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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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alles, was passiert war, wurde mit jedem Tag, den ich in Califia verbrachte, verschwommener. Es fiel mir immer schwerer, mich an Pips Lachen oder das Grün von Calebs Augen zu erinnern.
    »Ich verstehe deine Gefühle für ihn«, sagte Quinn und fuhr sich durch ihre schwarzen Haare. Bis auf eine trockene Stelle an der Nase, die von der Sonne gerötet war und sich schälte, war ihre karamellfarbene Haut makellos. »Aber es wird leichter. Du brauchst einfach Zeit.«
    Ich trat auf ein Stück Treibholz und freute mich, als es in der Mitte durchbrach. Wir konnten uns glücklich schätzen – das wusste ich. Jedes Mal, wenn ich beim Essen den Tisch hinuntersah, dachte ich an die Dinge, denen wir entronnen waren, wie viele Mädchen noch in den Schulen eingesperrt waren und dass noch mehr Menschen unter der Kontrolle des Königs in der Stadt aus Sand lebten. Doch das Wissen, in Sicherheit zu sein, machte den Albträumen kein Ende: Caleb allein in irgendeinem Raum, eine getrocknete schwarze Blutlache um seine Beine. Die Bilder wirkten jedes Mal so real, dass ich davon mit pochendem Herzen aufschreckte, die Laken schweißdurchnässt.
    »Ich will bloß wissen, dass er am Leben ist«, brachte ich heraus.
    »Vielleicht erfährst du das nie«, sagte Quinn mit einem Schulterzucken. »Ich habe auch Menschen zurückgelassen. Eine Freundin von mir wurde auf der Flucht gefangen genommen. Ich habe ständig an sie gedacht und mir den Kopf zerbrochen, was ich hätte tun können. Hätten wir durch einen anderen Ausgang gehen sollen? Was wäre gewesen, wenn ich hinter ihr gelaufen wäre? Erinnerungen können einen zerstören, wenn man es zulässt.«
    Das war mein Stichwort, was Quinn anbelangte: Genug. Ich redete schon mit keinem anderen mehr darüber, sondern schleppte die Gedanken wie Steine mit mir herum, um ihr Gewicht zu spüren. Lass die Vergangenheit ruhen, hatte Maeve mir eines Tages geraten. Jede von uns hat etwas, das sie vergessen muss.
    Wir liefen am Rande des Strands entlang, unsere Füße versanken im Sand. Über uns kreisten Möwen. Mein Fahrrad war auf der anderen Seite des Hügels versteckt. Ich zog es aus einem dornigen Gebüsch und schob es auf Quinn zu. Sie saß auf ihrem, einen Fuß auf dem Pedal, und band ihre Haare mit einer Schnur zusammen. Sie trug ein weites türkisfarbenes T-Shirt mit der Aufschrift I ♥ NY in Blockbuchstaben. Es war vorne etwas kürzer und entblößte die rosa Narben auf ihrem Bauch. Sie hatte mir erzählt, wie sie geflohen war, aber sie redete weder über die drei Jahre, die sie in der Schule verbracht hatte, noch über die Kinder, die sie dort geboren hatte. Beim Anblick der Schwangerschaftsstreifen musste ich an Ruby und Pip denken.
    Wir fuhren schweigend mit dem Fahrrad die Straße hoch, das einzige Geräusch war der Wind, der in den Bäumen raschelte. Vom Berg waren Steinbrocken auf den Asphalt gestürzt und hatten Äste mitgerissen, die uns Löcher in die Reifen bohren konnten. Ich konzentrierte mich deshalb darauf, ihnen auszuweichen.
    Irgendwo weit entfernt war ein Schrei zu hören.
    Ich warf einen Blick über die Schulter und versuchte auszumachen, woher er kam. Der Strand war verlassen und die Flut stieg, die Felsen und der Sand verschwanden im endlosen Schäumen der Wellen. Quinn bog von der Straße ab und ging hinter den dichten Bäumen in Deckung. Sie gab mir ein Zeichen, es ihr nachzutun. Wir kauerten uns mit den Messern in der Hand ins Dickicht, bis schließlich eine Gestalt auf der Straße auftauchte.
    Harriet kam langsam in Sicht, ihr Gesicht war seltsam verzerrt, als sie mit dem Rad auf uns zufuhr. Sie war eine der Gärtnerinnen, die frische Kräuter und Gemüse an die Restaurants von Califia verteilten. Sie roch immer nach Pfefferminze. »Harriet – was hast du?«, rief Quinn und ließ sofort das Messer sinken.
    Harriet sprang vom Rad und kam auf uns zu, der Wind hatte ihre Haare wild zerzaust. Vorgebeugt und die Hände auf die Knie gestützt, rang sie nach Luft. »In der Stadt tut sich etwas. Auf der anderen Seite der Brücke ist jemand.«
    Quinn drehte sich zu mir. Seit meiner Ankunft hatten Wachen am Eingang von Califia gestanden und die zerstörte Stadt San Francisco mit Ferngläsern nach Soldaten des Königs abgesucht. Doch es war kein Licht gesichtet worden. Keine Jeeps, keine Männer.
    Bis zu diesem Augenblick.
    Quinn zerrte ihr Rad aus dem Unterholz und schob es die Straße hinauf, mich zog sie hinter sich her. »Sie haben dich gefunden«, sagte sie. »Uns bleibt nicht

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