Eulenspiegel
habe den Eindruck, daß mehr dahinter ist.« Lowenstijn malte mit der Schuhspitze Streifenmuster auf den Sandboden. »Sag mal, ist dir noch nie der Gedanke gekommen, daß dieser Eulenspiegel einer von euch sein könnte?«
»Flüchtig, aber ich hab’s sofort wieder verworfen.«
»Das solltest du nicht. Seit Astrid mir auf eurer Party die ganze Story erzählt hat, denke ich darüber nach. Wer wußte eigentlich, daß du zu dem Zeitpunkt in Bimmen warst?«
»Die Leute im Dorf haben mich gesehen. Ansonsten wußten nur die Kollegen, daß ich hin wollte, eine ganze Menge sogar«, gab Toppe widerstrebend zu.
»Siehst du, das meine ich. Oder gehst du davon aus, daß euer Eulenspiegel aus Bimmen kommt?«
»Nein, bis jetzt weist nichts darauf hin. Aber ein Maulwurf bei uns? Das ist absurd, Wim.«
»Ist es das? Ihr habt doch erzählt, daß so viele neue Kollegen gekommen sind.«
»Schon, aber es ergibt alles keinen Sinn.« Toppe stellte das leere Bierglas neben sich auf der Bank ab und stand auf. »Laß uns endlich die Blumenkübel schleppen. Ich komme mir schon ganz nutzlos vor.«
»Du bist ein Dickschädel, aber nun gut.«
Beim ersten Kübel klappte alles prima, aber als Toppe den zweiten mit Schwung anhob, fuhr ihm ein Schmerz mitten durch seinen Körper, die Beine knickten weg, und er lag am Boden wie ein hilfloser Käfer.
»Oh verflucht, nicht schon wieder!«
Lowenstijn hatte die Augen aufgerissen. »Was machst du denn?«
»Hexenschuß. Nein, bitte, nicht anfassen. Ich muß allein hochkommen.«
Er packte den wulstigen Rand des Pflanzkübels mit beiden Händen und holte ein paarmal Luft. »Kannst du mich ins Krankenhaus fahren?«
»Quatsch, Krankenhaus! Leg dich wieder hin, und dreh dich auf den Bauch.«
»Was hast du vor?« In Toppes Augen mischten sich Schmerz und Angst.
Lowenstijn hockte sich neben ihn. »Ist ein Trick, den mir ein alter Freund aus Schweden beigebracht hat. Der funktioniert immer. Ich werde mit meinem ganzen Gewicht langsam über deinen Rücken gehen, dicht an der Wirbelsäule lang. Das ist im Moment ein bißchen unangenehm, aber dafür fühlst du dich nachher wie neugeboren.«
Toppe hatte seine Zweifel, aber einen Versuch war es wert. Schaden würde es hoffentlich nichts.
Ein bißchen unangenehm? Es fühlte sich an, als würde er in Stücke gerissen, es krachte, und er stieß einen sehr langen, sehr lauten Fluch aus. Dann war es vorbei.
Karin Hetzel kam gerannt. »Was ist passiert? Was macht ihr denn da?«
»Physiotherapie«, grinste Lowenstijn. »Komm hoch, Helmut.«
Toppe stand langsam auf und machte zwei Schritte. Es war unglaublich, keine Spur von Schmerz. Ein bißchen steif, ja, aber er konnte sich gut bewegen.
Karin lachte. »Also wirklich! Ich habe tatsächlich gedacht, mein Chef wäre hier. Bei seinem wöchentlichen Wutanfall hört der sich genauso an, wie du gerade eben.«
Toppe durchzuckte es wie ein Blitz.
»Was bin ich doch für ein Idiot!« murmelte er, und dann lief er, ohne sich zu verabschieden oder auch nur daran zu denken, zu seinem Auto.
»Leichtfüßig wie ein Reh«, kommentierte Lowenstijn versonnen.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?« fragte Karin.
»Das sah mir ganz nach einer Erleuchtung aus.« Lowenstijn legte den Arm um ihre Schultern und lächelte charmant. »Darf ich dir jetzt mein Heim zeigen? Ich habe auch eine sehr interessante Briefmarkensammlung.«
»Davon bin ich überzeugt«, lächelte sie ebenso charmant zurück. »Worauf warten wir?«
24
Ackermann war gerade in einer Befragung, als Toppe ihn über das Funktelefon erreichte.
»Momentchen, Chef, ich verabsentier mich ma’ ebkes.«
Dann hörte man, wie er seine Gastgeber fragte: »Dürfte ich wohl kurz auf Ihre Veranda raus. Ist ein streng vertrauliches Dienstgespräch.« Eine Tür klappte.
»Da wär’ ich.«
»Ackermann, meinen Sie, Sie könnten herausfinden, wer diese Frau in Moyland war?«
»Wat denn für ’ne Frau?« Ackermann schaltete nicht gleich.
»Die mit dem Garten, die von Ihnen.«
»Ach, die Trulla! Doch, müßte sich machen lassen, wenn ich mich ’n paar Stündkes an ’t Telefon klemm’. Aber wat wollen Sie denn von der?«
»Vielleicht ist es ja eine ganz dumme Idee«, druckste Toppe herum, »aber ich.«
»Warten Sie! Nix sagen! Lassen Se mich ma’ selbst. Ich glaub’, dat Gröschken fällt: Der Postmann hat gesagt, ich hätt’ dieselbe Stimme, und die Tussi hat gesagt, ich hätt’ dieselbe Stimme. Eins und eins macht eins, wie? Genial!
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