Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht
hakte Curly nach.
»Ja.«
Sie schaute ihn erwartungsvoll an.
»Sonst, noch was?«, fragte Pascal gereizt.
»Ja, wann war das und wo ist sie dann hingegangen?«
Pascal gähnte. »Und wieso sollte ich dir das sagen?«
Adriana schnappte neben Curly hörbar nach Luft. »Mensch Pascal, jetzt hör auf dem mit dem Theater«, platzte ihr der Kragen.»Mae ist seit fast einer Stunde verschwunden, also sag, was du weißt und zieh hier keine Show ab.«
Adrianas plötzlicher Wutausbruch irritierte ihn sichtlich. »Äh, wie jetzt? Verschwunden?«, fragte er dümmlich.
»Na weg, Mann! Futschikato! Du verstehen?« Wie bei einem Pantomimewettbewerb fuchtelte Adriana wild gestikulierend mit ihren Händen vor seiner Nase hin und her.
In Pascals Kopf schien es zu arbeiten. »Kurz, nachdem das Konzert angefangen hat, habe ich sie genau hier getroffen.«
»Und dann?«
»Dann … also dann haben wir kurz geredet.«
»Muss man dir denn alles aus der Nase ziehen? Was ist dann passiert?«, fragte Curly ungeduldig.
»Na gut. Also wir haben uns etwas gestritten…«
»Weiter!«, riefen Curly und Adriana gleichzeitig.
»Sie ist dann zum Ausgang gelaufen.«
»Sie ist was? Bei dem Wetter?« Curly konnte es kaum glauben. Aber nicht nur die Tatsache Mae bei dem Wetter draußen zu wissen, schien sie nervös zu machen. »Und ist sie wieder zurückgekommen?«
Zögernd kratzte er sich mit einer Hand am Kopf. »Weiß ich nicht so genau. Ich habe sie danach jedenfalls nicht wiedergesehen.«
Curlys Gesicht war angespannt, pfeilartig überflog sie die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. »Komm Adri, wir müssen zu den Jungs«, schon zog sie ihre Freundin hinter sich her, die Treppe hinauf und hinter die Bühne. Fabio, Nik und Sam packten gerade ihre Instrumente zusammen, als Adriana und Curly bei ihnen eintrafen. Fabio sah sie zuerst.
»Hey ihr zwei. Na, waren wir geil oder waren wir geil?«, rief er hörbar beflügelt von dem Auftritt aus.
»Ja, war super, aber … es gibt ein Problem«, Adriana machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mae ist verschwunden.«
Die drei Jungs hielten in ihren Bewegungen inne. Nik und Fabio blickten Adriana verständnislos an, Sam starrte reglos zu Curly.
»Wie, sie ist verschwunden?« Nik trat zu Adriana und fasste sie an die Schulter. »Was ist genau passiert?«
»Sie wollte für sich und mich Cola besorgen und hat dann den tollen Pascal am Getränkestand getroffen und sich mit ihm gestritten.Pascal meinte, sie wäre dann einfach aus der Aula gelaufen. Curly und ich haben die ganze Zeit auf sie gewartet und
… draußen regnet‘s wie aus Kübeln.« Adriana seufzte. »Und der letzte Bus ist um 20 Uhr gefahren.«
Nik ballte eine Faust. »Dieser Idiot. Kann er sie nicht einmal in Ruhe lassen?«, schnaubte er verächtlich.
«Ich könnte mich echt ohrfeigen, dass wir nicht mitgegangen sind, dann wäre das garantiert nicht so abgelaufen«, sagte Adriana zerknirscht.
Sam und Curly schauten einander noch immer an und teilten wortlos ihre Gedanken. Dann nickten sie sich kaum merklich zu.
»Für Selbstvorwürfe haben wir jetzt keine Zeit, wir müssen Mae finden«, sagte Curly entschieden, an Adriana gewandt. »Bei dem Wetter holt sie sich da draußen sonst noch den Tod.«
»Ich schlage vor, ihr klappert die Umgebung ab und Curly und ich fahren die Landstraßen ab«, sagte Sam mit finsterem Ausdruck.
»Auf geht’s «, rief Nik, warf sich seine Jacke über und stürmte schon an den anderen vorbei.
Vor der Schule teilten sie sich in zwei Gruppen. Es goss immer noch in Strömen. Adriana, Fabio und Nik eilten zu Fuß durch die umliegenden Straßen, um nach Mae zu suchen. Curly und Sam rannten zu seinem Oldtimer. Sobald sie im Auto saßen, legte Curly beide Zeigefinger an ihre Schläfen und verfiel in eine Art Trance. Ein paar Sekunden später zuckte sie und gab einen erstickten Keuchlaut von sich. »Die Verzweiflung ist so stark. Ich spüre Konrad noch deutlicher, als es schon die ganze Zeit war. Er ist so mutlos. Seine Hoffnungslosigkeit legt sich wie ein Schatten auf alles andere.« Unter Sams Blicken schloss sie die Augen, sackte auf dem Beifahrersitz in sich zusammen und versank tiefer in ihren Meditationszustand. Dann schoss sie plötzlich wie ein Pfeil empor. »Oh mein Gott! Er ist bei ihr. Konrad ist bei Mae! Oh nein, Sam! Heute ist Vollmond! Er will sie im Meer ertränken!«
»Wo?«
»An der Seebrücke in Sankt Peter-Ording.«
Wortlos startete Sam den Motor. Die Reifen drehten durch, als
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