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Europa-Handbuch - Europa-Handbuch

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Titel: Europa-Handbuch - Europa-Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Weidenfeld
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mit heute 3,37 Millionen Einwohnern 1 , 2 , erlebte seit dem Ende des Kommunismus wiederholt schwere Unruhen. Sowohl die innere Instabilität als auch die unmittelbare Nachbarschaft zu weiteren Krisenregionen, insbesondere dem ehemaligen Jugoslawien und dem Kosovo, führten dazu, dass Investoren das Land mieden.
    Mit dem Ende des Kommunismus im Jahre 1991 stand Albanien vor einer Hungersnot und extremer Armut. In mehreren Flüchtlingswellen verließen über 350 000 Menschen das Land, von denen die meisten nach Italien und Griechenland emigrierten. Dem Zusammenbruch von Pyramidenanlagegesellschaften im Jahre 1997, welcher den Auftakt zu weit verbreiteten sozialen Unruhen und einem beinahe vollständigen Zusammenbruch staatlicher Ordnung bildete, folgte im Jahre 1998 und 1999 der Kosovokrieg. Dieser brachte erhebliche Flüchtlingsströme nach Albanien, welche in ihrem Höhepunkt über 600 000 Menschen erreichten, etwa ein Fünftel der albanischen Gesamtbevölkerung.
    Die Innenpolitik war seit dem Ende des Kommunismus durch eine verbitterte Feindschaft zwischen der antikommunistisch orientierten Demokratischen Partei (PD) und der Sozialistischen Partei (PS) geprägt, die als Nachfolgepartei der kommunistischen Partei der Arbeit Albaniens (PPSH) im Laufe der frühen 1990er Jahre eine innere Reform hin zu einer sozialliberalen Partei durchlaufen hatte. Infolge der Pyramidenkrise verlor die PD die Zustimmung der Wählermehrheit, die sich im Juli 1997 für die Sozialistische Partei ausgesprochen hatte.
    Diese Zustimmung, die auch in den Lokalwahlen im Oktober 2000 bestätigt wurde, lässt sich vor allem auf fortgesetzte Reformen der neuen Verwaltung sowie die Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit nach 1997 zurückführen. Die Opposition hat es hingegen nicht geschafft, sich als starke und fähige Alternative darzustellen, insbesondere, da sich die PD durch einen Boykott des Parlamentes ins Abseits manövrierte, was zur Zersplitterung der Partei führte.

1. Historischer Überblick
    Seit der Staatsgründung 1913 bis zur Besetzung durch die Achsenmächte war Albanien vor allem an Italien angebunden. In dem weitgehend unterentwickelten Land ohne grundlegende Infrastruktur investierte Italien nach dem Ende des Osmanischen Reiches in die Häfen von Durres und Vlora und in Straßen im Flachland. In den 1920er und 1930er Jahren wurde jedoch Albaniens Transitcharakter nach Osten vor allem aufgrund von politischer Instabilität und mangelnder Sicherheit vernachlässigt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und bis zu seinem Tode 1985 zementierte der stalinistische Diktator Enver Hoxha diese Position weiter und führte Albanien mit seiner eigentümlich nationalistischen Politik in eine vollkommene Isolation.
    Integrationsansätze mit anderen Balkanstaaten endeten nach dem Bruch mit dem jugoslawischen Staatschef Jozip Broz Tito 1948 ebenso wie die Integration mit den Warschauer Vertragsstaaten nach dem Zerwürfnis mit dem sowjetischen Generalsekretär Nikita Chruscev 1960. Hoxha, der sich auch nach Chruscev als einziger kommunistischer Staatschef noch zum Stalinismus bekannte, hatte der Sowjetunion vorgehalten, Albanien zu einem Satellitenstaat machen zu wollen. Der Bruch, ähnlich dem Folgenden mit Jugoslawien, war belastet durch eine harsche ideologisch geladene Rhetorik, wobei Hoxha sowohl der Sowjetunion als auch Jugoslawien Abweichlertum und Verrat an den Idealen des Kommunismus vorwarf. Der Bruch mit Tito ging darauf zurück, dass Hoxha durch die Perspektive einer staatlichen Vereinigung mit Jugoslawien seine persönliche Macht in Gefahr sah. Nachdem Albanien so seine wichtigsten Verbündeten im sozialistischen Lager verloren hatte, bemühte sich Hoxha um engere Beziehungen mit China. Diese froren jedoch Ende der 1970er Jahre ein, da chinesische Entwicklungshilfe in Albanien wenig Erfolg zeigte und Albanien immer höhere Forderungen nach Unterstützung gegenüber China erhob.
    Mit wachsenden wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, sah sich Hoxhas Nachfolger Ramiz Alia gezwungen, neue Wirtschaftspartner nun auch im westlichen Ausland zu suchen. Die wirtschaftliche bilaterale Zusammenarbeit mit EU-Staaten verstärkte sich 1987 nach dem ersten Besuch eines westlichen Außenministers, in Person von Hans-Dietrich Genscher, seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Wirtschaftsbeziehungen waren zu Beginn jedoch noch stark beschränkt durch das Weiterbestehen des Dogmas der wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Die Verfassung verbot

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