Ethan von Athos
…«
»Was in aller Welt ist das?«, lenkte Quinn sie von ihrem Vortrag ab, indem sie auf den Metallgegenstand wies.
Ökotechnikerin Heida packte das gefolterte Metallstück noch fester, als wollte sie es erwürgen. Ihre abweisende Haltung gegenüber den unbefugten Besuchern wich jetzt dem Bedürfnis, ihrer Empörung Luft zu machen. »Mein neuestes Geschenk aus dem Transitbereich. Man fragt sich, wie Analphabeten sich eine Raumreise leisten können – verdammt noch mal, selbst Analphabeten haben keine Entschuldigung, denn die Regeln werden ja mit dem Holovid demonstriert. Das war einmal ein völlig einwandfreier Notfallkanister für Sauerstoff, bis ihn irgendein Arschloch in den Entsorger für organische Abfälle gesteckt hat. Er muss ihn zuerst flachgeklopft haben, damit er hineinpasste. Den Göttern sei Dank, dass er schon leer war, sonst wäre vielleicht ein Rohr in die Luft geflogen. Unglaubliche Blödheit!«
Sie durchquerte den Raum und warf das Ding in einen Eimer zu einer Menge anderer offensichtlich nichtorganischer Abfälle. »Ich hasse Planetarier«, knurrte sie. »Liederliche, schmutzige, rücksichtslose Viecher …« Sie zog die Handschuhe aus und entsorgte sie, entfernte die Tropfen mit einem Sonic-Schrubber und einem Antiseptikum, dann trat sie an die Spüle und bürstete ihre Hände mit heftiger Gründlichkeit sauber.
Mit einem Kopfnicken wies Quinn auf die großen grünen Schachteln. »Kann ich Ihnen helfen, die aus dem Weg zu schaffen?«, fragte sie munter.
»Es war absolut zwecklos, sie vorzeitig herunterzubringen«, sagte die Ökotechnikerin. »In fünf Minuten habe ich eine Bestattung, und der Zerleger ist programmiert auf Zerlegung bis auf simple organische Verbindungen und auf Ableitung in die Hydrokultur. Das wird einfach warten müssen. Ihr könnt euch fortmachen und Dale Zeeman sagen …« Sie brach ab, da die Tür aufging.
Ein halbes Dutzend ernst dreinblickender Stationsbewohner folgte einer überdeckten Schwebepalette durch die Tür. Quinn gab Ethan ein stummes Zeichen, sich unauffällig auf ihrer eigenen Schwebepalette niederzulassen, während die Prozession den Raum betrat. Ökotechnikerin Heida glättete hastig ihre Uniform, ihr Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck von Mitgefühl an.
Die Stationsbewohner versammelten sich um ihre Palette, während einer von ihnen ein paar pathetische Plattitüden von sich gab. Der Tod war der große Gleichmacher, so schien es. Die Formulierungen waren zwar anders, aber sinngemäß wäre dies auch bei einer Trauerfeier auf Athos durchgegangen, dachte Ethan. Vielleicht waren die Galaktiker letztendlich gar nicht so viel anders …
»Wünschen Sie noch einen letzten Blick auf den Dahingegangenen zu werfen?«, fragte Heida.
Sie schüttelten den Kopf, und ein Mann im mittleren Alter bemerkte: »Ihr Götter, die Trauerfeier war schon genug.« Eine gleichaltrige Frau neben ihm brachte ihn zumSchweigen.
»Wünschen Sie bei der Bestattung anwesend zu sein?«, fragte Heida formell und unaufdringlich.
»Keinesfalls«, sagte der Mann. Auf einen verlegenen Blick des Tadels von Seiten seiner Begleiterin, fügte er nachdrücklich hinzu: »Ich habe Großvater bei fünf Ersatzorganoperationen beigestanden und meinen Teil getan, als er noch am Leben war. Zuzuschauen, wie er zermahlen wird, um dann die Blumen zu ernähren, wird an meinem Karma nichts mehr ändern, meine Liebe.«
Die Familie zog wieder hinaus, und die Ökotechnikerin kehrte zu ihrem ursprünglichen aggressiv dienstlichen Verhalten zurück. Sie entkleidete die Leiche – es handelte sich um einen steinalten Mann – und brachte die Kleider auf den Korridor, wo vermutlich jemand gewartet hatte, um sie entgegenzunehmen. Sie kam zurück, schaute in einer Datei nach, zog Handschuhe und Kittel an, kräuselte die Lippen und machte sich mit einem Vibramesser an den Verstorbenen heran. Ethan beobachtete mit professioneller Faszination, wie ein Dutzend künstlicher Ersatzorgane klappernd auf ein Tablett fiel – Herz, verschiedene Röhrchen, Knochenzapfen, ein Hüftgelenk, eine Niere. Das Tablett wurde in eine Spülmaschine geschoben, die Leiche zu der seltsamen Maschine am Ende des Raums.
Heida entriegelte eine große Luke und schwenkte sie herunter, dann schob sie die Leiche in ihrem Auffangbecken darauf. Das Auffangbecken klammerte sie auf der Innenseite der Luke fest, schwenkte sie wieder hoch – von drinnen hörte man gedämpft einen Plumps – und verriegelte sie wieder. Die Ökotechnikerin
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