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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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wieder und immer wieder. Sie schossen ihn an und er wurde langsamer, konnte ihnen nicht mehr entkommen. Eine Kugel traf ihn schließlich mitten ins Herz und löste so die Verwandlung aus.«
    »Moment, eine Schussverletzung hat ihn in einen Vampir verwandelt? Du meinst also, er wurde nicht gebissen?«
    »Nein, bei einem Gestaltenwandler verhält sich die Verwandlung anders, als bei einem Menschen. Wenn ein Gestaltenwandler in seiner tierischen Form, also Konrad als Wolf, ums Leben kommt, wird die Transformation zu einem wilden Vampir eingeleitet.«
    »Was heißt das genau? Ich meine, was ist ein wilder Vampir?«
    »Wilde Vampire können sich nicht kontrollieren. Sie werden nur von Blutgier getrieben«, erklärte er nüchtern. »Wilde Vampire sind vergleichbar mir Raubtieren. Und sie tragen ihre Ursprungsgene weiterhin in sich.«
    Ich schluckte, denn ich wusste, worauf seine Erklärung anspielte. Sam würde sich ohne die Schutzmagie des Amuletts ebenfalls zu solch einem Lebewesen entwickeln. Ich stützte mich mit den Händen am Boden ab. Sekunden zuvor war mir die Aussicht auf spätere nächtliche Treffen mit Sam nicht weiter schlimm, allerdings hatte ich auch nicht gewusst, dass die Begleitumstände so schwer tragen würden. Es durfte nie im Leben dazu kommen.Trotzig setzte ich mir in den Kopf, einen Ausweg für sein Schicksal zu finden.
    Als ich Sams Blick erwiderte, fiel mir seine schwermütige Miene auf.
    »Du musst das alles abstoßend finden.«
    »Es ist nicht abstoßend, nur irgendwie gewöhnungsbedürftig.«
    Lautlos und flink wie ein Wiesel, setzte er sich rechts neben mich und schaute mir in die Augen. »Du brauchst dir keine Sorgen machen. Wenn es soweit ist, werde ich mich nicht in deiner Nähe aufhalten, solange meine Blutgier nicht gestillt ist.« Dann schaute er auf den Boden.
    »Ich mache mir gar keine Sorgen«, widersprach ich ihm mit Nachdruck.
    »Das solltest du aber, Mae«, erwiderte Sam. »Vampire, die ihrer Blutgier verfallen, sind tödlich.«
    Ich schüttelte den Kopf, um die deprimierenden Aussichten zu verscheuchen. »Erzähl mir lieber, was mit Konrad dann passiert ist, nachdem er sich in einen wilden Vampir verwandelt hat.« Draußen fielen die ersten Regentropfen und perlten in durchsichtigen Schlieren an den Fensterscheiben ab.
    »Na schön«, murmelte er. »Konrads Ruf war ihm vorausgeeilt, denn die Leute erzählten sich, dass eine Bestie in Bärengestalt umgehen würde. Mehr als zwanzig Menschen sollte das Tier bereits verschleppt haben. Mir war sofort klar, dass es sich nicht um einen Bären sondern um einen Vampir im Blutrausch handelte.« Für eine Weile war Sam gedankenversunken, fuhr dann aber mit seiner Erzählung fort. »Im Frühjahr 1946 fand ich Konrad – von seinem Rudel verstoßen –, völlig verwildert und einsam in einer Höhle im Schwarzwald. Es gelang mir, sein Vertrauen zu gewinnen und ich versprach, ihm zu helfen. Bei meinem nächsten Besuch brachte ich ihm ein Schutzamulett mit und wir schworen einander die ewige Bruderschaft. Seitdem sind wir durch ein brüderliches Band verbunden, das nicht gelöst werden kann.«
    Sam schwieg.
    »Du scheinst, darüber nicht glücklich zu sein? Ist es ungefähr so, wie bei Nik und mir?«
    Sam presste seine Lippen aufeinander und verzog seine Miene, als hätte ihm jemand mit einem Vorschlaghammer auf die Fingergeschlagen. »Es ist nicht so, wie bei menschlichen Geschwistern. Es ist viel komplizierter und so eine Verbrüderung gilt für die Ewigkeit. Ich musste Konrads die Bruderschaft schwören, um ihm die Verbindung zu meiner Kraft zu geben. Nur so konnte ich ihn zu einem zivilisierten Vampir transformieren. Seitdem ist mein Dasein mit seinem verbunden.«
    Sams Körper versteifte sich, seine Atmung setzte aus. Absolut regungslos saß er neben mir. Spontan dachte ich an ein ausgestopftes Tier, das auch so real, aber gleichzeitig leblos war. Mir wurde schummerig und erst da bemerkte ich, dass ich ebenfalls aufgehört hatte zu atmen. Plötzlich blinzelte Sam. Dieses brüderliche Band schien eine große Last für ihn zu sein.
    »Bereust du es?«
    »Bereuen – was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Es ist so, wie es ist. Nichtsdestotrotz solltest du dich besser von Konrad fernhalten. Er ist gefährlich.«
    »Aber warum?«, stieß ich verzweifelt aus. »Er ist doch dein Bruder. Sollte er sich nicht für dich freuen? Warum hasst er mich so? Wieso sagt er, dass ich die Schuld an Vios Tod trage? Ich hätte nie etwas getan, was ihr schaden

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