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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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durch die verschmierte Windschutzscheibe zu der Stelle, wo die Straße eine Biegung machte. Vor uns, ein paar Hundert Meter weiter, lag ein Haufen sonnengebleichter Knochen.
    »Welche Route hat Fletcher genommen?«, wollte Caleb wissen.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Es war dunkel. Manchmal ist er querfeldein gefahren.« Wir stiegen beide aus und betrachteten die Autoschlange. Sie hatten versucht zu fliehen. Wann immer die Epidemie erwähnt wurde, fiel ein bestimmtes Wort: Chaos.
    Caleb ging um das Auto herum und öffnete den Kofferraum. Er holte Konservendosen heraus und schnappte sich eine längliche braune Schutzhülle, in der Metallstäbe und Stoff steckten. Anschließend knallte er die Heckklappe zu.
    »Lass uns heute Nacht hierbleiben«, schlug er vor und öffnete eine der Dosen mit seinem Messer. »Die Soldaten suchen hier nicht nach uns, sie wissen, dass diese Straße blockiert ist. Morgen fahren wir dann zurück und nehmen den Weg, den ich hergekommen bin. Durch die Berge.«
    Die Sonne war nun fast vollkommen verschwunden und am Himmel zeigten sich helle weiße Sterne. Auf der Straße wären wir mit eingeschalteten Scheinwerfern für die Suchtrupps leicht zu entdecken. Wir hatten keine andere Wahl.
    An einer Stelle am Straßenrand, die halb hinter dürrem braunen Gebüsch verborgen war, breitete Caleb eine Plane aus. Ich beobachtete seine ruhigen, mühelosen Bewegungen, als er die Heringe in die Erde schlug. Als unser notdürftiges Zelt schließlich stand, war der Himmel grau und der Mond warf ein kühles Licht auf unsere Haut.
    »Nach dir«, sagte er und deutete auf die Zeltklappe aus dunkelgrünem Stoff.
    Im Inneren war gerade genug Platz, um ausgestreckt nebeneinanderzuliegen. Caleb kroch nach mir hinein, sein T-Shirt fühlte sich weich an, als es meinen nackten Arm streifte. Nachdem wir so lange getrennt gewesen waren, machte mich die plötzliche Nähe nervös.
    »Also gut«, sagte ich laut, plötzlich war jeder Zentimeter meines Körpers hellwach, »wahrscheinlich schlafen wir jetzt am besten.« Ich nahm die zerfetzte graue Decke und breitete sie über mich.
    »Ja, vermutlich.« Caleb lachte, in dem schwachen Licht, das durch die dünne Zeltwand drang, konnte ich sein Lächeln erkennen. »Aber zuerst habe ich noch etwas für dich.«
    Er zog einen kleinen Seidenbeutel aus der Hosentasche, der so schmutzig war, dass man ihn für Abfall hätte halten können. Doch ich wusste sofort, was er enthielt. »Das hast du in deinem Zimmer im Höhlencamp vergessen«, meinte er, als er mir den Beutel überreichte. »Ich dachte, vielleicht ist er wichtig für dich.«
    Meine Finger griffen dankbar in den Beutel, betasteten den winzigen Plastikvogel, das angelaufene Silberarmband und schließlich die ausgefransten Ränder des Briefes, den mir meine Mutter geschrieben hatte. »Danke«, sagte ich mit Tränen in den Augen. Er hatte keine Ahnung, wie wichtig mir der Beutel war. »Ich weiß gar nicht, wie –«
    »Psst. Ist doch nichts Besonderes.«
    Er nahm meine Hand und legte sich hin. Einen Arm schob er unter meinem Nacken hindurch. Er zog mich näher an sich, sodass ich die Wärme seines Körpers spüren konnte, die Stoppeln auf seinem Kinn kratzten an meiner Stirn. »Gute Nacht, Eve.«
    »Gute Nacht, Caleb«, antwortete ich. Als ich mit der Hand auf seinem Herzen seinem flacher werdenden Atem lauschte, pulsierte das Blut in meinen Fingern, meinen Beinen, meinem Herzen. Nachdem ich mir tagelang den Kopf zerbrochen, Fantasievorstellungen nachgehangen hatte und voller Sehnsucht gewesen war, lag er jetzt hier neben mir. In den Sekunden, bevor ich wegdämmerte, gingen mir drei Gedanken durch den Kopf.
    Ich gehe nach Califia.
    Ich bin mit Caleb zusammen.
    Ich bin glücklich.

ZWEIUNDDREISSIG
    Je weiter wir nach Norden fuhren, umso kühler wurde die Luft. Ich erzählte Caleb von dem Laster und von Fletcher, wie wir Lark kennengelernt hatten und von den Filmen, die Otis an die Wand projiziert hatte. Ich erzählte ihm von Marjories Frühstück aus Rührei und Wildschwein und wie wir uns in dem geheimen Raum versteckt hatten, als die Soldaten das Haus durchsuchten. Anschließend erzählte ich ihm alles, was ich gesehen hatte – von der Kugel, die Otis in der Brust getroffen hatte, wie man Marjorie ins Gesicht geschlagen hatte, von den knallroten Spritzern auf meinen Beinen, nachdem Lark erschossen worden war. »Ich sehe die Bilder immer wieder vor mir.«
    Gedankenverloren presste Caleb die Lippen aufeinander. »Manchmal

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