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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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weiterhin negativ blieben, hätten sie beide bei der nächsten halbjährlichen Anhörung die Chance, auf Bewährung entlassen zu werden.
    »Chef?« quietschte Ackermann ins Telefon. »Ich bin auffe Königsallee un’ komm’ gleich angedüst. Bloß dat Se keinen Schreck kriegen, wenn jemand auffet Gehöft rollt. Ich bin dat nur, un’ ich hab wat, da gehen Ihnen die Augen über!«
    Toppe schaffte es gerade noch, sich zu Ende zu rasieren.
    Aufgekratzt und mit bedeutungsschwangerem Blick quetschte Ackermann sich auf die Küchenbank und breitete Zettel auf dem Tisch aus, auf die er dann keinen einzigen Blick warf. »Die Stimme heißt Patrick Tripp, kommt aus Nütterden un’ is’ 27. Mehrere Brüche, eine Brandstiftung inne Kölner Gegend, eine schwere Körperverletzung bei seine damalige Freundin – alles im Suff. Deshalb sitzt er in Bedburg, ei’ntlich. Aber jetzt eben seit letz’ Jahr August inne Wohnung als Freigänger, oder wie dat heißt. Zusammen mit einem gewissen Wolfgang Bäcker, 34 Jahre alt, ähnliche Karriere, bloß dat der dabei au’ noch gefixt hat un’ Pillen geschmissen. Tripp hat Arbeit bei ’ne Gärtnerei un’ der Bäcker bei ’nem – und jetzt kommt et – Elektriker, als Handlanger. Ha, ich kann dat Glitzern in Ihre Augen sehen, Chef. Dabei wird et noch besser: Bäcker is’ gebürtig aus Dormagen, un’ sein Vater is’ – dreimal dürfen Se raten – bei de Post!«
    »Gar nicht schlecht.« Toppe pfiff vergnügt durch die Zähne. »Keine schlechte Ausbeute für einen Schuß ins Blaue.«
    »Meine Rede«, rieb Ackermann sich die Hände. »So, un’ jetz’ mach ich mich auffe Socken un’ verklicker dat all’ dem Rest der Truppe. Un’ dann …«
    »Und dann sollte man die beiden Typen mal in Augenschein nehmen.«
    »Genau!« Ackermann sammelte seine Zettel ein und grinste spitzbübisch. »Wie ich Sie kenn’, wären Se am liebsten mit dabei.«
    »Ja, natürlich, aber …« Toppe hob resigniert die Arme. »Was will man machen?«
    »Einfach mitkommen. Ich denk’, am besten, wir klopfen heute abend ma’ bei den Jungs anne Tür, wenn se von de Arbeit zurück sind. Und vorher kommen wer hier vorbei un’ sammeln Sie ein.«
    »Wo wohnen die eigentlich?«
    »Inne Henri-Dunant-Straße.«
    Ackermann sprach den Namen urklevisch aus, und Toppe verzog unwillkürlich das Gesicht.
    »Ja, ich weiß et«, winkte Ackermann ab. »Et heißt Henri Dunant.« Jetzt baute er zwei übertriebene Nasale ein. »Aber wie hört sich dat denn an?«
    Kurz nachdem Ackermann sich verabschiedet hatte, stürmte eine ziemlich aufgeregte Astrid in die Küche. »Ach, hier steckst du! Hör zu, ich muß ganz schnell nach Köln. Liebe Güte, was ziehe ich bloß an?«
    Toppe faßte sie bei den Schultern und wollte sie küssen. »Was ist das denn für eine Begrüßung?«
    Aber sie schüttelte ihn ab. »Ich hab keine Sekunde Zeit. Das ganze Präsidium wird von Fernsehreportern belagert, die einem ständig ein Mikro unter die Nase halten. Eulenspiegel ist die Nummer. Ich habe schon drei Interviews für irgendwelche Magazine geben müssen. Und jetzt wollen die unbedingt einen von uns heute abend in einer Talkrunde haben. Live! Die Chefin hat mich ausgeguckt.«
    Toppe lächelte. »Kann ich gut verstehen.« Sie runzelte die Stirn. »Kommst du mit zum Händchenhalten?«
    »Ich kann nicht. Ackermann hat mir gerade …«
    »Nicht jetzt, Helmut«, stöhnte sie auf. »Erzähl es mir heute abend. Sag mir lieber, was ich anziehen soll.«

    Die Henri-Dunant-Straße hatte noch keine Geschichte. Vor nicht allzu langer Zeit war hier freies Feld gewesen, jetzt standen Mietshäuser dicht an dicht, Wohnblöcke aus hellrotem Backstein. Das Grün der Rasenflächen war noch unsicher, die Sträucher mickrig. Es würde eine Weile dauern, bis man wußte, in welche Richtung sich dieses Wohngebiet entwickeln würde. Da gab es ein privates Altenheim, einige der Mieter waren Kurden in der zweiten Generation, einige Deutsche, einige Aussiedler. Toppe kannte einen Jungen aus Olivers Klasse, der vor ein paar Jahren mit seiner Mutter aus Oswieçim nach Deutschland gezogen war und hier wohnte.
    Van Appeldorn ließ den Wagen langsam ausrollen und parkte hinter einem nagelneuen BMW. Sie waren zu viert, denn auch Heinrichs hatte darauf bestanden, mit dabei zu sein.
    Ihren ursprünglichen Plan, Bäcker und Tripp abzufangen, wenn sie von ihren Arbeitsstellen heimkehrten, hatte die Chefin vereitelt. Sie war mit einem dicken Stapel Zeitungen ins Büro gekommen und

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