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Europa, unsere neue Heimat

Europa, unsere neue Heimat

Titel: Europa, unsere neue Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Pohl
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Die Erkenntnis, dass nur zu sparen fatal sei, verbreitet sich. Aber geschehen ist bisher nichts und wird es vermutlich auch nicht. Dazu ist der Lobbyismus in Brüssel zu stark verankert, und wir Wähler sind zu weit von den Entscheidungsträgern entfernt.
    Gerade Griechenland veranschaulicht uns unsere künftige Entwicklung. Erfreulicherweise ist die Berichterstattung über das Desaster in Griechenland deutlich objektiver als jene über unsere Zustände, vermutlich weil die Medien die Vorgänge dort nicht unmittelbar mit uns in Zusammenhang bringen.
    Schade, dass die Banken ihre eigentliche Aufgabe nicht erfüllen: Spareinlagen anzunehmen und Kredite zu vergeben. Dieses Geschäft, seit Jahrhunderten das lukrativste neben Glücksspiel und Prostitution, haben die Banken verlernt. Schuld sind aber jene, die die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen haben. Es wäre eindeutig die Aufgabe des Gesetzgebers – und das sind unsere Parlamente, also unsere Regierungsparteien –, dies zu verhindern. Doch sie erschaffen erst den Sumpf, in dem die Finanzwirtschaft ungehindert operieren kann. Dabei wäre eine Bank mit dem klassischen Bankgeschäft sicher auch erfolgreich. Das zeigen uns unzählige Regionalbanken. Doch die Gier der Manager der Moloche ist dafür zu groß.
    Dieses Problem kann nur von der Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit gelöst werden, also von den Politikern, den Medien und insbesondere den Wählern Europas. Sicher wird der eine oder andere durch meine Worte sein Wahlverhalten ändern. Dies ist auch wünschenswert. Doch das Problem ist ein europäisches, und somit kann es nur europaweit gelöst werden. Und in Europa leben mehr als eine halbe Milliarde Menschen.
    Die Bürokraten in Brüssel werden nur auf einen breiten Druck der Bevölkerung reagieren, und das kann dieses Buch nicht erreichen. Natürlich wäre es schön, wenn meine Ansichten sich weit verbreiteten. Natürlich wäre es schön, wenn ein Umdenken in Europa stattfände, noch bevor alles zusammenbricht. Aber dies zu erwarten wäre naiv. Daher beschränke ich mich hier auf Ihre persönlichen Interessen, auf den klaren Blick und Ihre Chance, damit die Zukunft besser meistern zu können.

Kapitel 8:
Wirtschaft
    Ich habe Wirtschaftswissenschaft studiert. Natürlich ist mein Studium bereits einige Jahre her, doch bis vor zwanzig Jahren galten die alten Theorien sicher noch: über den Lebenszyklus von Firmen, über den Warenkorb als Basis der Darstellung der realen Teuerung, über soziale Marktwirtschaft oder wirtschaftspolitische Instrumente.
    Volkswirtschaft wird an jeder besseren Schule unterrichtet. Bruttosozialprodukt, Zinssenkungen zur Ankurbelung der Wirtschaft und so weiter sind Bestandteil des Allgemeinwissens.
    Doch seit einigen Jahren gilt das alles nichts mehr. Die Lehrbücher müssen neu geschrieben werden. Die Funktion des Staates zur Regulierung des Marktes ist insofern Geschichte, als diese Eingriffe nichts mehr damit zu tun haben, die Wirtschaft und den Bürger zu schützen und dessen Existenz zu bewahren.
    Alle EU-Staaten haben eine Verfassung. Insbesondere die deutsche hat eine sehr demokratische Wurzel. Das liegt auch an unserer Geschichte: Deutschland war ein Vorzeigeland der sozialen Marktwirtschaft. Im Gegensatz zu England unter der Eisernen Lady, aber auch zu den USA war es bei uns kein Thema, die soziale Marktwirtschaft abzuschaffen. Nur die Nuancen der Verteilung in ihrem Rahmen wurden diskutiert. Jahrzehntelang rangen die Parteien um Lächerlichkeiten im Vergleich zu heute. Heute werden Maßnahmen ergriffen, die in ihrem Ausmaß, aber auch in ihrer Absurdität früher nicht denkbar gewesen wären.
    Soziale Marktwirtschaft gibt es nicht mehr. Alle Errungenschaften des Sozialstaates sind dem Untergang geweiht. Unsere Eltern wie auch wir haben zwei Generationen lang dafür gearbeitet und gekämpft. Nun ist damit Schluss, ohne dass es mit uns diskutiert worden wäre.
    Diese verkorkste EU hat das möglich gemacht, genauer gesagt die erste entscheidende Lüge bei der Gründung der Europäischen Union. Die EU wurde nicht gegründet, um stark und vereint in die Zukunft zu gehen. Sie wurde geschaffen, um die Demokratie und somit die Kontrolle durch das Volk auszuhebeln, damit die Lobbys uneingeschränkt ihre Ziele verfolgen können.
    Sehen wir uns das im Einzelnen an. Wurden die Märkte vor

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