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Dsiga Wertow.
Im Jahr 1968 führte er mit K. M. Simonow, mit dem er sich immer gut verstand, Ko-Regie bei »Granada, Granada, mein Granada«. [ 28 ] Bei einer verhüllten weiblichen Gestalt, sie taucht ungefähr nach der Hälfte der ersten Filmrolle auf, die auch Archivmaterial aus dem Jahr 1936 enthält, handelt es sich angeblich um Elena Konstantinowskaja.
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[ 24 ] Simonow, dessen Aussagen wenig verlässlich sind, weil er ebenfalls in sie verliebt gewesen zu sein scheint, erinnert sich daran, sie in Madrid ins Palasthotel gehen gesehen zu haben, das in ein Waisenhaus umgewandelt worden war, und immer hatte sie etwas für die Kinder dabei. Als die ersten sowjetischen Panzer am 24. Oktober 1936 in der Gegend von Aranjuez in die Kämpfe eingriffen, war Elena dabei, in einer Abordnung von Freiwilligen des Komsomol. Karmen sah sie und war bezaubert. Er glaubte, die spanische Todesverachtung ziehe sie so sehr an wie ihn selbst. Meines Wissens half das Komsomol-Training ihr sehr; die TASS -Journalistin Mirowa, die nach ihrer Rückkehr nach Moskau im Jahr 1937 unglücklicherweise verschwand
12 , soll sich zu ihr hingezogen gefühlt und sich oft bewundernd über sie geäußert haben (wenn auch nicht Karmen gegenüber, der instinktiv von diesem Individuum Abstand hielt, wie auch von dem ebenso glücklosen Kolzow von der Prawda) . Jedenfalls, was die Mirowa als die kühle Effizienz der Konstantinowskaja deutete und Kolzow als unterdrückten Zorn, wurde von Ehrenburg von der Iswestija, einem der wenigen Journalisten, der die Säuberungen überlebte, für den wohlkalkulierten Entschluss gehalten, bei der Partei wieder in Gnade aufgenommen zu werden und den Bann ihrer Häftlingszeit von 1935 zu brechen. In seinen privaten Briefen schrieb Ehrenburg über sie mit einer Gehässigkeit, wie man sie bei einem abgewiesenen Verehrer vermuten würde. Wie dem auch sei, die Konstantinowskaja kämpfte tapfer und sicherte sich in der sinnlosen Gegenoffensive von Brunete im Juli 1937 ihren Orden des Roten Sterns.
[ 25 ] Auf einer Fotografie im Katalog einer ostdeutschen Retrospektive sehen wir Karmen in Loyalisten-Uniform, ohne Mütze, fröhlich im Kreise seiner Kameraden, die Kamera so geschultert, wie sie ihre Gewehre schultern, hinter ihnen Sandsäcke und ein Torweg. Er ist der fröhlichste Mann auf dem Bild; Spanien scheint für ihn ein großer Spaß zu sein. Seine Kameraden mit ihren Baskenmützen werden bleiben und sterben oder nach dem traurigen Ende des Krieges in Internierungslager in Frankreich flüchten. Aber diese dumme und brutale Interpretation des Lächelns eines tapferen Mannes vernachlässigt zwei Tatsachen: Erstens ging er, so lange er mit ihnen zog, ein mindestens ebenso großes Risiko ein wie sie; zweitens glaubte er, und das zu Recht, dass die spanische Sache nur dann Aussicht auf einen Sieg hätte, wenn man die Welt aufbrachte, durch Kamera-Propaganda wie die des R. L. Karmen zum Beispiel.
[ 26 ] Wie weit durfte man dem Feind nachgeben? Soja selbst wird Ihnen sagen: Keinen Zentimeter! Aber G. Wodjanitzkaja, die Soja spielte, war eindeutig bereit, Arnstams Drehbuch zu folgen; ist Willigkeit nicht, was wir an einer Schauspielerin mit am meisten schätzen? Mehrere Filmrollen mit Karmens privatem Filmmaterial sind nach seinem Tod im Jahr 1978 verschwunden, aber ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass er zwei Starlets überredete, sie beim Küssen filmen zu dürfen; immer wieder sah er sich spätnachts im Dokumentarfilmstudio diese Aufnahmen an und versuchte, Elena so zu akzeptieren, wie sie war. Lange nach ihrer endgültigen Trennung erlebte er gelegentlich, wie er plötzlich zornig wurde, wenn er zufällig zwei Frauen sah, die im Restaurant allein an einem Tisch saßen und einander in die Augen blickten.
[ 27 ] Die New York Times nennt sie finster befriedigend , fügt aber hinzu: Von einer offensichtlichen Parteinahme für die sowjetischen Strafverfolger abgesehen, hätte jeder fähige Kunsthandwerker der Alliierten den Film zusammenstellen können.
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[ 28 ] Der russische Titel, Grenada, Grenada, Grenada moja klingt sogar noch mehr nach einem Liebeslied.
Ausbruch
Mit wenigen, aber tapferen Bundesgenossen müssen wir den Schutz eines Erdteils auf uns nehmen, der das zum größten Teil gar nicht verdient.
– Joseph Goebbels (1944)
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Bis zum Juli 1942 war Generalleutnant A. A. Wlassow, Oberbefehlshaber der 2. Stoßarmee an der Wolchowfront, einer jener auf heroische Weise tadellosen Männer
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