Etwas Endet, Etwas Beginnt
…«
»Kommissar. Das entspricht dem ehemaligen Oberleutnant.«
»Ich meinte den Namen, nicht die Charge.«
»Nejman. Andrzej Nejman. Und das ist Anwärter Zdyb. Entschuldigen Sie, Frau Doktor. Ich hielt es für überflüssig, mich vorzustellen, denn Sie kennen mich ja. Sie haben mich angerufen. Wobei Sie meinen Namen erwähnten. Und die Charge, wie Sie sich witzig ausgedrückt haben.«
»Ich?« Iza wunderte sich aufrichtig. »Ich habe Sie angerufen? Bitte, ich dachte gleich, dass das eine Verwechslung ist. Und jetzt bin ich mir dessen sicher. Ich habe nie die Miliz angerufen. Niemals. Sie verwechseln mich mit jemand anderem.«
»Frau Iza«, sagte Nejman ernst. »Ich bitte Sie sehr, erschweren Sie mir nicht die Arbeit. Ich bearbeite den Mordfall in der Kleingarten-Kolonie ›Rosa Luxemburg‹, jetzt ›General Anders‹. Sie haben sicherlich von den drei Teenagern gehört, die mit einer Sichel, einer Sense, einem Feuerhaken oder etwas Ähnlichem abgeschlachtet worden sind. Haben Sie davon gehört? Das war hier in der Nähe, in der Vorstadt.«
»Ich habe davon gehört. Aber was habe ich damit zu tun?«
»Das wissen Sie nicht? Sie befassen sich mit einem Tatopfer. Einem mittelbaren Opfer, so nennen wir das. Elżbieta Gruber, neun Jahre alt. Das ist das kleine Mädchen, das den ganzen Verlauf des Vorfalls gesehen hat, den Tatverlauf. Sie liegt in dieser Klinik. Ich habe gehört, dass Sie sich mit ihr befassen.«
»Ach, dieses Mädchen in Zimmer … Nein, meine Herren, das ist nicht meine Patientin. Dr. Abramik …«
»Dr. Abramik, mit dem ich schon gesprochen habe, behauptet, dass Sie sich für diesen Fall sehr interessieren. Das Mädchen ist eine Verwandte von Ihnen?«
»Wie kommen Sie denn darauf …? Keine Verwandte, ich kenne sie nicht. Ich wusste nicht einmal, wie sie heißt …«
»Frau Iza. Hören Sie auf. Tolek, bitte.«
Der Brünette griff in die Aktentasche, nahm ein kleines, flaches Tonbandgerät heraus, ein National Panasonic.
»Bei uns«, sagte Nejman, »werden die Gespräche aufgezeichnet. Ihr Gespräch mit mir ist ebenfalls aufgezeichnet worden. Leider nicht von Anfang an …«
Unwillkürlich errötete der Kommissar. Der Anfang des Gesprächs war aus einem prosaischen Grund nicht aufgezeichnet worden – in dem Gerät steckte damals eine Kassette mit »But Seriously« von Phil Collins, die von einer CD überspielt wurde.
Der Brünette drückte eine Taste.
»… lass sein, Nejman«, sagte Izas Stimme. »Was kümmert es dich, wer spricht? Wichtiger ist, was gesagt wird. Und gesagt wird dies: Du darfst nicht tun, was du vorhast. Verstehst du? Du darfst nicht. Was willst du erreichen? Willst du wissen, wer die Jungen in den Kleingärten ermordet hat? Ich kann es dir sagen, wenn du willst.«
»Ja«, sagte die Stimme des Kommissars. »Will ich. Sagen Sie mir bitte, wer es getan hat.«
»Es hat der getan, der durch den zerrissenen
Schirm
gekommen ist. Als der Veehal ertönte. Der
Schirm
riss, und er kam. Wenn der
Schirm
reißt, sind die, die sich in der Nähe befinden, verloren.«
»Ich verstehe nicht.«
»Brauchst du auch nicht«, sagte Izas Stimme scharf. »Du brauchst überhaupt nichts zu verstehen. Du sollst einfach zur Kenntnis nehmen, dass ich weiß, was du vorhast. Ich weiß auch, dass man das nicht tun darf. Und ich teile dir dieses Wissen einfach mit. Wenn du nicht auf mich hörst, werden die Folgen schrecklich sein.«
»Momentchen«, erwiderte Nejmans Stimme. »Sie sollten mir sagen, wer …«
»Das habe ich schon gesagt«, fiel ihm Izas Stimme ins Wort.
»Dann wiederholen Sie es bitte.«
»Wozu? Glaubst du, du kannst demjenigen hinter dem
Schirm
etwas anhaben? Da täuschst du dich gewaltig. Er ist außerhalb deiner Reichweite. Aber du … Du bist in seiner. Hüte dich.«
»Sie drohen mir.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
»Ja«, sagte die Stimme Izas gleichmütig. »Ich drohe. Aber nicht ich bin es, die dir droht. Nicht ich. Ich kann dir viele Dinge, viele Tatsachen nicht erklären, kann die richtigen Worte nicht finden. Aber eins kann ich … dich warnen. Hat es nicht schon zu viele Opfer gegeben? Diese Jungen, Elżbieta Gruber. Tu nicht, was du geplant hast, Nejman. Tu es nicht.«
»Hören Sie bitte …«
»Genug. Merk es dir. Du darfst nicht.«
Ein Hörer wurde aufgelegt.
»Sie werden mir bestimmt nicht glauben …«, begann Iza.
»Wir sind nicht mehr per Du?«, unterbrach Nejman sie. »Schade. Das war nett und
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