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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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Stimme hörte.
    Konrad machten unsere Reaktionen auf sein Verhalten sichtlich Vergnügen. Er grinste gehässig und Curlys Entsetzen und meine Hilflosigkeit schienen ihn förmlich anzustacheln. Ein lautes Knurren entwich seiner Kehle und verdichtete sich zu einem ohrenbetäubenden Grollen, während er seine Hand mit dem leuchtenden Amulett gegen den nachtschwarzen Himmel streckte. »Nein, Konrad«, Curly warf sich auf ihn und versuchte ihm den Talisman zu entreißen. Doch was auch immer Konrad getan hatte, es schützte ihn, denn Curly prallte gegen einen unsichtbaren Widerstand und fiel benommen zu Boden. »Sued, iem ereresim!«, wiederholte Konrad fürchterlich, der Wind um uns erhob sich zu einem Sturm. Ein Schwall heißer Energie erfasste meinen Körper und lähmte ihn. Ich spürte die lodernde Hitze überall, in mir, auf meiner Haut und um mich herum. Sie stieg stetig an und ich hatte das Gefühl, bei lebendigem Leib zu verbrennen.
    »Ich verfluche und werde dich vernichten, Mae! Du wirst dein Glück mit Sam niemals finden! Bei der Macht sämtlicher Höllenfürsten seist du verwünscht. Du sollst in die tiefste Hölle mit den fürchterlichsten Qualen stürzen. Das Feuer soll dich verbrennen. Weder Luft soll dich umwehen, noch Wasser soll dich kühlen, sondern nur unaushaltbare Qualen sollen dich umgeben. Die Kraft meines Fluches soll für immer und ewig auf dir lasten und dich, Mae, bis zu deinem Tode heimsuchen.«
    Ein gleißender Blitz fuhr in dem Moment vom Himmel und schlug auf der bewegten Nordsee ein. Der darauffolgende markerschütternde Donnerschlag war so machtvoll, wie zehn Blitze, die gleichzeitig in einen Baum einschlugen. Ich hielt mir die Ohren zu. Ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können, mein Körper schien zu glühen. Mir wurde schwindelig. Und dann wurde es plötzlich ganz still, der Sturm verflüchtigte sich genauso schnell, wie er gekommen war. Entsetzt starrte ich zu Konrad. Doch er verzog keine Miene.
    »Konrad, was hast du da nur getan?«, schrie Curly fassungslos, immer noch auf dem Sandboden liegend.
    »Ich habe nur das getan, was ich tun musste«, entgegnete er kalt.
    »Aber Konrad, wir sind doch deine Familie.« Trotz ihrer beschwichtigenden Worte klang Curly verloren, so als sei ihr jegliche Hoffnung und jeder Lebensmut geraubt worden.
    »Familie …« Er lachte hohl auf. »Vio war meine Familie. Aber sie ist tot. Ich habe keine Familie mehr.« Konrad klang verzweifelt, als er sein Amulett vor meine Füße schleuderte, wo es als leuchtender Punkt dumpf aufprallte, liegen blieb und erlosch. Nun war wieder alles finster um mich. Ich war immer noch wie erstarrt, wagte nicht mich zu rühren.
    »Jetzt sei doch vernünftig. Ohne das Amulett kannst du dich nicht kontrollieren«, sagte Curly eindringlich.
    »Vielleicht will ich ja gar nicht mehr vernünftig sein und mich kontrollieren, liebe Curly. Vielleicht habe ich es satt, mein wahres Ich zu verleugnen.«
    »Nein verdammt! Bleib hier. Du kannst jetzt nicht einfach hier so weggehen. Wir müssen eine Lösung finden – und werden eine finden!«
    Aber Konrad antwortete nicht. Stattdessen hörte ich knirschende Schritte, die sich von uns entfernten. Unvermittelt blieben sie stehen. »Ach und noch was. Sag Enya, ich habe sie nie darum gebeten, mich zu suchen. Sie war nicht da, als sie gebraucht wurde. Sag ihr, dass sie mich gefälligst in Ruhe lassen soll.«
    Dann hörte ich, wie er wegrannte und in der Nacht verschwandt.
    »Ist er … weg?«, fragte ich zaghaft. Die Hitze entwich allmählichaus meinen Gliedern. Erst jetzt merkte ich, dass ich zitterte wie Espenlaub.
    »Ja, er ist weg.« Curly schäumte vor Wut.
    »Was … was hat er da vorhin gemacht? Ich meine, das hat sich ja fast wie ein Fluch aus einem Märchenbuch angehört und dann noch der Blitz und das Donnern?«, fragte ich und musste schlucken, denn ich fürchtete, dass auch dies keine märchenhafte Episode blieb, sondern mit meinem Leben und der Wirklichkeit verschmolz.
    »Das war ein Fluch, der leider ziemlich real ist. Mit dem rückwärtssprechen von
Misere mei, Deus
ruft man die dunkelsten Mächte an. Hast du denn dabei nichts gespürt? Den meisten Leute wird plötzlich warm, wenn sie verwünscht werden.«
    »Oh Gott, ja … ich habe ein heißes Kribbeln gespürt.« Ich hörte, wie Curly in ihrer Jackentasche kramte. »Was machen wir denn jetzt? Und was heißt das eigentlich verwünscht?« Ein hysterischer Schrei steckte in meinem Hals.
    Curly atmete tief ein und aus.

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