Eulenspiegel
murmelte die Meinhard.
Toppe erzählte.
»Natriumchlorat und Salzsäure«, sinnierte Heinrichs. »Genau wie dieser Chemielehrer da aus Gelsenkirchen-Buer voriges Jahr. Der hat auf dieselbe Art das Haus seiner Schwiegereltern abgefackelt. Wäre nie rausgekommen, wenn der den Zünder nicht mit seinen Schülern im Unterricht vorher getestet hätte, der Torfkopp. Aber was ist mit euch? Wie geht es euch denn? Ihr braucht bestimmt Hilfe. Es muß doch schlimm aussehen im Haus.«
Astrid nickte. »Das kann man wohl sagen. Wir haben gestern schon ziemlich viel geschafft, aber ich fürchte, wir werden alles neu streichen müssen.«
Jetzt hatte die Chefin genug. »Ich werde Sie jetzt Ihrer Arbeit überlassen. Könnte ich kurz draußen mit Ihnen sprechen, Herr Toppe? Und mit Ihnen auch, Herr Ackermann.«
»Au weia«, zischelte der.
»Ist Ihnen eigentlich klar, daß Sie immer noch in Gefahr sind?« begann sie, als Toppe auf den Gang kam. »Sie tragen Ihre Waffe nicht.«
»Im Präsidium?« schmunzelte Toppe.
»Sie hatten auch am Samstag keine bei sich!«
»Die sind aber auch so wat von lästich, die Dinger«, sprang Ackermann ihm zur Seite. »Un’ wenn man et wie unsereins nich’ gewöhnt is’ …«
Charlotte Meinhard überhörte das völlig. »Und denken Sie bitte auch an Briefbomben. Sie können nicht vorsichtig genug sein. Die Jungs spaßen nicht. Zu Ihnen, Herr Ackermann: Vorerst dürfen Sie in der Soko mitarbeiten. Im Laufe der Woche könnte sich die Personalsituation noch ändern, aber dann gebe ich Ihnen Bescheid.«
»Klasse!« Ackermann strahlte. »Na, denn.« meinte er händereibend.
»Bis morgen«, sagte die Chefin und wandte sich zum Gehen.
»Wann pflanzt man eigentlich Erdbeeren?« hörte sie Toppe noch fragen.
»Im August. Warum?« kam Ackermanns Antwort. Und dann Toppes triumphierendes »Ha! Von wegen Stadtkind!«
Toppe kam gerade aus der Dusche, als er das Auto auf den Hof rollen hörte. Das mußte das Pizzataxi sein.
Sie hatten wieder seit fünf Uhr geputzt und gewaschen, und als Gabi daran dachte, daß noch keiner was fürs Abendessen eingekauft hatte, waren die Läden längst geschlossen. Aber wahrscheinlich wären sie sowieso zu müde zum Kochen gewesen.
Er hatte einen Bärenhunger.
An der Haustür hielt er inne. Schritte knirschten auf dem Kies, das waren mehrere Personen. Irgend etwas klapperte metallisch. Seine Pistole lag in der Küche. Klingelten Attentäter?
Mit Schwung riß er die Tür auf, und vor ihm stand Ackermann, eine Treppenleiter in der Hand, neben ihm eine abenteuerliche Punklady mit zwei Eimern Wandfarbe.
»Gestatten MMK Kranenburg, mobile Malerkolonne. Dat is’ meine Nadine, aber die kennen Se ja schonn. Geht dem Papi gerne bei de Hand. Man kann froh sein, dat man so ’n Kind hat«, sprudelte Ackermann, ohne Luft zu holen. Dann schob er sich an Toppe vorbei. »Norbert un’ Walter kommen au’ gleich. Wir haben dat ma’ durchgerechnet, quadratmetermäßig: Wenn wer zwei Nächte durchklotzen, dürfte der Laden wieder in Schuß sein. My fress, dat sieht aber schäbbich aus hier! Un’ Sie, Chef? Au’ nich’ so ganz auffem Damm. So wat geht einem aber auch arme Nieren, dat glaub’ ich. Richtich hömmelich sehen Se aus.«
Toppe hörte Astrid hinter sich lachen. »Also, wie viele Pizzas soll ich nachordern? Vier?«
Nadine ließ ihre rosa Kaugummiblase platzen. »Pizza? Geil!«
15
Heinrichs war eigentlich ganz froh, daß er wieder Aktenführer sein konnte. Die letzten Tage hatten ihn angestrengt; es mußte einfach daran liegen, daß er so langsam in die Jahre kam.
Ach, da schau her, eine E-Mail war eingegangen. Mal was ganz Neues. Leider ließ sie sich nicht abrufen; auch beim dritten Versuch erzählte der Computer ihm, daß er keinen Zugriff hätte. Leise mosernd kramte Heinrichs einen Schlüssel aus der Dose mit den Büroklammern und schloß das Fach ganz unten im Schreibtisch auf, wo die Handbücher lagen, die er sich heimlich gekauft hatte.
Na bitte, er hatte alles richtig gemacht! Und was nun? Kein Mensch da, den er fragen konnte, außer … Nein, auf keinen Fall! Würde ja wohl nicht weglaufen, die E-Mail, und irgendwann mußte Astrid ja zurückkommen. Aber dann siegte doch seine Neugier, und er rief bei der Chefin an.
»Sie können gar keinen Zugriff haben, Herr Heinrichs. Dazu brauchen Sie das Paßwort. Waren Sie denn nicht beim letzten Großteam? Da habe ich das doch mitgeteilt.«
»Nein, äh, ich glaube, das war an dem Tag, als ich krank war.«
»Das
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