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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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jetzt spontan geheilt – wer weiß! Möglicherweise lag es aber auch daran, dass sich im Grunde nichts geändert hatte zwischen Dom und mir. Er war der verrückte Engländer und ich die leicht manische Deutsche. That’s it.
     

    „ Sag mal, du willst wirklich heute Abend noch zurückfliegen?“, fragte mich Dom mit einem halben Burger im Mund.
    „ Ich muss“, entgegnete ich traurig.
    „ Sonst kann ich mein Studium ganz vergessen. Die wollen ein Attest sehen, sonst bin ich dran.“
    Rosa hatte zum Glück alles soweit für mich geklärt, aber ich musste mich wohl oder übel morgen früh persönlich im Prüfungsamt blicken lassen. Meine Freude darüber hielt sich in Grenzen, auf unangenehme Fragen hatte ich keine Lust und darauf London zu verlassen erst recht nicht. Ich seufzte.
    „ Naja, dann bleibt uns noch ein halber Tag!“, versuchte Dom mich aufzumuntern.
    Ich hätte ihn gerne gefragt, was dann kommen würde, aber ich verdrängte das lieber. Was sollte schon sein? Ich würde zurückfliegen, Dom würde hier bleiben und bald wieder um die Welt touren. Das war’s. Dieses Abenteuer würde enden und ich würde in die Routine und den Schmerz meines Lebens zurückkehren.
     

    Ein halber Tag also nur noch… Ich hang gerade kauend meinen unangenehmen Gedanken nach, als Dom aufsprang und jemanden überschwänglich begrüßte. Ich sah nur schwarze verwuschelte Haare und ein als Jacke getarntes, mit Fransen bestücktes Cape. Mir wurde schlagartig bewusst, dass das nur eine Person sein konnte: James Campbell himself. Noch bevor ich mich in irgendeiner Weise mental vorbereiten oder das tzatzikigeschwängerte Triefding weglegen konnte, reichte er mir auch schon zur Begrüßung seine Hand.
    „ Hey, ich bin James.“
    „ Und ich bin schmutzig.“, entfuhr es mir.
    Dom und James brachen in schallendes Gelächter aus. Oh ja, großartig!
    „ Also known as Eve“, stellte mich Dom immer noch glucksend vor, während ich verzweifelt versuchte, mich selbst Rumpelstilzchen-mäßig in den Boden zu rammen. Spitzeneinstieg! Auf dirty-und-dirty mit dem Mega-Gott!
    „ Und wo habt ihr euch kennen gelernt? Doch nicht etwa im Nachtzug?“, fragte uns James aus, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
    „ Hatte George etwa doch recht?!“, lachte er.
    „ Nein, im Flugzeug“, entgegnete Dom hastig und warf mir einen verschwörerischen Blick zu. Die Koffer-Geschichte sollte wohl unser Geheimnis bleiben.
    „ Und wer ist George?“, fragte ich schnell zurück, um weitere Fragen aus James' Richtung zu entgehen. Außerdem interessierte mich das wirklich – dieser Typ schien ja so einiges zu wissen.
    „ Doms bessere Hälfte“, grinste James und kassierte dafür von Dom eine Schelle.
    „ Du bist ja nur neidisch!“, keifte Dom zurück.
     

    James und Dom zusammen waren wie – ja, wie sollte man es anders ausdrücken? – wie Arsch und Eimer. Ich amüsierte mich köstlich mit ihnen. James hielt mir kommentarlos sein iPhone hin, das Dom ihm zu entreißen versuchte. Ich bekam es zu fassen und schaute aufs Display.
    „ Das ist nicht euer Ernst!“, kreischte ich.
    Zu sehen war Dom in einem schwarz glänzenden Anzug mit Fliege und Hut – und neben ihm, im original gleichen Outfit, nur einen Kopf größer: George Clooney. Oder besser gesagt: sein optisches Double.
    „ Mein väterlicher Freund“, warf mir Dom mit stolzgeschwellter Brust entgegen, woraufhin ich vor Lachen kurzfristig hyperventilierte. Mit ihm hatte Dom also heute früh gesprochen.
     

    James und ich waren uns auf Anhieb sympathisch. Auch wenn ich erst mal Mühe hatte, ihn zu verstehen. Er sprach so unfassbar schnell! Ich konnte kaum glauben, dass der gleiche Mensch, der mir gerade mit hundertachtzig Worten pro Minute ins Ohr zwitscherte, all diese großartigen – und zu verstehenden! – Songtexte sang. Wir waren uns gar nicht so unähnlich in unserer sarkastischen Art, was uns zu einer Gemeinschaft gegen Dom verschwor, der sich schon verzweifelt Hilfe herbeisehnte. Aber ich nahm bei James zwischen der Ausgelassenheit manchmal auch etwas Düsteres zum Vorschein kam, das in winzigkleinen Momenten plötzlich aufblitzte. Dann verdunkelten sich seine Augen ganz kurz, zwischen seinen Brauen bildete sich eine kleine Furche und sein Blick wurde ernst. Sehr rätselhaft.
     

    Wir beschlossen, den Nachmittag gemeinsam bei James zu verbringen. Dom wollte mir unbedingt James' Musikzimmer zeigen und mir bei der Gelegenheit vermutlich auch gleich mal beweisen, was

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