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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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es Brandstiftung gewesen war.
    Schuster lief stolz herum und erzählte jedem, daß er persönlich den Namen Eulenspiegel erfunden hatte. Das allgemeine Interesse an dieser Neuigkeit war eher bescheiden.
    Toppe kaufte sich einen Clip für den Hosenbund und legte seine Waffe nur noch ab, wenn er zu Bett ging. Er ertappte sich dabei, daß er jeden Abend alle Türen und Fenster kontrollierte und nachts nie länger als zwei Stunden durchschlief.
    Die Versicherung machte keine Schwierigkeiten, aber die Handwerker schienen alle ausgebucht zu sein. Der Dachdecker nagelte das Loch in der Tenne provisorisch mit Folie zu und verabschiedete sich bis Ende August. Mit dem neuen Hühnerstall würde es vor September nichts werden. Das Wohnhaus war wieder sauber und frisch gestrichen, aber ob sie den Räucherkammergestank jemals wieder loswurden, stand in den Sternen. Gabi kaufte kiloweise parfümierte Blüten und stellte überall Aromalichter auf, Astrid bestand bei jedem Wetter auf weit geöffneten Fenstern und Türen, solange einer im Haus war, Toppe kochte stundenlang Essigwasser und verspritzte Soda und Zitronensaft und Natron auf glühendheißen Herdplatten.
    Charlotte Meinhard führte tägliche Teamsitzungen ein, an denen sie selbst teilnahm, und bei denen sie sich jeden Nachmittag weniger zu sagen hatten. Die Chefin sprach von dringend notwendiger Supervision.
    Am Ende der Woche schlachtete Ackermann alle seine Kaninchen.
    Der Frühling kam mit Macht, die Tage wurden länger, und an den hellen Abenden baute Toppe eine Gartenlaube, bepflanzte sie mit Knöterich und wildem Wein und nahm sich Zeit zum Nachdenken.
    Am Freitag hatte er seine Entscheidung getroffen: »Was meinst du, Astrid, jetzt, wo wir sicher sind, soll ich mich nicht sterilisieren lassen?«
    Sie sagte lange Zeit gar nichts, aber dann legte sie ihm die Arme um den Hals. »Nur wenn du es wirklich willst. Es wäre natürlich am einfachsten. Vor allem, weil ich in letzter Zeit immer Probleme habe, die Pille so regelmäßig zu nehmen, wie ich sollte. Und bei diesen neuen, leichten Dingern weiß man nie so genau.«
    Christian wollte versuchen, sich im Herbst an der Uni Köln einzuschreiben. Wahrscheinlich für Jura, aber es konnte auch Architektur sein. Auf alle Fälle war Claras Dreizimmerwohnung für sie allein viel zu teuer und auch zu groß.
    Oliver war fast vier Tage lang das gute Kind, dann sah Gabi ihn Hand in Hand mit Steffi im Wald verschwinden.
    Am ersten Samstag im Mai rief Dr. Stein bei Toppe an. »Man hat mir gesagt, daß Sie Wochenenddienst haben, sonst hätte ich Sie nicht gestört. Frohe Kunde, Herr Toppe! Dank Ihrer Hilfe kann Günther am Montag beim Klever Pfannkuchenhaus zuschlagen.«
    »Dank meiner Hilfe?«
    »Tja, schon. Wenn Sie nicht so schnell die Verbindungen nach Grevenbroich und Dormagen aufgetan hätten. Dieselbe Restaurantkette, dieselben Drahtzieher. Endlich haben wir Namen. Günther startet seine Aktion am Montag um 16 Uhr. Sie wissen, er ist ein wenig eigen, aber ich habe angeregt, daß Sie dabei sind. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Sie in den betreffenden Kreisen auch Ihre Brandstifter finden werden. Und meiner Ansicht nach muß bei den Vernehmungen ein erfahrener Mann ran, ein alter Hase.«
    Toppe konnte es nicht mehr hören, aber er murmelte irgendeine Zustimmung.
    »Wollen wir uns vorher treffen, Herr Toppe? Wenn Sie um 15 Uhr bei mir sind, können wir noch einen Tee miteinander trinken und ich liefere Ihnen ein paar Einzelheiten.«
    Aber dazu sollte es nicht mehr kommen.
    Am Sonntag morgen um kurz nach elf ging Toppes Piepser.

    Der Mann hing mit ausgebreiteten Armen, das Gesicht zur Wand, die Handgelenke festgebunden an den beiden äußeren Flügeln des Triptychons neben dem Altar. Seine Fußspitzen berührten gerade noch den Boden. Auf seinem welken Hintern prangten links und rechts in Blutrot A und Q.
    Der Mann war tot.
    Van Appeldorn stand an der Kanzel und wartete, bis Toppe ihn anschaute. »Ich wollte, daß du es mit eigenen Augen siehst«, sagte er und nickte dann den beiden ED-Männern zu. »Ihr könnt ihn jetzt abnehmen.«
    Rother mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um die beiden Seile durchzuschneiden. Van Gemmern hielt den Toten um die Hüften gefaßt und ließ ihn, als der zweite Arm herabfiel, vorsichtig zu Boden gleiten.
    Man hatte dem Opfer die Hosen heruntergezogen, und die Handgelenke unter den Seilen waren mit Isolierband umwickelt, aber abgesehen davon war der Mann elegant: schwarzes Sakko, weißes,

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