Etwas Endet, Etwas Beginnt
lieber Herr Chęclewski, haben sich wohl geirrt. Nach dem Anruf von der Frau Doktor hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt, dass Ihren Sohn ein zufälliger Verrückter ermordet hat. Das war kein Racheakt. Unabhängig davon, wen Sie während des Kriegsrechts verteidigt haben und warum und wie viel Sekretären Sie auf den Schlips getreten sind. Sie sind kein Piasecki. Sie werden verzeihen.«
»Schlussfolgerung?« Der Anwalt war leicht errötet.
»Klar wie Kloßbrühe. Wenn das ein Wahnsinniger ist, dann ist das vom Standpunkt des Rechts ein kranker Mensch. Ein Kranker, verstehen Sie, Herr Rechtsanwalt?«
»Wenn ich sowas höre«, explodierte Chęclewski, »dann klappern mir die Zähne! Ein Kranker, der Hurensohn! Meinen Maciek hat er … Ein Kranker!«
»Ich verstehe Sie. Mich schüttelt es auch. Aber es istnichts zu machen, und das hat diese Ärztin deutlich gesagt. Nehmen wir an, sie hat geblufft, sie weiß nichts von unserem Plan. Aber sie konnte es sich denken, also hat sie mich gewarnt. Sie hat mich deutlich gewarnt.«
»Sie hören aus diesem Gefasel eine Warnung heraus? Wovor?«
»Regen Sie sich nicht auf. Sie hat mich gewarnt, dass ich nicht versuchen soll, diesen Verrückten auf die kalte Tour zu fassen. Ich kann ihn mit sanfter Überredung verhaften, in eine Zwangsjacke stecken und den Spezialisten übergeben. Zur Heilung.«
»Sie haben Angst gekriegt, Herr Andrzej, und es deswegen falsch verstanden.« Der Anwalt verschränkte die Finger. »Ich habe diese Aufzeichnung auch gehört. Und darin war etwas ganz anderes der springende Punkt. Hören Sie. Machen wir ein Spiel. Ich bin Sie, und Sie sind Ihr Oberst oder Polizeidirektor – so heißt das jetzt, wenn ich mich nicht irre. Hören Sie, Herr Polizeidirektor. Ich habe das seltsame Gespräch mit Frau Dr. Ix analysiert. Mich hat frappiert, dass sie mehrfach Wörter verwendet hat, aus denen folgt, dass der verdächtigte Amokläufer schrecklich gefährlich ist. Das hat sich in meinem Unterbewusstsein so tief festgehakt, dass ich, als es zur Konfrontation kam, die Nerven verloren habe. Als ich sah, wie er mich mit einem gefährlichen Gegenstand angriff, habe ich von der Dienstwaffe Gebrauch gemacht, ohne die Grenzen der Notwehr zu überschreiten. Was? Das war in Ordnung, Herr Polizeidirektor. Eine gute Erklärung?«
»Stecken Sie sich diese Erklärung in den Arsch«, sagte Nejman ruhig. »Das würde, versteht sich, mein Direktor zu mir sagen. Herr Anwalt, Sie wissen, was Notwehr im Fall eines bewaffneten Polizisten bedeutet, der zudem weiß, dass er es mit jemand eingeschränkt Zurechnungsfähigemzu tun hat. Wir sind hier nicht in Amerika. Ich habe nicht vor, in den Knast zu gehen.«
Der Anwalt dachte nach, schwieg eine ganze Weile.
»Na schön«, sagte er schließlich. »Vielleicht haben Sie tatsächlich recht, Herr Nejman. Was tun wir also?«
»Wir lösen unsere Vereinbarung.«
»Nun, da gehen Sie aber ein bisschen zu weit, finden Sie nicht? Ich verstehe, Schießen kommt nicht in Frage, auch kein anderer ernsthafter Unfall. Aber der Kerl kann Widerstand leisten. Fliehen. Er kann stolpern und sich ordentlich stoßen. Ich habe von solchen Fällen gehört, immer mal wieder von meinen Mandanten. Übrigens, wissen Sie, dass etliche von meinen Mandanten jetzt in Warschau sind?«
»Und was heißt das?«
»Das heißt sehr viel. Mein Vorschlag lautet so: Wir halten unsere Vereinbarung aufrecht. Ich schlage lukrative Bedingungen vor. Dafür, dass Sie mir ermöglichen, persönlich an der Aktion teilzunehmen, für die Genugtuung, den Mörder meines Sohnes mit eigenen Händen und Füßen zu berühren, gebe ich Ihnen Rückhalt von sehr hoher Stelle für den Fall weiterer Säuberungen bei der Polizei beziehungsweise im Fall unvorhergesehener Komplikationen bei unserem Plan. Meine Freunde in Warschau werden, wenn nötig, auch Frau Przemęcka von den Hirnis zum Schweigen bringen, keine Angst. Na, und dazu kommt wie vereinbart eine konkrete finanzielle Gratifikation für Sie beide.«
»Drei«, sagte Anwärter Zdyb.
»Wieso denn das, zum Teufel?«, erwiderte Chęclewski ungehalten. »Drei? Drei sind eine Menge Leute, ihr Name ist Legion, verdammt. Wozu drei?«
»Um den Rapport glaubhaft zu machen. So macht man das bei uns immer. Ein Maurertrio. Herr Rechtsanwalt,Sie sind für die Konzeption zuständig, wir fürs Technische. Wir kennen uns da aus.«
»Ist dieser Dritte wenigstens verlässlich?«
»Hundertprozentig.«
»Also meinetwegen.« Der Advokat
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