Etwas Endet, Etwas Beginnt
Wiedersehen, Frau Iza.«
Chęclewski
»Herr Chęclewski«, sagte Polizeikommissar Nejman. »Ich dachte, ich hätte es mit einem ernsthaften Menschen zu tun …«
»He!« Der Rechtsanwalt hob warnend die Hand. »SehenSie sich vor. Wir sind nicht im Kommissariat. Was, zum Teufel, wollen Sie?«
»Sehen Sie«, sagte Anwärter Zdyb, ohne seinen Zorn zu verhehlen. »Es gab so viel Witze über Milizionäre und so wenig über Anwälte. Und anscheinend zu Unrecht.«
»Noch ein Wort, und ich werfe Sie beide hinaus«, sagte Chęclewski langsam. »Was sind das für Redensarten? Was erlauben Sie sich, meine Herren Milizionäre?«
»Polizisten, wenn’s beliebt.«
»Polizisten, in drei Teufels Namen. Der Mörder meines Sohnes läuft frei herum, und ihr kommt her und faselt Unsinn. Also los, die Karten auf den Tisch. Bei mir ist Zeit Geld, meine Herren.«
»Sie reden zu viel«, sagte Nejman. »Wenn Sie sich vergessen, können Sie nicht aufhören. Sie reden auf uns ein und, was schlimmer ist, auch auf andere. Und deswegen geht der ganze Fall vor die Hunde, Herr Anwalt.«
»Was geht vor die Hunde? Deutlicher bitte.«
»Sagt Ihnen der Name Przemęcka etwas? Dr. Przemęcka, aus dem Irrenhaus.«
»Ich habe keine Bekannten unter den Hirnis. Was ist das für eine?«
»Diese eine weiß alles, was wir geplant haben. Nicht von uns. Daraus folgt, dass sie es von Ihnen weiß. Und wenn dem so ist, dann nicht nur sie.«
»Unsinn, beziehungsweise Bullshit.« Chęclewski straffte sich. »Von dem Plan wissen ausschließlich ich und Sie beide. Ich habe zu niemandem darüber gesprochen. Sie waren es, der gebarmt und gestöhnt hat, dass Sie nichts ohne Wissen der Vorgesetzten machen können. Also haben Sie Ihre Vorgesetzten informiert, und die haben bestimmt die halbe Stadt in Kenntnis gesetzt, darunter Dr. Przesmęcka, oder wie sie heißt.
Quod erat demonstrandum,
oder was zu beweisen war. Schade, meine Herren.Und Sie haben sich geirrt, Herr Zdyb. An den Witzen über die Milizionäre ist doch eine Menge Wahres.«
»Wir haben niemandem etwas gesagt.« Der Anwärter lief rot an. »Niemandem, hören Sie? Weder den Vorgesetzten noch unseren Frauen. Niemandem.«
»Gut, gut. Wunder gibt es nicht. Es sei denn … Diese Frau Doktor aus dem Irrenhaus, wie Sie sagen, kann Sie einfach hereingelegt haben. Geblufft. Was hat sie Ihnen gesagt? Wann? Bei welcher Gelegenheit?«
»Hören Sie es sich an. Gib das Tonbandgerät her, Tolek.«
Sie saßen da und rauchten eine Zigarette nach der anderen. Nejman beobachtete, wie im Haus gegenüber ein kahlköpfiger Typ mit Hilfe etlicher Kumpel auf dem Balkon eine große Schüssel anbrachte, die ganz nach einer Satellitenantenne aussah. Vom Nachbarbalkon, auf dem ein bunt bemaltes Schaukelpferd stand, kroch zu den Monteuren ein gestreiftes Meerschweinchen herüber. Ohne die Schüssel loszulassen, gab der Kahlköpfige ihm einen Tritt. Das Meerschweinchen fiel vom Balkon. Nejman stand nicht auf, um nachzuschauen, was aus ihm geworden war. Es war der siebte Stock.
»Jaaa«, sagte der Anwalt, nachdem er sich die Aufzeichnung zu Ende angehört hatte. »Ob die alle Tassen im Schrank hat, diese Ärztin? Kennen Sie den Witz …«
»Kennen wir«, sagte Anwärter Zdyb.
»Ein Schirm. Was für ein Schirm? Und dieser … Wehall, oder wie das heißt … Irgendein Gefasel. Diese Frau Doktor … Przesmyczka?«
»Przemęcka.«
»Kennen Sie sie? Haben Sie überprüft, was das für eine ist?«
»Haben wir. Jung, ohne große Klinikerfahrung, wenig Kontakte mit den Patienten. Befasst sich mit irgendwelchenForschungen. Was Kompliziertes, verdammt, es geht um Hirnwellen, Neuronen – hab’s vergessen.«
»Eine verrückte Frau Frankenstein.« Der Anwalt grinste. »Wissen Sie was? Ich würde mir wegen der ganzen Sache keine Gedanken machen.«
»Ich ganz im Gegenteil«, sagte Nejman. »Genauer gesagt, ich habe schon begonnen, mir Gedanken zu machen. Herr Chęclewski, bei uns ist noch nicht Schluss, die Säuberungen gehen weiter. Jemandem kann verdammt viel daran gelegen sein, mir eins reinzudrehen. Eine leicht bescheuerte Ärztin ist genauso ein Mittel zur Provokation wie jedes andere, weder besser noch schlechter. Das habe ich schon durch.«
»Sie sind ein Egozentriker, Herr Andrzej«, erklärte Chęclewski. »Ihre Person spielt in dieser Angelegenheit, verzeihen Sie, weiter keine Rolle.«
»Schön wär’s.« Der Kommissar lächelte. »Ich würde mir lieber keine Sorgen machen. Aber auch Sie,
Weitere Kostenlose Bücher