Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
direkt. Was werde ich nicht glauben? Dass Sie das nicht waren? Wirklich, das würde mir schwerfallen. Und jetzt, bitte sehr, höre ich. Was habe ich geplant? Warum darf ich das nicht tun?«
    »Ich weiß nicht. Das war nicht ich   … Das war nicht meine Stimme.«
    »Was bedeutet Ihnen die kleine Elżbieta?«
    »Ich weiß nicht   … Nichts   … Ich   …«
    »Wer hat die Jungen in den Gärten ermordet?« Nejman sprach leise, er schrie nicht, doch seine Kiefermuskeln zitterten deutlich. »Wer war es? Warum ist er außerhalb meiner Reichweite? Weil er nicht normal ist, nicht wahr? Wenn ich ihn erwische, kommt er nicht in den Knast, sondern in eine Klinik, so eine wie diese? Vielleicht gerade in diese? Vielleicht war er schon hier? Was? Frau Doktor?«
    »Ich weiß es nicht!« Iza hob unwillkürlich die Hände. »Ich sage Ihnen, ich weiß es nicht! Das war nicht ich, die angerufen hat! Nicht ich!«
    Nejman und der Anwärter schwiegen.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Iza langsam.
    »Wohl kaum.«
    »Sie denken   … Wie in diesem Witz   … Dass wir uns dadurch von den Patienten unterscheiden, dass wir über Nacht nach Hause gehen.«
    »Bravo«, sagte Nejman ohne ein Lächeln. »Und jetzt höre ich.«
    »Frau Doktor«, fuhr Nejman ruhig und beschwichtigend fort, wie zu einem Kind. »In Ordnung, ich weiß, dass ein Magnetband ein mickriger Beweis ist. Dass Sie es leugnen können. Dass Sie auf der jetzt üblichen Wellemitschwimmen und uns Manipulationen vorwerfen können, die Fälschung von Beweisen, was immer Sie wollen. Aber wenn Sie wirklich zu Recht über Nacht nach Hause gehen und nicht nur wegen eines Diagnosefehlers, dann wird Ihnen klar sein, welche Folgen es hat, wenn der Fall geklärt wird. Er muss geklärt werden, denn zufällig haben die ermordeten Jungen wichtige Eltern, und keine Macht wird die Ermittlungen aufhalten, ganz im Gegenteil. Sie wissen, was dann geschieht.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie wollen.«
    »Dann sage ich es Ihnen. Sie denken, wenn der Verrückte aus den Gärten mit Ihnen verwandt ist oder Ihnen nahesteht, dann sind Sie nicht zu belangen, wenn Sie ihn decken. Mag sein. Aber außer der strafrechtlichen Verantwortung gibt es noch eine andere. Wenn sich herausstellt, dass Sie einen geistesgestörten Mörder gedeckt haben, dann sind Sie sowohl in dieser Klinik wie in jeder anderen Klinik dieses Fachbereichs auf der ganzen Welt erledigt. Retten kann Sie nur der gesunde Menschenverstand. Ich warte darauf, dass Sie ihn erkennen lassen.«
    »Herr   … Ich wiederhole, ich weiß nicht, worum es bei alledem geht.« Iza senkte den Kopf. »Das war nicht meine Stimme, hören Sie? Ähnlich, aber nicht meine. Das war nicht die Art, wie ich mich ausdrücke. So spreche ich nicht. Da können Sie fragen, wen Sie wollen!«
    »Habe ich«, sagte Nejman. »Viele Personen haben Sie erkannt. Ich weiß auch, von welchem Apparat angerufen wurde. Überlegen Sie es sich gut, Frau Iza. Hören Sie bitte auf, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Wir haben es mit einem Mord zu tun, mit einem bestialischen Mord, der an Menschen verübt wurde. An Menschen, verstehen Sie? Sie verstehen, dass das mit nichts zu rechtfertigen ist, schon gar nicht mit der Sorge um das Wohl von Tieren. Dieses Verbrechen zeigt eine typische Reaktion einesWahnsinnigen, eines Verrückten. Er hat eine Katze gerächt, hat die Kinder ermordet, die sie gequält hatten. Und morgen ermordet er jemanden, der einen Hund schlägt. Übermorgen macht er Sie kalt, wenn Sie auf dem Bürgersteig einen Käfer tottreten.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Ich behaupte, dass Sie genau wissen, wovon ich rede. Denn Sie wissen, wer das getan hat und warum. Denn Sie haben ihn behandelt oder behandeln ihn weiterhin, und Sie wissen, worin die, Verzeihung, Macke Ihres Patienten besteht. Das ist jemand, der, Verzeihung, nicht richtig tickt, wenn es um das Wohl von Tieren geht.«
    »Herr Nejman«, sagte Iza, ohne des Zitterns ihrer Hände und des Drucks hinterm Brustbein Herr zu werden. »Sie sind hier derjenige, der nicht richtig tickt. Verzeihung. Verhaften Sie mich. Oder lassen Sie mich in Ruhe.«
    Nejman stand auf, Anwärter Zdyb ebenfalls.
    »Schade«, sagte der Kommissar. »Schade, Frau Iza. Wenn Sie es sich aber anders überlegen sollten, rufen Sie mich bitte an.«
    »Ich habe mir nichts zu überlegen«, sagte Iza. »Und ich kenne Ihre Telefonnummer nicht.«
    »Ach ja.« Nejman schüttelte den Kopf, während er ihr in die Augen schaute. »Verstehe. Schade. Auf

Weitere Kostenlose Bücher