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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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freigab, welches auf seiner Brustmuskulatur ruhte. In diesem Moment gaben die Wolken erneut den Vollmond frei, dessen weißer Schein auf Konrads Gesichtszüge strahlte. Konrad schloss seine Lider. Irgendetwas passierte mit seinem Gesicht. Ich keuchte. Seine Miene zuckte, die Augenbrauen wuchsen zu einem buschigen Fell, seine Wangen fielen ein, die Wangenknochen traten scharf hervor und seine Zähne verlängerten sich, sodass sie spitz von der Seite blitzten. Sein Körper bebte, auch die restlichen Körperteile durchliefen eine Transformation. Die Muskulatur arbeitete unter seiner fahlen Haut, wuchs, definierte seinen perfekten Oberkörper neu. Konrads Brustmuskulatur wölbte sich, sein Hemd spannte sich nun über den breiten machtvollen Rücken. Das Amulett entwickelte ein Eigenleben, der Stein leuchtete goldbraun und pulsierte rhythmisch, so wie ein Herz. Konrad hatte sich in das verwandelt, was er schon am Abend zuvor war. Er trat ganz nah an mich heran. So nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Seine Nähe war unerträglich. Sie war nicht menschlich. Ich starrte in das Antlitz eines gefährlichen Raubtiers, unfähig mich zu rühren, die lebensnotwendige Flucht zu ergreifen. Mir schien es, als lähmte mich sein Blick, der unbarmherzig auf mir haftete. Mit all meiner Willenskraft riss ich mich aus der Starre los und strauchelte ein paar Schritte zurück.
    Konrad rückte nach. »Hallo, Mae. So alleine um die Uhrzeit unterwegs?«
    Ich versuchte krampfhaft, den Klos in meinem Hals herunterzuschlucken. Konrad runzelte ungehalten die Stirn. »Tja, so sieht man sich wieder. Auch wenn du nicht mit mir reden willst.«
    Ich versuchte mich zusammenzureißen. »Will ich doch«, sagte ich mit schriller Stimme.
    »Ach so?« Er versenkte lässig die Hände in den Taschen seiner dunklen Lederhose.
    »Ja«, wisperte ich. »Aber jetzt muss ich nach Hause.« Beim Versuch mich an ihm vorbeizuschieben, bleckten die Wölfe drohend ihre Zähne.
    Konrad schürzte die Lippen. »Das ist nicht sehr höflich von dir, Mae. Ich wollte mich doch ein wenig mit dir unterhalten.«
    Ich fröstelte. Zitternd verschränkte ich die Arme um meinen Oberkörper. »Okay reden wir. Wo … worüber willst du denn reden?«, fragte ich ängstlich.
    »Es hätte alles so perfekt werden können, weißt du? Vio und ich, das war eine einzigartige Symbiose.« Er kräuselte erneut die Stirn und legte einen Zeigefinger auf seine Lippen, damit ich ihn in seinen Gedankengängen nicht unterbrach. Nach einer Weile fuhr er fort. »Nein, eigentlich stimmt das nicht. Es war keine einfache Symbiose. Es war vielmehr eine Eusymbiose.«
    »Eine was?«, fragte ich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
    »Eine Eusymbiose. Bei einer Eusymbiose sind beide Partner alleine nicht lebensfähig.«
    Seine Worte erreichten mich mit der gleichen Wucht einer Eisenstange, die auf meine Eingeweide traf. Mir war klar, dass dies eine Drohung und mein sicheres Todesurteil war. Welchen Grund hätte er gehabt, mich zu verschonen? »Nein«, wimmerte ich. »Lass mich in Ruhe.«
    »Aber warum denn? Ich will doch nur ausgleichende Gerechtigkeit«, sagte er lockend und kam näher. Tränen stiegen in meine Augen.
    »Wenn du dich nicht wehrst, geht alles ganz schnell und problemlos.«
    Konrads raues Flüstern kroch meinen Körper empor und überzog ihn mit einer Gänsehaut. Ich starrte ihn immer noch an, obwohl ich meinen Blick abwenden wollte. Aber ich konnte es nicht. Glühend leuchteten seine Augen und seine Reißzähne ragten gierig aus seinem Mund, während sich der Abstand zwischen uns immer weiter verringerte.
    Dann hörte ich über mir ein Geräusch. Ein Rauschen, das sich rasant näherte. Pechschwarze Schwingen durchschnitten die nebelige Nacht, flogen im Sturzflug geradewegs auf uns zu und brachten Konrad zu Fall.
    »Aus dem Weg, Mae!«, schrie eine Stimme.
    Sam. Ungläubig griff ich mir an meinen Hals. Konrad flog im hohen Bogen durch die Luft und krachte mit einem lauten Scheppernauf die hölzerne Brücke und blieb liegen. Sam stürmte auf die Wölfe zu. Das Rudel stob winselnd auseinander. Dann drehte er sich zu mir um. Sein Amulett leuchtete und pochte organisch, ebenso wie das von Konrad. Sam stürzte zu mir. »Mae, ist alles in Ordnung mit dir?«
    Ich konnte ihm nicht antworten. Ein Wolf näherte sich von der Seite, machte einen Satz und sprang unmittelbar auf mich zu. Sam bemerkte ihn, wirbelte herum und warf sich ihm brüllend entgegen. Er ging mit dem Wolf zu Boden. Dann

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