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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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Kopf.
    »Nach Hause, Mae. Nik sollte mich so nicht sehen«, er deutete an sich herunter. »Ich wüsste nicht, wie ich ihm das erklären sollte.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, glitt er aus dem Zimmer und die Haustür fiel klickend ins Schloss. Ich wusste, dass er Recht hatte. Nik würde wohl eher an eine ausgewachsene Schizophrenie glauben, bevor er ernsthaft in Betracht zog, dass seine kleine Zwillingsschwester von Konrad, dem mutierenden Vollmond-Wolf entführt und fast ertränkt worden wäre.
    »Was … was ist eigentlich passiert?« fragte ich und rieb meine Schläfen. »Und wo ist Konrad überhaupt?« Meine Nackenhaare stellten sich bei dem Namen auf.
    Curly setzte sich neben mich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das sollten wir besser morgen in Ruhe besprechen. Du musst hundemüde sein.«
    »Bin ich nicht«, log ich.
    Curly tippte eine SMS. »Und abschicken. Nik wird bald hier sein. Kann ich mir etwas von dir zum Anziehen leihen?«
    Die Ähnlichkeit zwischen Curly und einem begossenen Pudel war nicht zu leugnen.
    »Klar, bedien dich.« Ich wies mit meiner Hand auf den weißen Schrank mit den verspiegelten Türen, gleich neben dem Fenster. Curly begutachtete den Inhalt des Schrankes und entschied sich für eine geringelte Leggins und ein schwarzes Shirtkleid mit Gürtel.
    »Ich habe Nik gerade geschrieben, dass du zu Hause bist. Wir können morgen über alles reden. Bis dahin lautet die offizielle Version, dass du nach dem Zwischenfall mit Pascal aus der Schule gelaufen bist. Wir haben dich dann auf halben Weg nach Hause an einer Landstraße, pitschnass vom Regen, aufgegabelt.«
    Ich schürzte die Lippen. Nik anzulügen gehörte immer noch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, doch in diesem speziellen Fall gab es scheinbar wieder keine andere Alternative.
    »Ja, ist gut. Aber morgen erzählst du mir dann alles?«, fragte ich unsicher.
    »Ja sicher.«
    Ich bildete mir ein, in ihrer Antwort den Hauch eines Zweifels zu hören, hakte aber nicht weiter nach. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, kroch die Müdigkeit in meine Augenlider und beschwerte meine Glieder. Ich konnte mir das Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand nicht verkneifen. Curly hatte sich währenddessen umgezogen und schaute prüfend zu mir hinüber.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe und du ein wenig schläfst.«
    Mein Herzschlag geriet aus dem Takt, angstvoll krampfte sich mein Magen zusammen. »Aber was ist, wenn … wenn Konrad hier auftaucht, bevor Nik da ist?«
    Sofort, nachdem ich die Frage gestellt hatte, erkannte ich ihre Absurdität. Selbst wenn Nik bei mir wäre, könnte er nichts gegen Konrad ausrichten.
    Curly begegnete mir mit einem ruhigen Blick. »Du brauchst keine Angst vor Konrad haben, der ist erst einmal weg. Dafür hat Sam schon gesorgt. Außerdem werde ich das Haus so lange im Auge behalten, bis Nik auftaucht.« Und um ihre Aussage zu untermauern, fügte sie hinzu: »Wenn jemand zu dir möchte, muss derjenige erst einmal an mir vorbei. Du kannst also ohne Sorge schlafen, dir wird nichts passieren.«
    Curlys Worte beruhigten mich, trotzdem nahm ich mir vor wach zu bleiben, bis Nik nach Hause kam.
    Nachdem sie gegangen war, knipste ich die Nachttischlampe aus und lauschte in die Stille. Das leise gleichmäßige Tröpfeln des Regens lullte mich ein. Ich kämpfte noch gegen meine bleischweren Augenlider, als ich
Sids
schnurrenden Motor vernahm und die Lichtkegel der Scheinwerfer den Hof erhellten. Das Klappern eines Schlüssels und das Geräusch der drehenden Bewegung war das Letzte, was ich registrierte, bevor ich ins unendliche Nichts driftete.
    Als ich erwachte, hatte sich der Regen gelegt, doch der Wind frischte immer mehr auf und streifte pfeifend um die Ecken. Draußen war es düster, die Nacht hatte noch kein Ende gefunden. Ich schaute mich um, konnte aber nur schemenhafte Einzelheiten um mich herum erkennen. Dies war nicht mein Zimmer.In meinem Raum existierte kein Holzfußboden, ich hatte helle Fliesen, die teilweise von bunten Teppichbrücken bedeckt waren. Außerdem war hier alles größer, viel größer. Das Bett, in dem ich lag, war unbequem, schmal, einer Pritsche ähnlich. Eine muffige, kratzende Wolldecke umhüllte meinen Körper. Ich blinzelte, wusste immer noch nicht, wo ich eigentlich war. Als ich das gedämpfte Rauschen von außerhalb vernahm, beschlich mich allmählich eine Ahnung, wo ich mich befand. Meine Vermutung wurde bestätigt, als ich das rote Telefon auf dem

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