülpt, als würde das Innere seines Magens nach außen gedreht und seine Augen so herumgedreht, dass eins das andere anstarrte. »Oh, ich liebe euch alle«, schmachtete er und erbrach sich heftig.
    Als er wieder zu sich kam, steckte sein Kopf unter der Dusche. Sie gaben ihm eine andere Droge ein, die seine Euphorie in wirren Schrecken verwandelte, und plagten ihn unaufhörlich, teils zusammen, teils abwechselnd, mit Fragen über Terrence Cee, die Lieferung, seine Mission.
    Ihre Frustration und Feindseligkeit nahm zu. Sie gaben ihm eine Droge, die die Übertragungsgeschwindigkeit seiner Sinnesnerven beträchtlich erhöhte und bearbeiteten seine Haut in den Zonen hoher Nervendichte mit Instrumenten, die keine Male hinterließen, ihm aber unglaubliche Qualen verursachten. Er erzählte ihnen alles, wonach sie fragten – er wäre froh gewesen, ihnen zu erzählen, was sie von ihm hören wollten, wenn er nur hätte erraten können, was das war –, aber sie waren gnadenlos und ungerührt und gingen mit chirurgischer Konzentration vor. Ethan wurde weich wie Wachs, geriet in Raserei, bis schließlich alle Wahrnehmungen in einer Folge unkontrollierbarer Konvulsionen untergingen, die fast sein Herz anhielten. An diesem Punkt ließen sie von ihm ab.
    Er hing auf seinem Stuhl, atmete flach und stoßweise und starrte sie mit aufgerissenen Augen an.
    Der Anführer erwiderte angeekelt seinen Blick. »Verdammt, Rau! An diesem Mann verschwenden wir völlig unsere Zeit. Die Lieferung, die er auf Athos ausgepackt hat, ist ganz klar nicht das, was von Bharaputras Labor abgeschickt wurde. Terrence Cee hat sie irgendwie ausgetauscht. Sie könnte jetzt überall in der Galaxis sein.«
    Der Hauptmann stöhnte. »Wir waren so nahe dran, den ganzen Fall auf Jackson’s Whole abzuschließen! Nein, verdammt noch mal! Es muss Athos sein. Wir waren alle einer Meinung, dass es Athos sein muss.«
    »Es ist vielleicht immer noch Athos. Ein Plan innerhalb eines Plans – innerhalb eines Plans …« Millisor rieb sich erschöpft den Hals und sah plötzlich viel älter aus, als Ethan zuerst geschätzt hatte. »Der verstorbene Dr. Jahar hat seinen Job zu gut gemacht. Terrence Cee ist alles, was Jahar versprochen hat – außer loyal … Nun, aus dem hier kriegen wir nichts mehr heraus. Sind Sie sicher, dass das nicht bloß ein Schmutzfleck auf diesem Schaltkreis war?«
    Der Hauptmann verzog ungehalten sein Gesicht, dann blickte er Ethan finster an, als wäre der etwas, das ihm an seiner Stiefelsohle geklebt hatte. »Das war kein Schmutz. Aber der hier ist todsicher kein Agent von Terrence Cee. Glauben Sie, dass er uns als Strohmann nützlich sein kann?«
    »Wenn er bloß ein Agent wäre«, sagte Millisor mit Bedauern, »dann wäre es einen Versuch wert. Da er aber offensichtlich keiner ist, hat er überhaupt keinen Wert.« Er schaute auf sein Chronometer. »Mein Gott, haben wir uns schon sieben Stunden mit dem Kerl beschäftigt? Jetzt ist es zu spät, sein Gedächtnis zu löschen und ihn freizulassen. Sorgen Sie dafür, dass Okita ihn wegbringt und einen Unfall arrangiert.«
     
    In der Andockbucht war es kalt. Ein paar Sicherheitslichter spritzten Farbe auf die Wände und versilberten die Silhouetten stummer Gerätschaften, die isoliert in der ausgedehnten Düsternis standen. Metallene Laufplanken kamen aus den Schatten, erstreckten sich durch eine hohe, widerhallende Leere und verschwanden in Dunkelheit – Luftrouten für Spinnen. Mysteriöse mechanische Bündel baumelten von den Deckenträgern, wie die konservierten Opfer einer Spinne.
    »Das sollte hoch genug sein«, murmelte der Mann, der Okita hieß. Abgesehen von seinen Muskelpaketen sah er fast so durchschnittlich aus wie Hauptmann Rau. Er zwang Ethan auf die Knie. »Hier. Trink!«
    Er schob Ethan einen Schlauch in den Mund und drückte zum zigsten Mal den zugehörigen Ballon. Ethan würgte und

Weitere Kostenlose Bücher