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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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trafen, spüren. Alles schien sich zu drehen. Jetzt hörte ich zwei verschiedene Stimmen, sie klangen vertraut.
    »Sie schlägt die Augen auf. Mae?«, sagte die hellere Stimme. »Hörst du mich? Mae? Hallo, ich bin’s, Curly.«
    »Sie atmet wieder, Gott sei Dank«, sagte eine sanfte tiefe Stimme, die ich auch noch im Stadium akuter Verwesung erkannt hätte. Sam. Ich konnte immer noch nichts sehen, doch ich spürte seine Nähe. Wenn ich jetzt starb, dann wäre er wenigstens bei mir, dachte ich wirr. Also war ich nicht tot, kombinierte ich. Ich lebte. Diese Erkenntnis kurbelte meinen Kreislauf an, ich tastete mit meiner Hand zur Seite und spürte feuchte Holzbalken unter mir. Ich konnte nicht mehr im Wasser sein.
    »Sie bewegt sich.« Ich erkannte Curlys Stimme.
    »Ist sie OK?«
    Ich versuchte zu sprechen, doch es kamen nur klägliche heisere Kratztöne.
    »Mae? Ich bin hier.« Sams Eishände streichelten über mein Gesicht. »Erschrick bitte nicht, ich nehme dich jetzt auf den Arm. Curly und ich bringen dich nach Hause. Es ist alles gut.«
    Ich spürte Sams Arme, sicher um mich geschlungen. Nun konnte mir nichts mehr zustoßen. Ich verfiel in einen Halbschlaf und erwachte erst vor unserer Haustür aus diesem.
    »Hey«, flüsterte er und betrachtete mich aus seinen meeresgrünen Augen. Der trübe Schein der winzigen Leuchte neben unserem Eingang warf tanzende Schatten auf sein vollkommenes Gesicht und es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre nochmal in Ohnmacht gefallen.
    »Hast du einen Haustürschlüssel?«
    Ich nickte und fummelte an dem Reißverschluss der Tasche, meines Jeansrocks.
    »Warte, ich helfe dir«, sagte Curly, fischte den Schlüsselanhänger aus der Tasche und schloss auf. Fragend wandte sie sich zu mir um. »Bittest du uns herein?«
    Was war denn das für eine Frage? Ich hustete umständlich. »J-ja, sicher«, flüsterte ich heiser. Wenigstens konnte ich überhaupt etwas sagen, das war schon mal ein Fortschritt.
    Sam trug mich auf Curlys Anordnung ins Bad, wo sie mir ein heißes Bad einließ. Frische Unterwäsche und einen Jogginganzug platzierte sie auf den Hocker neben der Badewanne.
    »Wenn was ist, dann rufe mich. Ich bin gleich draußen neben der Tür.«
    Irgendwie schaffte ich es, die klammen Sachen von meinem unterkühlten Körper abzustreifen, mich zu baden, abzutrocknen und die frischen Klamotten anzuziehen. Curly wartete, wie versprochen, neben der Badezimmertür. Ich torkelte in mein Zimmer, während sie mir lautlos folgte, einem Geist gleich. Das kleine Leselämpchen auf meinem Nachttisch war angeknipst, durch den rosa Lampenschirm drang schummeriges Licht. Sam lehnte im Halbdunkel an meinem Schreibtisch, die Decke meines Bettes hatte er bereits zurückgeschlagen. Dies war das erste Mal, dass er in meinem Schlafzimmer war, beziehungsweise überhaupt bei mir war. Irgendwie hatte ich mir das romantischer vorgestellt, nicht im Jogginganzug und total fertig. Erst jetzt bemerkte ich entsetzt in welchem Zustand er war. Das schwarze Hemd hing zerfetzt an seinem blutverkrusteten Körper und offenbarte mehr von seinem muskulösen Oberkörper, als es verbarg. Er war barfuß, die Jeans durchlöchert und das sonst so strubbelige blonde Haar, klebte auf seiner Kopfhaut zusammen. Ich schluckte hart.
    Sam hob abwehrend die Hände. »Keine Sorge Mae, mir geht’s gut. Sieht schlimmer aus, als es ist. Ehrlich.« Er deutete auf mein Bett. Ich seufzte ergeben, legte mich gehorsam in die Federn und zog mir die Bettdecke bis zum Kinn.
    Curly gab einige Tropfen aus einer winzigen bräunlichen Flasche in ein Glas Wasser und reichte es mir.
    »Was ist das?«, fragte ich mit kratziger Stimme.
    »Das wird dir helfen, morgen nicht mehr wie Joe Cocker zu klingen.«
    Misstrauisch roch ich an dem Gebräu und verzog alsbald angewidert meinen Mund.
    »Es riecht nicht nach Rosen, nein, aber es hilft. Halt dir einfach die Nase zu und dann runter damit«, ordnete Curly an.
    Ich tat wie mir geheißen, drückte meine Nase zu und leerte das Glas in einem Zug. Die bräunliche Brühe gluckerte in meinem Magen, sie hinterließ einen scharfen, fast ätzenden Nachgeschmack. Es war als fegte eine unsichtbare Putzkolonne durch meine Eingeweide, das Kratzen im Hals verflüchtigte sich auch.
    »Ich werde jetzt gehen«, sagte Sam mit entschlossener Miene.
    »Gehen? Wohin?«, fragte ich beunruhigt, meine Stimme klangfast wieder normal. Das konnte er doch nicht machen, so viele unbeantwortete Fragen schwirrten mir durch den

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