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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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rutschte, bis ich auf dem feuchten Boden saß. Ich tastete im Inneren meiner Jacke nach einem Paket Taschentücher. Die Plastikfolie war noch unversehrt. Ich riss sie auf, zerrte ein weißes Papiertuch heraus und wischte mir damit umständlich den Mund ab. Dann zerknüllte ich es und presste es in meiner Faust zusammen. Der Wind raschelte in der Baumkrone und pustete mir ins Gesicht. Erschöpft lehnte ich den Kopf an den Baumstamm und schloss die Augen. Ich fühlte mich einsam und leer. So musste man sich fühlen, wenn man der letzte Mensch auf der Erde war. Die Situation war so unwirklich. Wieder und immer wieder klangen Sams Worte in meinem Kopf und vertrieb auch das letzte Fünklein Hoffnung, dass ich ihn missverstanden hatte.
    Ich wusste nicht, wie lange ich schon auf der wurzeligen Erde kauerte, als ich bemerkte, dass sich mein Po nass und klamm anfühlte. Der feuchte Boden hatte den Jeansstoff an meinem Gesäß durchweicht und in ein verdächtiges dunkelblau getaucht. Auch das noch. Erst erfuhr ich, dass mein Traumtyp trotz meiner Reinkarnation nicht mit mir zusammen sein wollte, danach kotzte ich gegen wildfremde Bäume und dann sah es aus, als hätte ich mir in die Hose gemacht. Na bravo! Damit hatte ich wohl alles für diesen Tag durch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass noch schlimmer kommen könnte. Fluchend schwang ich mich auf mein Rad, als der Himmel erneut die Schleusen öffnete und meiner Jeanshose eine einheitliche dunkle Färbung verpasste.

    Meine Klamotten hingen in Reih und Glied über dem bollernden Heizkörper in Curlys Zimmer. Die ausgeliehene Hose kniff in der Taille und auch das Shirt spannte sich über meinem Busen. Meine Konfektionsgröße wich mindestens eine ganze Größe von Curlys ab.
    Nachdem ich ihr alles erzählt hatte, fühlte ich mich immer noch hundsmiserabel. Ich machte ihr keine Vorwürfe, denn ich wusste,warum sie mich nicht vorher ins Vertrauen gezogen hatte. Die Regeln. Ich fragte auch nicht, zu welcher mystischen Art sie gehörte. Das war mir fast egal. Curly war immer noch Curly, unabhängig davon, ob sie eventuell die mächtige Herrscherin eines Elfenvolks war. Beim näheren Hinsehen kam mir diese Theorie gar nicht so weit hergeholt vor. Passen würde es in jedem Fall zu ihr.
    »Aber weißt du«, murmelte ich schließlich, »was mich am meisten erstaunt, ist die Tatsache, dass all die Dinge schon ziemlich unheimlich und, na ja, unglaublich sind, und trotzdem sind sie mir so seltsam vertraut. Ich meine, es fühlt sich nicht wirklich fremd an, eher so als hätte ich es für lange Zeit einfach nur vergessen und so langsam fällt es mir wieder ein. Verstehst du, was ich meine?«
    Curly schaute mich ruhig an, nickte ab und an, sagte aber nichts. Auch dies schien wieder eine Sache zu sein, hinter die ich selber kommen musste, bevor sie darüber reden würde.
    Ich seufzte und erzählte ihr von meinem Entschluss, den ich mir weder von Curly, noch von Sam oder sonst irgendwem ausreden lassen würde.
    »Curly, ich muss Konrad finden«, sagte ich entschlossen. »Ich muss mit ihm reden. Über alles.«
    Alarmiert schaute Curly auf. »Das ist keine gute Idee, Konrad wird nicht einfach so mit dir reden. In seinen Augen bist du der Hauptgrund für seine Misere.« Sie legte mir ihre Hand auf die Schulter und mit einem Mal fühlte ich mich irgendwie besser, entspannter und weniger ausgelaugt.
    »Ich weiß«, nickte ich. »Deswegen muss ich ja mit ihm reden. Ich muss ihn vom Gegenteil überzeugen. Und ich muß es vor allem für Vio tun. Es ist das Letzte, was ich noch für sie tun kann. Ich bin mir sicher, sie hätte nicht gewollt, dass es soweit kommt.«
    »Schön und gut, aber Konrad ist seit dem Konzertabend spurlos verschwunden. Er ist weder hier, noch bei Sam oder Friedrich aufgetaucht«, warf Curly ein. »Außerdem ist er nicht nur stur, sondern neuerdings auch gefährlich – tödlich.«
    Ich war nicht gewillt so leicht die Flinte ins Korn zu werfen. »Ist mir egal. Dann soll er eben stur und gefährlich sein«, sagte ich offensiv. »Und finden werde ich ihn schon. Ich glaube nämlich ich weiß, wo er steckt.«
    »Ach was?«
    »Ja. Ich habe es irgendwie im Gefühl, dass er sich oben bei Westerhever aufhält. In der Nähe vom Leuchtturm. Da wo man auch Vio gefunden hat.«
    Curlys verdutztes Gesicht brachte mich fast zum Lächeln. »Und ich weiß übrigens auch, dass du Leute aufspüren kannst. Das hat mir Sam nämlich auch erzählt«, fügte ich harmlos hinzu.
    Nachdem Curly

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