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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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kann. Schon die Arbeitskosten, um ein Kind bis zur Reife zu bringen, sind schon astronomisch hoch. Da muss irgend etwas in eurer Buchhaltung falsch laufen.«
    Sie verdrehte die Augen in einem ironischen Ausdruck von plötzlicher Einsicht. »Ja schon, aber auf anderen Welten werden die Arbeitskosten nicht eingerechnet. Sie werden als unentgeltlich betrachtet.«
    Ethan starrte sie an. »Was ist das für eine absurde Schizophrenie! Die Athosianer würden bei einer solchen versteckten Arbeitssteuer nicht stillhalten! Bekommen die primären Ernährer nicht einmal Sozialdienstpunkte?«
    »Ich glaube«, ihre Stimme klang eigentümlich trocken, »man nennt es Frauenarbeit. Und das Angebot übersteigt gewöhnlich die Nachfrage – sozusagen Nichtgewerkschaftler, die auf dem Arbeitsmarkt die Tarife unterbieten.«
    Ethans Verwirrung wuchs. »Sind denn nicht die meisten Frauen Kampfsoldaten, wie Sie? Gibt es auch männliche Dendarii?«
    Sie stöhnte höhnisch auf, dann dämpfte sie ihre Stimme, da ein Passant sie anstarrte. »Vier Fünftel der Dendarii sind Männer. Von den Frauen sind drei von vieren Technikerinnen, nicht Kämpferinnen. Bei den meisten Armeen ist es so, ausgenommen bei der von Barrayar, die überhaupt keine Frauen hat.«
    »Ach so«, sagte Ethan. Nach einem Schweigen der Enttäuschung fügte er hinzu: »Sie sind also ein untypisches Beispiel.« So viel also zu seinen im Entstehen begriffenen ›Regeln für weibliches Verhalten‹ …
    »Untypisch.« Sie schwieg einen Augenblick, dann prustete sie. »Jaa, das bin ich ganz und gar.«
    Sie kamen durch einen Eingang mit luftdichten Türen, auf denen stand Öko-Abteilung: Recycling. Während sie durch die Korridore unterwegs waren, aß Ethan seine Karotte. Er riss Wurzeln und Blätter ab und stopfte sie nach einem Rundblick auf seine makellos weiße Umgebung wieder in seine Tasche. Als er den letzten Bissen gekaut hatte, kamen sie zu einer Tür mit der Aufschrift Assimilationsstation B: Zutritt nur fürBefugte.
    Sie betraten einen hell erleuchteten Raum mit Reihen von einschüchternd wirkenden Monitoren. Ein Labortisch mit Spüle in der Mitte kam Ethan halb vertraut vor, denn er war voll mit Geräten für organische Analyse. Am einen Ende des Raums befanden sich eine Vielzahl von verschiedenfarbigen Rohrleitungen mit Zugriffsluken – für Entnahmen von Proben? Die andere Seite war völlig von einer seltsamen Maschine besetzt, die über Röhren an ein größeres System angeschlossen war, Ethan konnte sich über ihre Funktion nicht klarwerden.
    Ein Beinpaar in piniengrünen Hosen mit himmelblauer Paspelierung ragte zwischen ein paar Rohrleitungen heraus. Eine hohe Stimme murmelte Unverständliches. Nach ein paar weiteren wilden Zischlauten ertönte ein metallisches Klirren, ein Verschlussmechanismus jaulte auf, die Besitzerin der Beine schlängelte sich heraus und stand auf.
    Sie trug Plastikhandschuhe, die bis zu den Achselhöhlen reichten und hielt einen nicht identifizierbaren, etwa dreißig Zentimeter langen verbogenen Metallgegenstand in der Hand, von dem eine übelriechende braune Flüssigkeit tropfte. Auf dem Namensschild über ihrer linken Brusttasche stand F. Heida, Biokontrollwartin. Ihr Gesicht war gerötet und ärgerlich und erschreckte Ethan. Jetzt war ihre Stimme verständlich: »… unglaublich blöde Planetariertrottel …« Sie brach ab, als sie Ethan und seine Begleiterin erblickte. Sie kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn. »Wer sind Sie? Sie gehören nicht hierher. Können Sie nicht lesen?«
    Erschrecken blitzte in Quinns Augen auf. Sie fasste sich schnell und lächelte gewinnend. »Ich habe bloß die Molch-Auslese von der Abteilung Atmosphären-Kontrolle runtergebracht. Ein kleiner Gefallen für Dale Zeeman.«
    »Zeeman sollte seine eigene Arbeit tun«, versetzte die Ökotechnikerin, »und sie nicht einer unwissenden Planetarierin anvertrauen. Ich werde das melden …«
    »Oh, ich bin auf der Station geboren und aufgezogen worden«, versicherte Quinn ihr schnell. »Darf ich mich vorstellen – mein Name ist Elli Quinn. Vielleicht kennen Sie meinen Cousin Teki – er arbeitet in dieser Abteilung. Eigentlich hatte ich gedacht, er wäre hier.«
    »So«, sagte die Frau, nur wenig besänftigt. »Er ist auf Station A. Aber gehen Sie jetzt nicht dort rüber, sie reinigen gerade die Filter. Er wird keine Zeit zum Schwatzen haben, solange das System nicht wieder arbeitet. Arbeitsschichten sind nicht der Ort für persönliche Besuche, wissen Sie

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