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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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sie irgendwo dort draußen in der Wildnis war, ihre helle Haut voller Hitzebläschen, kilometerweit von der Straße entfernt. Oder noch schlimmer, auf dem Rücksitz eines Jeeps, das Eigentum der Soldaten, die sie zur Schule zurückbringen würden.
    Caleb drückte meinen Arm. »Sie ist zäh. Solange sie sich versteckt hält, passiert ihr nichts.«
    Wir bogen in eine verlassene Stadt, in der Ferne verschwand die Sonne hinter den Hügeln. Der Asphalt war aufgeworfen und ließ die grünen Münzen auf der Ablage klimpern. Das verbeulte, mitgenommene Fahrzeug legte Kilometer um Kilometer zurück und mit jedem Kilometer, den es uns Califia näher brachte, fühlte ich mich sicherer.
    »Was Leif angeht«, setzte ich an. Caleb legte eine Karte aufs Lenkrad und hielt sie an den Rändern fest. Wir fuhren zügig an leeren Schaufenstern und braunem vertrocknetem Gestrüpp vorbei. »Es war nicht …«
    »Ich weiß«, erwiderte Caleb schnell. »Du brauchst nichts zu erklären.« Er legte die Karte weg und sah mich an. Sein Gesicht war von zu viel Sonne gerötet.
    »Ich wusste nicht, ob ich dich jemals wiedersehen würde.« Meine Stimme versagte, als ich das sagte. »Du hättest nicht –«
    »Ich wünschte, ich wäre nicht davongerannt«, antwortete Caleb, er redete lauter als vorher. Er fuhr langsamer und wandte sich wieder zu mir. Seine grünen Augen waren feucht. Mit dem Finger rieb er Staub von seiner Augenbraue. »Ich habe so viel über diesen Tag nachgegrübelt und mich gefragt, was passiert wäre, wenn ich da gewesen wäre, als dieses Vieh aufkreuzte und euch beide auf den Laster warf.«
    »Wo warst du?« Ich zog die Knie an den Oberkörper und rollte mich zusammen. »Was war mit dir?«
    Caleb rieb sich die Schläfen. »Ich bin in die Berge geritten. Ich wollte so lange reiten, bis ich wieder klar denken konnte. Als ich ins Camp zurückkam, waren die Jungen völlig aufgelöst. Benny …« Caleb gab wieder Gas und wich den unkrautüberwucherten Schlaglöchern aus. »Benny am allermeisten.«
    »Wo sind sie jetzt?« Ich sah Bennys Lächeln vor mir, wenn er ein Wort richtig gelesen hatte. Und Silas, wie er in seinem Tutu und einem schief sitzenden Cowboyhut mitten in ihrem Zimmer stand.
    »Sie sind immer noch dort … zusammen mit Leif.« Caleb umfasste wieder das Lenkrad. Steine und Zweige schlugen gegen den Unterboden des Wagens. Allmählich wurde mir die Bedeutung seiner Worte bewusst. Er hatte sein Zuhause, sein Leben, seine Freunde zurückgelassen … um mit mir zusammen zu sein.
    Nach einer ganzen Weile redete Caleb weiter. »Ich werde mit dir nach Califia gehen.« Er wandte sich zu mir. »Wir schaffen es dorthin.« Das Wort – wir – hatte etwas Tröstliches für mich. Es war nicht länger er. Es war nicht länger ich. Es war wir.
    Ein gemeinsames Leben schien jetzt möglich. Ein Leben in Califia, diesem Ort auf der anderen Seite der roten Brücke, der in den Hügeln versteckt über dem Ozean lag. Sie würde uns aufnehmen, diese Gemeinschaft geflohener Waisen. Ich konnte dort Unterricht geben, Caleb könnte auf die Jagd gehen und neue Botschaften an die Jungen in den Arbeitslagern aussenden. Sobald wir die Reise organisieren konnten, würden wir zur Schule zurückkehren. Ich würde Ruby und Pip nachholen. Genau, wie ich es versprochen hatte.
    Ich sah auf Calebs Hand und schob meine Finger zwischen seine. Es war ein tröstlicher Anblick, sie so ineinander verschlungen zu sehen. Das Sonnenlicht schien auf meine Wange, meine Schulter, meine nackten Beine.
    Als ich wieder auf die Straße sah, stemmte ich mich mit den Füßen auf den Boden und klammerte mich am Fensterrahmen fest. »Caleb! Halt an!«, rief ich. Er trat so fest auf die Bremse, dass ich gegen das Armaturenbrett knallte.
    Das Auto kam schlitternd zum Stehen. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Caleb. Ich nickte, rückte auf dem Sitz wieder nach hinten und massierte die Stelle, wo mein Arm gegen die harte Plastikkonsole geschlagen war.
    »Und jetzt?«, fragte ich und deutete geradeaus.
    Auf der Straße vor uns sahen wir im letzten Tageslicht einen Kleinbus stehen. Seine Reifen waren geplatzt und die Scheiben zersprungen. Vor ihm stand ein weiterer Wagen, und noch einer, eine ganze Schlange verstopfte kilometerweit die Straße vor uns, die verrosteten Stoßstangen berührten sich fast. Die Straße war unpassierbar.
    Caleb nahm die Karte und betrachtete die feine blaue Linie, der wir quer durch Arizona gefolgt waren. »Das war die beste Route.«
    Ich spähte

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