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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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für ein toller Drummer er war. Schließlich hatte ich sein Ego ja bis aufs Äußerste strapaziert.
    „ Wie wird denn euer neues Album heißen?“, fragte ich die beiden neugierig, nachdem wir uns zwischen einem Haufen an Instrumenten niedergelassen hatten.
    „ Riots “, verkündete James stolz.
    Er zeigte mir die Auflistung mit den einzelnen Titeln und das Cover-Artwork, das gerade frisch eingetroffen war. Ich fühlte mich geehrt, dass er das mit mir teilen wollte, schließlich kannte er mich ja erst seit ein paar Stunden. Ich überflog die Songtitel. „Protest“. „Against“. „Unperfect World“. Sie klangen ziemlich programmatisch, da meinte es wohl jemand ernst mit dem Widerstand. Dazwischen blieb ich an zwei Titeln hängen, die so ganz anders waren. „Unknown Love“. „I Am Yours Now“.
    „ Politik und Liebe, hm?“, murmelte ich in James Richtung. Wieder sah ich diesen kurzen dunklen Blitz in James' Augen.
    „ Ist das nicht manchmal das gleiche?“
    „ Kommt darauf an, wie du Politik definierst – und Liebe“, entgegnete ich.
    Dom lachte.
    „ Da hast du recht.“
     

    Unsere Blicke trafen sich, und ich schaute reflexartig zu James.
    „ Spielt ihr mir was vor?“
    „ Was willst du denn hören?“, fragte mich James zurück.
    „ Gerne eines der neuen Stücke, wenn die nicht geheim sind. Und „Heart of the South“. Dazu habe mal bei einem Auftritt getanzt –“, verplapperte ich mich.
    „ Du tanzt zu unserer Musik, öffentlich? Was denn bitte?“, fragte Dom erstaunt.
    „ Du musst nicht immer alles wissen!“, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen. Aber noch bevor ich mich rausreden konnte, hatte Dom mich in einen Deal reingequatscht.
    „ Wir spielen, du tanzt!“
    Ich grummelte widerwillig.
    „ Na gut. Aber Licht aus!“
     

    Dom zündete zwei Kerzen an, die in den Ecken des Raumes standen und setzte sich an die Drums. James nahm sich eine seiner Gitarren und spielte die ersten Akkorde. „Come here to me…“ sang er leise und kraftvoll. Ich begann langsam zu tanzen, Flamenco, zu James' Melodie und Doms einsetzenden Beats. Ich vergaß, wo ich war, mit wem und warum. Alles war nur noch dieser Tanz, der sich mit dem Lied unaufhörlich beschleunigte. Mein Körper war angespannt und trotzdem ganz leicht, ich drehte mich und schärfte meinen Blick, während ich mit meinen Füßen Doms Takt in den Boden schlug.
    „ Das war beeindruckend, ganz ehrlich!“, rief James begeistert, als ich wieder zum Stehen kam.
    Ich war völlig außer Atem, aber irgendwie glücklich. Dom kam hinter seinem Schlagzeug hervor auf mich zu. Ich suchte seinen Blick, aber er bückte sich schnell, hob etwas vom Boden auf und setzte sich leicht abgewandt neben mich. Hatte er das gerade absichtlich gemacht, um mir auszuweichen? James riss mich los von diesem Gedanken.
„ Zur Belohnung spiele ich dir jetzt einen unserer neuen Songs. Ich habe den Text gestern erst fertig bekommen. Irgendetwas hat die ganze Zeit gefehlt. Jetzt ist er komplett. Glaube ich.“ James setzte sich mit einer Akustik-Gitarre in einen der Sessel die im Musikzimmer rumstanden und fing an zu spielen.
     

    There are masses in the streets
    Fighting for their voices to be heard
    And I'll watch you from afar
     

    Gebannt sah ich James dabei zu, wie er mit voller Hingabe dieses Lied sang. Ich spürte plötzlich etwas an meiner Hand, mit der ich mich abgestützt hatte. Ich wagte es nicht, hinzuschauen und ahnte nur, dass es Doms Zeigefinger war, der meinen rechten Unterarm langsam hoch und wieder hinab fuhr. Schließlich berührte er mit seinen Fingerspitzen meine Handfläche und Hitze stieg in mir auf, die definitiv nicht vom Tanzen herrührte. Ich versuchte mich auf James zu konzentrieren.
     

    Take my hand and come with me
    Together we will stand in harmony
    And as long as I'm alive
    My heart will be yours
     

    Ich drehte meinen Kopf zu Dom und begegnete seinem Blick, der offensichtlich schon seit einiger Zeit auf mir geruht hatte. Meine Finger verschränkten sich mit seinen, fordernd und unmissverständlich. Etwas lag in seinem Blick, das mich dazu brachte. Vermutlich dachte er das gleiche von mir. Wie zwei gegenpolige Magnete zogen wir uns magisch an. Der letzte Akkord von James' Gitarre verklangt, so weit weg wie auf einem anderen Stern.

Kapitel 8
     

    Dom
     

    „ Eve?“
    „ Hm?“
    Sie hatte sich schon in Bewegung gesetzt, drehte sich noch einmal kurz um und sah mich an.
    „ Nichts.“
    Sie ging weiter durch die

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