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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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verbracht. Und ich will Senga Sengana. Das ist die beste Sorte.«
    Astrid senkte den Kopf ein wenig und sah ihn herausfordernd an. »Wenn es die Sorte noch gibt«, wich sie zurück. »Deine Kindheit ist schließlich schon ein paar Tage her, oder?«
    Er fing sie mühelos ein.
    Sie gluckste vor Lachen und drehte sich zu Gabi um. »Mein Mann hier hat sich heute übrigens mit einer sehr attraktiven fremden Frau zum Mittagessen getroffen.«
    Mein Mann – in letzter Zeit nannte sie ihn oft so, und Toppe lief dabei jedesmal ein warmes, nervöses Kribbeln über den Rücken.
    »Karin Hetzel – kennst du die?«
    »O je!« Gabi schaltete auf sehr beunruhigt. »Ist die wieder im Lande? Wenn das nur gut geht. Die waren damals ganz schön heiß aufeinander. Ich mußte zu dem alten Trick greifen.«
    »Das hatte ich befürchtet«, nickte Astrid verständnisinnig.
    Toppe sah argwöhnisch von einer zur anderen. »Was denn für ein Trick?«
    »Na, du machst sie einfach zu deiner eigenen Freundin«, zuckte Astrid gelangweilt die Achseln.
    »Karin Hetzel und ich – lächerlich!« Das Spiel machte ihm Spaß. »Und was ist mit deinem holländischen Verehrer, he? Unserem smarten Kollegen Lowenstijn, der dir andauernd Rosen schickt?«
    »Andauernd! Nur zu Weihnachten und zum Geburtstag«, protestierte sie.
    »Und zum Valentinstag!«
    »Vater! Telefon!« rief Christian vom Haus her.
    Toppe fluchte und blickte an sich herab. Seine Hose war völlig durchweicht und an den Gummistiefeln klebte daumendick der Morast.
    »Kann ich nicht zurückrufen?«
    Christian hob die Schultern bis zu den Ohren und wiegte mit einer komischen Grimasse den Kopf. »Es ist Charly, die oberste Majestät.«
    Toppe tauschte einen Blick mit Astrid. Was hatte das zu bedeuten? Ob sie ihm noch mal die Meinung geigen wollte? Aber daß die Meinhard ihren Segen übers Telefon verteilte, paßte eigentlich nicht zu ihr.
    Gemächlich schlenderte er zum Haus, beeilte sich aber mit dem Stiefelausziehen dann so sehr, daß eine Socke hängenblieb und er auf einem Bein in die Halle hüpfte. Christian, der den Telefonhörer wieder in der Hand hielt, konnte sich nur mühsam das Lachen verkneifen. »Ich habe ihn loseisen können, Frau Meinhard. Hier kommt er.«
    »Guten Abend«, grüßte Toppe sachlich.
    »Hoffentlich sind Sie mir nicht böse, daß ich Sie so spät noch zu Hause störe …«
    Sie gurrte; das Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche hatte sie drauf.
    Toppe grinste in sich hinein. »Ich gehe einfach mal davon aus, daß Sie mich damit nicht ärgern wollen.«
    »Touché! Aber das habe ich verdient, ich bin manchmal wirklich zu impulsiv. Es ist schön, daß Sie’s mit Humor nehmen. Ich will Sie gar nicht lange aufhalten, nur eine Frage. Ich komme gerade aus einer Konferenz mit der Staatsanwaltschaft.«
    »Machen Sie irgendwann auch mal Feierabend?«
    »Selten, und das wird auch noch ein paar Monate so bleiben. Aber ich bin das gewöhnt. Wenn man als Frau Karriere machen will, muß man doppelt so viel arbeiten wie ein Mann und dreimal so gute Ergebnisse bringen. Aber bedauern Sie mich bloß nicht! Wenn ich keine Arbeit habe, bin ich nicht glücklich und für den Rest der Welt unausstehlich.« Sie machte eine kleine Pause, aber Toppe fiel nichts ein; er räusperte sich.
    »Also«, fuhr sie fort, und ihre Stimme wurde eine Nuance tiefer. »Herr Günther wird morgen zuschlagen, Razzia in der Anwaltskanzlei. Und da wir ab jetzt zusammenarbeiten wollen, ist es wichtig, daß einer von uns dabei ist. Mir wäre sehr daran gelegen, daß Sie das übernehmen. Wir brauchen bei der ganzen Geschichte Ihre Besonnenheit.«
    Toppe biß für einen Augenblick die Zähne zusammen. »Morgen früh?« fragte er dann. »Ich nehme an, es wird eine Mitternachtsveranstaltung.«
    »So kann man es nennen. Acht Uhr fünf.« Sie gab ihm den Namen und die Adresse.
    »Dann komme ich vorher erst gar nicht mehr ins Büro. Müssen sich die anderen halt weiter um die Rhein-Maas-Ausstellung kümmern.«

11
    Staatsanwalt Günther war knochentrocken, unzugänglich und ohne Humor. Für einen Mann seines Alters war sein Gesicht auffallend glatt, beinahe ausdruckslos, und seine Stimme war brüchig und dünn; vielleicht sprach er deshalb so wenig.
    Die Razzia verlief ohne Dramatik: fünf Polizisten räumten unter Günthers knappen Anweisungen alle Akten aus der Kanzlei in den Einsatzwagen; drei verstörte Angestellte und ein versteinerter Anwalt sahen stumm dabei zu. Auch Toppe war nicht mehr als ein Beobachter, eine

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