Eulenspiegel
und ihn der Öffentlichkeit präsentiert.«
Zum ersten Mal suchte Schuster Schumachers Blick.
»Noch einmal zurück: Ich habe Sie doch richtig verstanden?« beharrte Toppe. »Für Sie ist Birkenhauer ein Psychopath.«
»Genau.«
»Aber ein Psychopath ist ein kranker Mensch, Herr Schuster, nicht wahr? Und in dem Fall.«
Jetzt wurde Schumacher wach.
»Der war doch nicht krank. Für mich war der nur besoffen.«
»Krank oder schwer betrunken, wie auch immer. In beiden Fällen hätten Sie den Notarzt rufen müssen.«
»Und in beiden Fällen hätten Sie die Toilette durchsuchen müssen«, fuhr van Appeldorn fort.
»Ich bin der Ansicht …« wurde Schuster wieder mutig.
»Und ich bin der Ansicht«, donnerte van Appeldorn, »daß ihr nicht nur unglaublich dämlich seid, sondern sogar massiv die Ermittlungen behindert habt.«
Keiner der beiden rührte sich.
»Sie können gehen«, sagte Toppe leise.
»Einstweilen!« schnappte van Appeldorn.
Der Kulturdezernent war noch ein wenig blasser geworden. »Wenn Sie dabei gewesen wären, dann könnten Sie das besser beurteilen, glaube ich. Ihre Kollegen können wirklich nichts dafür.«
Toppe setzte sich auf einen Stuhl und rieb sich das Gesicht. »Doch, Herr Jansen, die beiden hätten die Sache richtig einschätzen müssen. Dafür werden sie bezahlt.
Aber egal, haben Sie eine Ahnung, wer hinterher auf der Toilette war? Hat jemand was gefunden?«
»Nein, nicht daß ich wüßte. Und ich war bis zum Schluß hier. So schwer es mir auch gefallen ist. Ich habe sogar noch den Presserummel durchgestanden.«
»Wer putzt die Klos?«
»Wir haben eine Putzkolonne angestellt. Die kommt zweimal am Tag.«
»Wann waren die Leute am Freitag hier?«
»Wenn ich ehrlich sein soll, das weiß ich nicht. Aber das kann ich leicht herausfinden.«
Jansen sah plötzlich betreten aus, und Toppe konnte das nicht einsortieren. »Nein, das machen wir schon. Wenn Sie mir nur die Firma nennen.«
»Nun, für mich wäre es ganz einfach, deshalb sage ich es ja.« Er flüsterte. »Meine Schwiegermutter ist dort beschäftigt.«
Toppes Handy dudelte.
Es war Astrid. »Ich bin auf Birkenhauers Anwesen durch, Helmut. Mit seiner Frau habe ich gesprochen, mit seiner Tochter und mit diversen Bediensteten. Alle erzählen mir dieselbe schöne Geschichte: Birkenhauer ist ein Heiliger, der noch nie in seinem Leben einen über den Durst getrunken hat. Aber glücklicherweise gibt es hier noch den Neffen, und der scheint mir ganz zuverlässig zu sein. Er schätzt wohl seinen Onkel und die ganze Mischpoke nicht sonderlich. Eigentlich studiert er in Hamburg und wohnt nur in den Semesterferien hier, weil er in der Kiesgrube jobbt. Aber auch dieser Guido erzählt mir, daß Birkenhauer nichts getrunken hatte. Der ist schon morgens um acht wie ein aufgescheuchtes Huhn rumgelaufen wegen der Ehrung. An Saufen hat der nicht gedacht.«
»Gut. War’s das?«
»Im Prinzip schon. Birkenhauer hat außer Kaffee bis zehn Uhr am Freitag morgen nichts getrunken. Dann hat die gesamte Familie, inklusive des Neffen, das Haus verlassen. Aber auch danach war Birkenhauer nie allein, sagt seine Frau. Der Stadtdirektor habe sich persönlich um ihn gekümmert, ihn empfangen und neben ihm gesessen. Ich komme dann jetzt zurück, oder hast du noch was? Ich bin gerade so schön in Fahrt.«
»Ja, ich hätte schon noch was.« Er berichtete von der Putzkolonne.
»Warte mal einen Moment. Herr Jansen, wie heißt Ihre Schwiegermutter?«
»Küsters.«
»Frau Küsters«, teilte er Astrid mit. »Kümmerst du dich drum?«
»Sofort. Vergiß heute abend nicht.«
Van Appeldorn war schon nach draußen gegangen.
»Meinen Sie, ich könnte den Stadtdirektor um diese Zeit erwischen?« fragte Toppe.
Jansen überlegte. »Montags um diese Zeit? Könnte gut möglich sein. Ich würde es einfach mal versuchen.«
Obwohl Toppe gar keine Teamsitzung angesetzt hatte, fanden sich alle gegen drei im Büro ein.
Heinrichs war erschöpft: Die Presse hatte ihm die Tür eingerannt. Man wollte doch zu gern wissen, was die Polizei von Birkenhauers Entgleisung hielt. Außerdem trudelten immer noch Anrufe zum Postraub und zum Tatfahrzeug ein.
»Du siehst sehr müde aus, Walter«, sagte Toppe, obwohl er ahnte, was kommen würde. »Willst du nicht für heute Schluß machen?«
Und Heinrichs wurde auch sofort giftig. »Mir geht es großartig. Was soll das denn?«
Astrid betrachtete ihn. »Deine Lippen sind blau«, stellte sie sachlich fest.
»Ich kann das nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher