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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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es doch nicht, verdammt!“, fluchte ich in den Hörer und begann zu erzählen.
     

     

    Dom
     

    Ich hätte ihr nachlaufen können. Ich hätte sie um Verzeihung bitten können. Ich hätte ihr einfach die DVD aus der Hand reißen und sie zerbrechen können. Ich hatte es nicht getan.
     

    Eve drückte „play“ und ich war verloren. Sie schaute gebannt auf den Bildschirm, das Intro begann, man sah das Wembley Stadium von oben und die Menschenmassen in ihr. Die ersten Klänge von „Dance of the Knights“ aus Sergei Prokofievs „Romeo und Julia“ erklangen. Ich blickte zu Boden und hörte Eve vor Freude spitz aufschreien, als James und Tom in einem gigantischen Glitterregen auf einer Plattform aus dem Boden gefahren kamen.
    „ Groooßartig!“ hörte ich Eve rufen.
    „ Jetzt kannst du dir mal ein paar Schlagzeug-Skills abschauen“, fügte sie mit besonders fiesem Unterton hinzu.
    „ Oder was meinst du Do –“ Mein Name blieb ihr förmlich im Halse stecken.
    Ich konnte sie nicht anschauen, aber ich wusste, was passiert war. Die Plattform hatte sich gedreht und sie hatte mich gesehen, wie ich da stand mit meiner neongrünen Hose, vor zehntausenden Leuten. Ich, der Drummer dieser Band. Mega.
    „ Du…“
    „ Ja.“
    „ Bist der Drummer – von Mega.“
    „ Ja, verdammt!“
     

    Unsere Blicke trafen sich und zuerst bemerkte ich einen Anflug von Scham in Eves Gesichtszügen, der schlagartig in Wut umschlug. Sie nahm nicht nur wieder die Farbe eines Fliegenpilzes an, sie hätte mich in diesem Moment wohl auch gerne und ohne mit der Wimper zu zucken mit einem solchen vergiftet.
    „ Und das hieltest du nicht für nötig mir zu sagen?!“
    „ Und du hieltest es nicht für nötig mich zu kennen?!“
    Sie wurde noch wütender und warf mit der DVD-Hülle nach mir.
    „ Du lässt mich mit dir nach London fliegen! Du lockst mich in deine Wohnung! Du verbringst den Tag mit mir! Aber sagst mir nicht, wer du bist?! So was kann sich auch nur der letzte Engländer ausdenken!“
    Ich ging in die Offensive.
    „ Du hast dich mir ja geradezu aufgedrängt! Und außerdem kann es dir doch auch völlig egal sein, wer ich bin!“
    „ Ist es aber nicht!“
    Mittlerweile hatte unser kleiner Disput eine Lautstärke angenommen, in der auch meine Nachbarn drei Häuser weiter noch ihre Freude an ihm hatten.
    Eve wurde plötzlich ganz leise und schaute auf ihre Hände, die sie ineinander verknotet hatte.
    „ Warum hast du es mir nicht gesagt?“
     

    Ich ahnte, dass sie diesen Satz vor kurzem schon einmal zu jemandem gesagt hatte und es tat mir unendlich leid, dass sie es jetzt bei mir wieder hatte tun müssen. Zum ersten Mal seit dem Aufbruch zu meiner verrückten Reise war Georges Stimme in meinem Kopf verstummt, ausgerechnet jetzt, wo ich seinen Rat gut hätte gebrauchen können! Das war sicherlich seine Rache dafür, dass ich nicht auf ihn gehört und Eve die Wahrheit gesagt hatte.
     

    Ich ging einen Schritt auf sie zu und griff nach ihren Händen, die sie nun hinter dem Rücken zu verschränken versuchte.
    „ Hör mir zu, bitte“, flüsterte ich. „Bitte.“
    In ihrem Blick glaubte ich ein stilles Einvernehmen zu erkennen.
    „ Ich wollte dir nichts vormachen, wirklich. Ich wollte nur nicht, dass dein Wissen darum, wer ich bin, zwischen uns steht. Ich wollte dich einfach so kennen lernen. Also nicht von Anfang an – da hatte ich schließlich keine Wahl.“
    Ich grinste kurz, wurde dann aber wieder ernst.
    „ Du bist Eve und ich bin Dom. Das ist alles, was wichtig ist.“
     

    Eve sah mich mit ihren dunkelblauen Augen an. Das unerklärliche Verlangen machte sich in mir breit, ihr diese Erkenntnis mit einem Kuss auf die Lippen zu brennen. Ihre Augen kamen näher und ich musste meine schließen, um nicht verrückt zu werden. Ich bemerkte, wie sie meine Hände losließ und noch bevor ich mich besinnen konnte, war sie verschwunden.
     

     

    Eve
     

    „ Rosa, was soll ich tun?“, flehte ich in den Hörer.
    Ich hatte mich so was von blamiert, vor Dominic Howell, seines Zeichens Drummer einer meiner Lieblingsbands, den ich zu erkennen nicht im Stande gewesen war. Ich liebte zwar die Musik, die Mega machten, aber um ehrlich zu sein war ich doch immer ein wenig auf den Frontmann fixiert gewesen. Was meine Scham noch vergrößerte war auch die Tatsache, dass ich vorhin ungeniert ebenjenen in Doms Beisein angeschmachtet hatte – nicht nur, um Dom zu ärgern, sondern auch, weil James Campbell einfach ein musikalischer Gott

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