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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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Sicherheitskontrolle, winkte mir ein letztes Mal zu und war dann verschwunden.
    „ Geh nicht“, flüsterte ich ihr hinterher.
     

    Mir wurde schwindelig und ich stieß mit mehreren Menschen zusammen, während ich verwirrt zum Auto eilte. Dort angekommen drückte ich meine Stirn gegen den kalten Beton der Parkhauswand, schloss meine Augen und rief mir die letzten Stunden ins Gedächtnis. Die letzten Stunden mit Eve. Sie tanzte noch einmal vor meinem inneren Auge und mein Herz schlug wieder schneller, so wie es das vorhin getan hatte. Ich sah wieder ihre Haare fliegen, ihre kraftvollen Bewegungen und spürte diesen festen, bestimmten Blick auf mir ruhen, der mich fast wahnsinnig gemacht hatte. Ich hatte mich schwer beherrschen müssen, um mich auf mein Spiel zu konzentrieren, gleichzeitig war ich in diesem Moment aber auch irgendwie eins mit ihr. Sie tanzte sich in Trance und ich spielte mich zu ihr. Als James aufhörte zu singen, war ich immer noch benommen und fühlte mich merkwürdig, aber gleichzeitig befreit und klar. Wenn ich Eve jetzt angesehen hätte, hätte sie in mir lesen können wie in einem offenen Buch. „Du bist meine Muse“, schrie mein Inneres und ich hätte nichts lieber getan als es ihr hier und jetzt zu gestehen. Wieder war er Georges Stimme, die mich davon abhielt. „Du darfst sie nicht überrumpeln, Dominic“, sagte sie leise und bestimmt zu mir. Also atmete ich tief durch und setzte mich neben Eve, spürte ihre Nähe und war wie elektrisiert. James begann „I Am Yours Now“ für sie zu spielen. Er schaute mich kurz vielsagend an und sang dann die vier neuen Zeilen, die er gerade erst aus meinem Inneren gesaugt zu haben schien.
     

    Take my hand and come with me
    Together we will stand in harmony
    And as long as I'm alive
    My heart will be yours
     

    Wie von einer fremden Macht geleitet berührte mein Zeigefinger Eves Haut, ich strich ihren Arm entlang, spürte die enorme Hitze, die von ihr ausging, nur durch diese kleine Schnittstelle unserer Körper. Ich schaute sie intensiv von der Seite an, wartete auf ihre Reaktion und berührte schließlich mit meiner Hand die ihre. Sie griff danach, nicht schüchtern oder widerwillig, sondern so, als hätte sie auf nichts anderes gewartet, ihr ganzes Leben lang. Sie drehte sich langsam zu mir und unsere Blicke trafen sich, verschmolzen miteinander. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, ich glühte, verglühte fast und sah sie immer noch an. Eve, mein Fliegenpilz-Mädchen. Meine Philosophin. Meine Tänzerin. Ihre Lippen waren leicht geöffnet. Ich war mir nicht sicher, ob sie etwas sagen oder mich gleich verschlingen würde. Ihre dunkelblauen Augen sprachen zu mir, in diesen Sekunden flüsterten sie mir viele kleine Geheimnisse zu, die ich vielleicht nur in diesem einen Moment hätte entschlüsseln können. Keiner von uns bewegte sich, wollte diesen Augenblick in etwas Banalem enden lassen. Wir wollten ihn festhalten, blickten uns immer noch an, verkrallten unsere Hände und Seelen ineinander. Erst als James aufhörte zu spielen, wurden wir unsanft zurück in die Realität katapultiert. „Ich glaube, ihr müsst langsam los“, seufzte er mit dem Blick auf die Uhr.
     

     

    Eve
     

    Ich schreckte aus einem Traum auf. Mein Herz raste, ich blickte mich verwirrt um und brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, wo ich war: in einem Flugzeug. Auf dem Weg nach Hause. Verdammt! Ich musste eine Weile geschlafen haben. Mir war es allerdings nur wie ein kurzer, unwirklicher Augenblick vorgekommen. Ich erinnerte mich an keine Einzelheiten meines Traumes, nur dieses eine Bild kam mir immer wieder vor Augen, so als hätte ich zu lange in die Sonnen geblickt: Doms Lippen, die immer näher kamen.
     

    Ich blickte verzweifelt auf das Tablett vor mir, suchte Halt an etwas, das mich von diesem Bild wegholte und lächelte doch unweigerlich in mich hinein. Zwei kleine Appenzeller-Käsepackungen lagen vor mir. Dom, überall Dom. Auf der Fahrt zum Flughafen hatten wir uns kaum angesehen, uns nur an den Händen gehalten, so als würden wir sofort in einem schwarzen Loch verschwinden, wenn einer losließe. Bis ich es nicht mehr ausgehalten hatte.
    „ Ich werde nach Hamburg kommen“, flüsterte ich bestimmt. „Im Oktober, wenn ihr dort spielt.“
    Dom nickte nur. Er drückte meine Hand lang und fest, ohne den Blick von der Straße abzuwenden.

Kapitel 9
     

    Dom
     

    Oktober. Noch drei verdammte Monate, bis ich sie wieder sehen würde. Mir war klar, dass sich

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