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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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wurmstichigen Holztisch entdeckte. Erschrocken sprang ich hoch, wobei die Decke durch meine ruckartige Bewegung auf den Boden rutschte. Was zur Hölle machte ich in dem Pfahlbau der Rettungsstation? Wie war ich hier überhaupt hingekommen? Wenn Konrad mich hier finden würde, dann würde es kein zweites Mal für mich gut ausgehen. So viel Glück gab es nicht. Nervosität stieg in mir auf. Ich war hier ganz allein. In allen Ecken knisterte und knackte das Holz, untermalt von der gleichmäßigen Meeresbrandung, die außerhalb des Pfahlbaus an den Strand gespült wurde. Es war kalt, meine nackten Füße fühlten sich wie abgestorben an. Ich trug immer noch den gleichen Jogginganzug, den Curly mir am Abend gegeben hatte. Unsicher spähte ich aus dem Fenster der Station. Der Vollmond tauchte die Nacht in silbriges Licht. Dichte Nebelbänke krochen über den Strand von Sankt Peter und trübten die Sichtverhältnisse. Eines wusste ich: Nebel oder kein Nebel, ich musste dringend hier weg. Nach Hause. Dort war ich in Sicherheit. Grüblerisch schaute ich auf die Wählscheibe des altmodischen Telefons. Sollte ich versuchen Nik zu erreichen, damit er mich abholte? Er schlief meist so fest wie ein Stein und würde das Klingeln des Telefons wahrscheinlich gar nicht hören. Meine Eltern anzurufen schied auch aus, denn die waren ja immer noch auf dem Kongress. Es knackte wieder. Okay, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, versuchte ich mich zu beruhigen, obwohl die gespenstische Kulisse vor dem Pfahlbau nicht gerade dazu beitrug, sich zu entspannen. Ich spähte nach rechts, verengte die Augen zu kleinen Schlitzen und erkannte undeutlich die Umrisse der Seebrücke. Sie war ungefähr fünfzig Meter von der Rettungsstation entfernt. Alles klar. Der Plan war zur Brücke zu gelangen, dann über sie in den Ortskern zu laufen und dort dann ein Taxinach Hause zu nehmen. Das müsste machbar sein, ohne in eine neue Katastrophe zu schlittern. Ich zog zaghaft die Tür der Station auf. Das tosende Rauschen der Wellen drang nun ungefiltert an meine Ohren, während der Wind meine offenen Haare durcheinanderwirbelte. Ich schaute zur Brücke. Hatte ich durch die Nebelwand eine Bewegung wahrgenommen? Ängstlich verharrte ich an der Tür und starrte angestrengt in den Nebel. Doch es bewegte sich nichts. So ein Unsinn, wer sollte sich schon mitten in der Nacht hier rumtreiben? Ärgerlich über mich selber, stieg ich die hölzernen Treppen hinab und gelangte auf den Strand. Ungemütlich zerrte der Wind an mir und der nasskalte Nebel legte sich auf meine Haut. Ich sprintete zur Brücke, die von einer dichten Nebelbank umschlossen wurde. Mein Herz machte einen erleichterten Hüpfer, unterdessen ich die ersten Stufen hinauf kletterte. Die Nebelsuppe verdichtete sich, sodass die Sicht kaum mehr als einen Meter betrug. Nahezu blind rannte ich barfüßig den Steg entlang, stoppte abrupt und wäre um ein Haar gestürzt. Ich stierte mit weit aufgerissenen Augen in den Nebel. Nein, ich hatte mich bestimmt getäuscht. Für einen kurzen Moment tat sich eine Lücke in der Nebelwand auf, etwas schien sich direkt vor mir zu regen. Eine Wolkenformation schob sich vor das helle Mondlicht, der Nebel verstärkte sich immer mehr. Nichts war zu erkennen. Ich schluckte, beschloss aber weiter zu gehen. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich lief weiter, wenn auch nicht mehr ganz so schnell. Nach wenigen Metern stoppte ich nochmal. Da war es wieder. Hektische, dunkle Bewegungen begleitet von einem gedämpften Summen. Ich schauderte. Nein, das konnte nicht sein. Meine Augen sahen es zwar, aber dies konnte nur eine optische Täuschung sein, hervorgerufen durch meine Müdigkeit, Angst und der schlechten Sicht. Doch die grauen Umrisse näherten sich unaufhaltsam und mit ihnen schwoll die Geräuschkulisse zu einem höllischen Getöse an. Dann brachen die Silhouetten durch den Nebel und kamen zähnefletschend weniger als einen Meter vor mir zum Stillstand. Ich war wie gelähmt, ein Angstschrei blieb in meiner Kehle stecken. Ein Rudel Wölfe mit blutigen Lefzen baute sich lauernd vor mir. Am Rande meines Blickfeldes erhob sich über der knurrenden Meute eine schemenhafte Gestalt, die sich bedrohlich näherte. Ich schnappte erschrocken nach Luft.Das Grollen der Wölfe erstarb, als sich Konrads Statur klar aus dem Dunst heraus manifestierte. Er sah normal aus, wie Konrad eben. Über seinem nackten Oberkörper trug er ein schwarzes Seidenhemd, das den Blick auf das Drachen-Amulett

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