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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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und schrie über den Ton der Sirenen hinweg: »Los, beeilen Sie sich! Wir müssen rechts zum Amt, da gibt es einen Luftschutzkeller. Es ist gleich da drüben, wo die Reichsfahne hängt!« Er deutete auf ein Gebäude, ungefähr hundert Meter entfernt. Die Fahne kannte ich.
    Doch da sahen wir sie am Horizont. Das Geschwader kam direkt auf uns zu. Der Himmel verdunkelte sich. Das Dröhnen hunderter Flugzeugmotoren wurde bedrohlich lauter. Und die ersten Bomben fielen.
    »Oh mein Gott!« Mir sackten die Knie weg, und ich wäre auf der Straße aufgeschlagen, wenn Samuel mich nicht festgehalten hätte.
    »Elisabeth! Sieh mich an! Wir schaffen das!« Er schüttelte mich.
    »Zurück in die Schule! Wir schaffen es nicht bis zum Amt!«, schrie Doktor Drachenberg und winkte in die Richtung des Schulgebäudes. Wir rannten so schnell wie niemals zuvor in unserem Leben. Wir rannten um unser Leben. Wir erreichten die Steinstufen des Portals, als die Bomber das erste Mal über uns hinwegflogen. Mein Lehrer stieß die schwere Eingangstür auf und rannte hinein. Wir hinterher. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich bekam nur schlecht Luft. Trotzdem rannte ich weiter. Dasbrummende Geräusch der über uns hinweg ziehenden Bomber war jetzt ohrenbetäubend. Sie waren da! Schon kamen die ersten Einschläge. Es krachte so laut, dass ich vor Schreck fiel. Ich raffte mich aber sofort wieder hoch und lief weiter. Von draußen hörte ich das schrille Geheul der fallenden Bomben, das Bersten der Explosionen, und merkte, wie die Erde sich bewegte. Ich lief weiter.
    In unmittelbarer Nähe ein neuer Einschlag. Durch den Druck barsten die Fensterscheiben, ich wurde gegen eine Wand geschleudert und schlug so heftig mit dem Kopf auf, dass mir die Sinne zu schwinden drohten. Mein Geigenkasten lag zerbrochen neben mir. Der Kalkstaub reizte ätzend meine Augen, und das Atmen fiel mir schwer. Vor mir sah ich Samuel und meinen Lehrer, beide waren gestürzt. Langsam breitete sich ein warmes Nass von meinem Kopf abwärts aus. Ich war zu benommen, um mich aufzurichten oder Furcht zu empfinden. Betäubt blickte ich den Gang entlang. Samuel richtete sich wieder auf, drehte sich um und sah mich am Boden liegen. Jede Bewegung schien mir zeitverzögert. Ich sah seine Augen. Er riss sie weit auf, stürzte in meine Richtung, öffnete seinen Mund und dann hörte ich die schönste Stimme, die ich je in meinem Leben gehört hatte. »Elisaaabeeeth!«
    Ich wollte ihm antworten und öffnete meinen Mund. »Ich liebe dich, Samuel«, formten meine Lippen, aber es kam kein Ton aus meiner Kehle. Dann folgte wieder ein ohrenbetäubender Einschlag. Die Erde wackelte. Gleißend helles Licht blendete mich und mir wurde heiß. Auf einmal dann war es dunkel. Und still.

Aufgewacht
    »Es ist 7 Uhr und hier ist Nordseewelle Rock Radio mit der Morning Show. Mein Name ist Danny Kluike und wir starten jetzt durch in eine neue Woche mit den neusten Hits. Hier kommen Linkiiiiin Paaaaark!«
    Schweißnass schreckte ich hoch. Mein Herz schlug immer noch rasend schnell in meiner Brust, als hätte ich gerade einen 500-Meter-Sprint zurückgelegt. Was war los? Wo war ich? Ich rang nach Luft, richtete mich auf, blickte mich kurz um und sortierte meine wirren Gedanken.
    »I dreamed I was missing, you were so scared. But no one would listen, `cause no one else cared. After my dreaming, I woke with this fear«, plärrte es aus dem Radio.
    Unwillkürlich griff ich mir mit der rechten Hand an die Kehle und schloss die Augen. Es war wieder dieser Albtraum gewesen. Ihn träumte ich schon, seitdem ich denken konnte. Er war immer gleich und dennoch konnte ich mich beim Aufwachen niemals an Details erinnern. Das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass es um Leben und Tod ging. Außerdem hatte ich jedes Mal den Namen Elisabeth im Kopf. Ich kannte keine Elisabeth und hatte auch keine Ahnung wie sich dieser Name in meine Träume verirren konnte.
    Mein Blick fiel auf meinen Radiowecker. 7:12 Uhr zeigte das Display. Der Sender spielte jetzt einen Song von einer Newcomerband, die ich nicht kannte. Ich griff nach der Wasserflasche, die neben meinem Bett stand und trank in großen Schlucken. Meine Sinneschärften sich und auch mein Atem ging wieder ruhig und gleichmäßig. Meine Füße tasteten den Boden nach den Plüschpantoffeln ab, die halb unter dem Bett lagen. Langsam ging ich zur Tür und drückte auf den Lichtschalter. Das grelle Licht brannte in meinen Augen und verstärkte das Gefühl, dass

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