Europa nach dem Fall
gehörte. Heute sind sie schwarz und asiatisch, nur einige ergraute Weiße sind noch übrig, die woanders kein neues Zuhause finden konnten oder zugewiesen bekamen.
Brick Lane von Monica Ali ist wahrscheinlich ein besserer Reiseführer ins East End von heute. Die Autorin, aus Bangladesch stammend, war Kandidatin für den Booker Preis, wurde aber schwer angegriffen wegen »fehlender Authentizität«, da sie ein zu negatives Bild der Gemeinschaft zeichnete. Man drohte ihr sogar an, das Buch zu verbrennen. Frau Alis Kenntnis der bengalischen Sprache lässt zu wünschen übrig, und sie hat Philosophie in Oxford studiert, eine Karriere, die eigentlich nicht typisch für das East End ist.
Diese Londoner Stadtteile bieten viel Interessantes, und die Reiseführer empfehlen ihre gastronomischen Genüsse. Die Klänge Kairos und die Anblicke und Gerüche von Karatschi und Dakka sind in diesen Gegenden zu finden. Ein muslimischer Autor namens Aijaz Zaka Syed schreibt in einem Artikel in den Arab News , dass er bei der Ankunft in Brüssel bemerkte, dass die Hauptstadt des neuen Europa »zunehmend wie Beirut, Istanbul oder eine andere Großstadt im Nahen Osten aussieht«. Er war höchst »freudig überrascht« vom Einfluss der arabischen und muslimischen Bevölkerung und fügte hinzu, dass »es nicht nur in Brüssel so ist. Solche Szenen werden zunehmend vertrauter … von London bis Paris und von Berlin bis Kopenhagen und Amsterdam.«
Er berichtete, dass »in den europäischen Medien viel die Rede war von der ›muslimischen Welle‹ und der ›demografischen Zeitbombe‹.« Er riet seinen europäischen Kollegen, sich nicht zu sehr aufzuregen und »die Einwanderer wegzuwünschen«, sondern die Tatsachen hinzunehmen. Diejenigen, die »Europa … überschwemmen« … »verändern sein Profil für immer.« Doch sie werden gebraucht, um einen alten und ausgelaugten Kontinent dauerhaft zu »verjüngen«. »Ob geliebt oder gehasst, Europa muss lernen, mit seinen Muslimen zu leben.« Oder, wie es Dr. Aidh al-Qarni, ein bekannter saudischer Prediger, formulierte: »Ich erwarte, wie viele in Europa lebende kundige Menschen, dass, so Allah will, der europäische Kontinent ein islamischer Kontinent sein wird.« ( www.onislam.net , 31. Okt. 2010)
Wenn wir uns im derzeitigen London umsehen, so gibt es viele reizvoll exotische Szenen zu sehen: die Frauen in Schwarz in ihren Hidschabs, die Halal-Metzger, die Kebab-Buden und die Kuskus-Kneipen, welche die Speisekarten bereichern, die Aladin-Cafés und die Marhaba-Lebensmittelgeschäfte. Der Besucher wird Fattousch und Falafel angeboten bekommen und wird bald merken, dass Mecca Cola in diesen Gegenden Coca Cola ersetzt hat. Viele der Plakate und Aufschriften sind in Sprachen und Buchstaben, die er nicht lesen kann (es sei denn, er hat die nahe gelegene Schule für Orientalische Studien besucht). Die Läden an der Ecke verkaufen arabische Tageszeitungen wie al Hayat, Asharq al-Awsat, Al Quds al Arabi und andere. Es scheint fast so viele arabische wie englische Gazetten zu geben. Es gibt auch Zeitschriften auf Bengalisch und Urdu, die ich zwar lesen, aber nicht verstehen kann. Hürriyet , die führende türkische Zeitung, hat seit 1970 eine Berliner Ausgabe. Der Herausgeber meint, dass die Türken in Deutschland besser integriert seien als die Ostdeutschen und dass deshalb seine Auflage sinkt (auch wenn das türkische Blatt kostenlos im Internet zu lesen ist).
Der Besucher in London wird an Moscheen vorbeikommen, deren größte in Regents Park steht, viele aber in Nebenstraßen und Vororten zu finden sind. Manche Städte haben jetzt mehr Moscheen als Kirchen, beispielsweise Birmingham oder Bradford. Die Kirchen sind größer, aber leerer. Er wird vorbeikommenan Kulturzentren und Vereinen, die von den Regierungen Saudi-Arabiens und manchmal auch Libyens finanziert wurden. Es gibt Buchhandlungen, die religiöse Traktate, aber auch säkulare Literatur verkaufen. Manchmal kommt von unter der Ladentheke Literatur zum Vorschein, die von den Ungläubigen als Hassliteratur angesehen wird.
Die Edgware Road (die inzwischen auch »Arabische Straße« genannt wird) bietet eine aufschlussreiche soziale Mischung. Der Markt der Church Street mit seinen Obst- und Gemüseständen ist sicherlich nicht der Ort, wo die Reichen einkaufen; das tun sie bei Harrods in Knightsbridge, das der Königsfamilie von Katar gehört. Doch die an den Abenden hier zu hörenden und zu sehenden Lamborghinis und Ferraris gehören
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