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fünfzig Leichen (exakt fünfzig) bewiesen, dass der Befehl des Genossen Stalin richtig gewesen war. Wäre der Zusammenbruch der 2. Stoßarmee verhindert worden, würden diese Frauen noch leben. Von Trauer, Angst und Schuldgefühlen erschöpft, war Wlassow nahe daran, in die erste Phase zu regredieren. Aber dann hörte er Motorengeräusche. Er durchwühlte die Asche der nächstgelegenen Kochstelle, fand ein paar verkohlte Kartoffeln, ließ sie sich in die Manteltaschen gleiten, lief über den nassen, sandigen Boden und umkreiste das Dorf, bis er ein Versteck gefunden hatte. Er dachte an die letzten Worte von Soja, der Partisanin (wie der Prawda -Reporter Lidin sie uns überliefert hat): Ihr könnt nicht alle hundertneunzig Millionen Russen aufhängen. Wenn er die Augen schloss, schien er die berühmte Aufnahme ihrer steifgefrorenen verstümmelten Brüste zu sehen. Dass dieses Bild ihm noch immer Herzschmerzen verursachen konnte, war nicht verwunderlich, denn noch hatte er sich seine Tadellosigkeit bewahrt. Wie Soja, die vielleicht lautlos geweint hatte, bevor die Faschisten sie hinrichteten, konnte man ihn einschließen und auslöschen, aber niemand konnte den unbezwingbaren Marmor seiner Überzeugungen brechen. Nicht lange nachdem er ins hohe Gras gekrochen war, um seine Kartoffeln zu essen, quälte sich eine Kolonne Sturmgeschütze die Straße nach Luga herauf, mit
glänzenden Ketten und Geschützrohren und behelmten deutschen Jungen darauf, die der Weltgeschichte ein halbes Lächeln in die Linse warfen. Was hatte die 2. Armee je zur Verfügung gehabt, sich ihnen entgegenzustellen? Ein paar Sokolow-Maxim-Maschinengewehre, Kaliber 7,62, die mit ihren beiden Rädern und der Zuggabel aussahen wie vom Bauernhof, die dicken Rohre rückwärts gewandt, als wollten sie bleierne Samenkörner in die Felder legen (fünfhundert pro Minute) – wie lächerlich! Und mit diesem Gedanken trat er in die dritte Phase ein.
    Die ganze Zeit über umklammerte er eine der Patronenhülsen des Massakers so fest mit der linken Hand, dass seine Finger schon grünliche Flecken trugen. Als die Faschisten vorüber waren, hielt er sie sich dicht an die Brille und las die Stempelung: Geco, 7,65 Millimeter, deutsches Fabrikat.
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    Die vierte Phase in der Entwicklung des Generals Wlassow ergab sich, ganz seinem Hang zur Logik folgend, unausweichlich aus der dritten. Der Intellekt, der Napoleon, Caulaincourt, Guderian, Tuchatschewski und Peter den Großen las und dabei allen Gerechtigkeit angedeihen ließ, bildete sich viel auf seine Bereitschaft ein, die Übermacht der Gesetze der Physik anzuerkennen, selbst und besonders dann, wenn diese Gesetze gegen ihn arbeiteten. Er, der da sagt Ich bin gescheitert, ist mit höherer Wahrscheinlichkeit aufrichtig als derjenige, der sich zum Sieger erklärt. Fakt ist: Die faschistischen Invasoren waren der sowjetischen Militärmacht bei der Truppenstärke zahlenmäßig um das 1,8fache überlegen, bei schweren und mittelschweren Panzern um das 1,5fache, bei Kampfflugzeugen um das 3,2fache, bei Geschützen und Infanteriemörsern um das 1,2fache. In diesem Sommer musste Leningrad fallen und Moskau ebenso. Bald würde der Feind die Ölfelder des Kaukasus unter Kontrolle haben. Sie waren nicht zu schlagen. Das war eine Tatsache. Daher war jeder Versuch, sie zu schlagen, absurd.
    (Er erinnerte sich an die letzten Worte des Oberstleutnants: Ich verstehe nicht, wie die Faschisten die Stalin-Linie überwinden konnten …)
    Hier, in der Ruine der Datscha, in der er sich versteckte (an die Wand hinter dem nackten Bettgestell hatte jemand ein Herz mit den
Initialen E. K. und D. D. S. gemalt), gab es andere Tatsachen und Erinnerungen, die ihn nicht losließen, wie jene an das unglückliche Gesicht seiner Frau, das immer, wenn er sie verließ, hinter einem halb geöffneten Verdunklungsvorhang hervorlugte. So viel Trauriges stand ihm jetzt bevor! General Merezkow hatte ihm vertraulich zugeflüstert, allein bei der Evakuierung Tallinns seien zehntausend Menschenleben zu beklagen gewesen. Wie viele davon ließen sich schlicht auf die zahlenmäßige Unterlegenheit zurückführen, wie viele auf die Unfähigkeit der Führerschaft und wie viele auf einen Wahnsinn jenseits aller Grausamkeit? (Andrej, sagte seine Frau, wie kannst du es nur mit dir selber aushalten?)
    Nehmen wir den Fall des Kapitäns der Kasachstan , Kalitajew. (Auch diese Geschichte hatte Wlassow von Merezkow gehört.) Nach einem deutschen Treffer ging er