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Europa, unsere neue Heimat

Europa, unsere neue Heimat

Titel: Europa, unsere neue Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Pohl
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Sicherheit zu gewährleisten und unser Volksvermögen zu bewahren. Wir wissen, gerade in Krisen können versteinerte Strukturen aufgelöst und besser geordnet werden. Diese Chance wurde nicht einmal ergriffen, als das System zu kollabieren drohte.
    Aber wollten die Frauen und Männer in Brüssel dies überhaupt? Ich sage nein. Bis dato wurde keine einzige Beschränkung des Finanzsektors beschlossen. Geredet wird viel, aber getan wird nichts. Die Schlussfolgerung kann nur sein, dass Brüssel kein Interesse hat, etwas zu reformieren. Die mächtigen Lobbys haben kein Interesse, etwas zu ändern.
    Die Spekulanten unter den Finanzunternehmen machen munter weiter, bis die Blase erneut platzt. An dieses Szenario möchte ich aber nicht denken. Ich möchte mich darauf auch nicht einlassen. Denn wenn der Finanz-GAU nochmals kommt und die Politiker in ihrem Wahn oder ihrer Hundetreue zu den Molochen diese wieder unterstützen, ist ohnehin alles, was ich bisher zu analysieren versucht habe, hinfällig. Dann gibt es die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr. Das möchte ich mir nicht ausmalen und auch Sie damit verschonen.
    Aber es geschieht jetzt schon etwas Fürchterliches. Kennen Sie Basel I, II oder III? Vergessen Sie es. Es war bisher praktisch nur eine Ausrede der Banken, weniger Kredite zu vergeben, auch wenn hier die Wirklichkeit etwas komplizierter zu sein scheint. Warum wollen Banken weniger Kredite vergeben? Weil sie das Geld besser verwenden können. Sie können mit Derivaten am Finanzmarkt spekulieren, und sie können damit sogenannte Akquisitionen im Osten finanzieren, die ebenso spekulativ, aber einträglich sind.
    Wieso soll ein Manager einen Kredit vergeben, bei dem er einige wenige Prozente verdient, wenn er doch bei Spekulationen und Ostgeschäften eine wesentlich höhere Rendite erzielt? Ein Manager verdient für seine Bank viel Geld und bekommt seine Prämien. So einfach ist das. Das enorme Risiko, das damit verbunden ist, lässt ihn relativ kalt, denn er geht davon aus, dass es während seiner Vertragslaufzeit nicht zum Tragen kommt.
    Was geschieht aber, wenn es doch zu den nun hinlänglich bekannten Verlustgeschäften kommt? Gar nichts! Dafür ist ja der Rettungsschirm da. Es lebe der Lobbyismus.
    Banken sollen nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten finanzieren, die damit die Zinsen aus ihren enormen Defiziten bestreiten. Das tun sie auch. Sie kaufen beispielsweise griechische Staatsanleihen. Da Griechenland bereits seit vielen Jahren ein schlechtes Rating hatte, also ein schlechter Schuldner war, erhalten die Banken sehr hohe Zinsen für ihre Kredite, also den Ankauf von griechischen Staatsanleihen. Das war und ist ein enormes Geschäft für die Banken. Was kommt aber, wenn Griechenland seine Schulden nicht mehr, vielleicht nie mehr zahlen kann? Nichts, auch dafür gibt es ja den Rettungsschirm.
    Letztendlich wandert unser Steuergeld unaufhaltsam und in einem nie da gewesenen Tempo an die Banken, die ihrerseits damit die Verluste aus ihren hoch spekulativen Geschäften abdecken und die Boni ihrer Manager bezahlen.
    Begreifen Sie jetzt die Zusammenhänge besser?
    Genauso tragisch und fatal ist auch eine andere Entwicklung im Finanzsektor, die sich aus den obigen Zusammenhängen direkt ableiten lässt. Die Banken ziehen sich mehr und mehr aus dem klassischen Kreditgeschäft zurück. Dass dies eine Tatsache ist, können Sie am Jahresende gerne in den Bankbilanzen nachlesen. Oder fragen Sie besser die Betroffenen: Ihren Chef, den Elektriker, das Autohaus oder willkürlich jedes Unternehmen in unserem Land. Die Folgen sind fatal.
    Wenn eine Bank einem Unternehmen seinen Kreditrahmen streicht, kann es seinen Geschäften nicht mehr nachgehen. Wenn eine Bank einem Unternehmen eine Investition verwehrt, kann es sich nicht entwickeln oder neue Maschinen kaufen, um die alten zu ersetzen. Die Folge kennen wir alle: ein Massensterben der Klein- und Mittelbetriebe, des bisherigen Rückgrats unserer Gesellschaft. Dies und das Auswandern der Moloche in Billiglohnländer führen unmittelbar zum Verlust unserer Arbeitsplätze. Alle Maßnahmen, besser gesagt alle Beteuerungen unserer Politiker können daran nichts ändern.
    Die Finanzwirtschaft trägt somit entscheidend dazu bei, unsere Volkswirtschaft abzuwürgen. Das zeigt die mittlerweile angelaufene öffentliche Diskussion über das Ankurbeln der Wirtschaft.

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