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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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drückte ein paar Knöpfe, Lichter leuchteten auf, und die Maschine winselte und zischte und grunzte in einem gemessenen, gleichmäßigen Rhythmus, der an normalen Betrieb denken ließ.
    Während Heida am anderen Ende des Raumes beschäftigt war, riskierte Ethan eine geflüsterte Frage. »Was passiert da drinnen?«
    »Die Leiche wird in ihre organischen Komponenten zerlegt, und die Biomasse wird wieder in das Ökosystem der Station eingespeist«, erwiderte Quinn flüsternd. »Der größte Teil der tierischen Biomasse wird – wie bei den Molchen – einfach in höhere organische Bestandteile zerlegt und in die Behälter mit Proteinkulturen eingespeist – dort züchten wir Steakfleisch und Geflügel und ähnliches für menschlichen Verzehr –, aber es gibt ein gewisses Vorurteil, menschliche Leichen auch auf diese Weise zu entsorgen. Vermutlich, weil es nach Kannibalismus riecht. Und damit einen das nächste Kilo Schweinefleisch nicht zu sehr an den verblichenen Onkel Neddie erinnert, werden die menschlichen Körper viel feiner zerlegt und statt dessen zur Ernährung der Pflanzen weitergeleitet. Eine rein ästhetische Entscheidung – schließlich bewegt sich am Ende alles in einem Kreislauf –, logisch gesehen macht es keinen Unterschied.«
    In Ethans Magen hatte sich die Karotte in Blei verwandelt. »Aber Sie lassen zu, dass Okita …«
    »Vielleicht werde ich im nächsten Monat nur vegetarisch essen«, flüsterte sie. »Pst!«
    Heida warf ihnen einen gereizten Blick zu. »Was hängen Sie noch hier herum?« Sie fasste Ethan ins Auge. »Haben Sie keine Arbeit zu tun?«
    Quinn lächelte höflich und klopfte auf die grünen Schachteln. »Ich brauche meine Schwebepalette.«
    »Ach so«, sagte die Ökotechnikerin. Sie schnaufte, zog eine spitze, knochige Schulter hoch und wandte sich der Steuertafel des Zerlegers zu, wo sie einen neuen Code eingab. Sie kam mit einem Handtraktor zurück, hob die oberste Schachtel hoch und befestigte sie auf der Luke. Die Luke schnellte hoch, und man hörte, wie etwas in die Maschine glitschte. Die Luke kam wieder herunter, und die erste Schachtel wurde durch die zweite ersetzt. Dann kam die dritte dran. Ethan hielt den Atem an.
    Als die dritte Schachtel entleert wurde, gab es einen überraschenden Plumps.
    »Was, zum Teufel …?«, brummte die Ökotechnikerin und griff nach der Verriegelung. Kommandantin Quinn wurde weiß im Gesicht, ihre Finger zuckten über dem leeren Betäuberhalfter.
    »Schauen Sie mal, ist das nicht eine Kakerlake?«, rief Ethan laut, und betete darum, dass seine Stimme nach dem Akzent der Stationsbewohner klang.
    Heida wirbelte herum. »Wo?«
    Ethan zeigte in eine Ecke des Raums, weit weg vom Zerleger. Die Ökotechnikerin und die Kommandantin gingen beide, um nachzuschauen. Heida ließ sich auf Hände und Knie nieder und fuhr mit einem Finger beunruhigt an der Fuge zwischen Wand und Boden entlang. »Sind Sie sicher?«, fragte sie.
    »Ich habe nur eine Bewegung gesehen«, murmelte er, »in meinen Augenwinkeln …«
    Sie schaute ihn grimmig an. »Hört sich mehr an, als hätten Sie noch etwas von einem verdammten Kater in den Augenwinkeln, Sie liederlicher Blödmann.«
    Ethan zuckte hilflos die Achseln.
    »Ich sollte jedenfalls lieber doch die Kammerjäger rufen«, brummelte sie. Auf dem Weg zur Komkonsole drückte sie den Startknopf für den Zerleger, und dann winkte sie ihnen mit dem Daumen über die Schulter. »Raus!«
    Quinn und Ethan gehorchten auf der Stelle. Als sie durch die Korridore schwebten, sagte Kommandantin Quinn: »Ihr Götter, Doktor, das war brillant. Oder – Sie haben doch nicht wirklich eine Kakerlake gesehen, nicht wahr?«
    »Nein, es war nur das erste, was mir einfiel. Sie schien mir eine Person zu sein, die über Ungeziefer aus dem Häuschen gerät.«
    »Aha.« Ihre Augen lächelten zustimmend.
    Er überlegte. »Gibt es hier ein Kakerlakenproblem?«
    »Nicht, wenn wir es vermeiden können. Unter anderem sollen sie ja schon die Isolierung von elektrischen Kabeln angefressen haben. Stellen Sie sich nur mal ein Feuer auf einer Raumstation vor, und dann werden Sie verstehen, warum Heida sofort auf Ihre Worte reagiert hat.«
    Sie sah auf ihr Chronometer. »Ihr Götter, wir müssen diese Schwebepalette und den Kanister wieder zu Andockbucht 32 bringen. Molche, Molche, wer kauft meine Wassermolche … ?Aha, genau das ist das Richtige!«
    Sie bog scharf nach rechts in einen Querkorridor ein und warf dabei fast Ethan von der Palette, dann

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