Eve und der letzte Englaender
hämmerte.
„ Das darf ja wohl nicht wahr sein!“, jammerte Dom.
Ich zog Dom an mir hoch und küsste ihn noch mal besonders innig.
„ Du bist fies – genau wie der Verrückte da draußen!“, fluchte Dom und warf sich schnell ein Handtuch um, um James davon abzuhalten, unsere Tür einzutreten.
„ Was?!“, hörte ich ihn laut in Richtung Tür rufen.
„ Da ist eine riesige Tarantel auf der Veranda!“
„ Wo denn? Ich seh' nix! Oder meinst du etwa das kleine arme Tierchen da hinten?“, kreischte Dom, immer noch leicht verärgert.
„ Ehrlich James, du hast wirklich ein Talent dafür, mit deinen Phobien anderer Leute Privatsphäre zu stören!“
„ Ich habe keine Phobie, ja! Ich mag einfach keine Spinnen!“
„ Is’ klar!“, zischte Dom, brachte die Spinne aber schließlich weg, vermutlich doch mehr um James' Seelenheil bemüht als er zugeben wollte.
„ Ich leg mich 'ne Runde hin“, grummelte Dom und warf James noch einen bösen Blick hinterher, als ich mich zu ihm setzte.
„ Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?“, fragte ich James.
Er nickte nur und wir setzten uns in Bewegung. Wir hatten die ganze Woche nicht über das Thema Olivia gesprochen und ich wollte nicht in James' Wunden stochern. Jetzt war er es aber, der von sich aus anfing zu sprechen.
„ Wie lange wird es dauern, bis, na ja, bis alles wieder gut ist mit mir?“
Er sah mich fast schon flehend an, so als ob ich ihm meine Hand auflegen und ihn mit meinen Worten von seinem Schmerz befreien könnte.
„ Es wird ewig dauern“, presste ich hervor, mit mehr Trauer in meiner Stimme, als ich selbst vermutet hätte.
„ Aber es wird besser werden, jeden Tag ein bisschen. Manchmal auch wieder schlechter, aber tendenziell besser.“
Wir lachten beide und ich sah James in seine Augen, die sich diesmal nicht gleich wieder verdunkelten.
„ Weißt du, ich habe all meine Träume immer mit ihr verbunden, mein ganzes Leben ist nur mit ihr denkbar. Jetzt ist da nur noch diese Leere, so als ob ich niemals mehr glücklich sein kann.“
Seine Stimme brach bei den letzten Worten und ich hörte, wie er mit den Tränen kämpfte.
„ Bist du dir da sicher?“, fragte ich ihn.
„ Was ist mit deinen Träumen mit der Band? Mit Tom und Dom? Mit deinen Freunden?“
James sah mich an und lächelte.
Kapitel 15
Eve
„ Dom?“, flüsterte ich, kaum hörbar.
„ Hm?“, hauchte er zurück.
„ Du musst auf die Bühne. Jetzt“, brachte ich etwas bestimmter heraus.
„ Ich weiß.“
Dom lehnte seine Stirn ganz leicht gegen meine. Ich bemerkte die Hitze, die gegen meine kalte Haut strömte. Schließlich legten sich seine Lippen auf meinen Mund. Er atmete warm und verlangend gegen meine, ich öffnete sie und spürte schlagartig die Erregung wieder in mir aufsteigen.
„ Dom“, flüsterte ich wieder. „Dom.“
Er löste sich widerwillig von mir, schaute mir tief in die Augen, während seine Finger über meinen Hals fuhren. Dann verschwand er im Nebel in Richtung Bühne. Ich spürte, wie dieses Gefühl mich überwältigte, so als würde sich die Gänsehaut, die Dom mit seinen Berührungen gerade bei mir verursacht hatte, schlagartig auch auf mein Inneres ausbreiten. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Die ersten Takte von „Protest“ erklangen und ich ließ mich an der schmutzigen, kalten Wand vor dem Backstageraum herabsinken. Dom. Ich hörte jeden einzelnen Schlag seines Spiels, so als würde er nach mir rufen. Dom. Seine Hände, die nach mir greifen. Dom. Der meinen Namen flüstert. Dom.
Dom
„ Da hinten ist sie!“
James schien fast noch aufgeregter als ich und wedelte ausladend mit den Armen, als er Eve auf dem Bahnsteig erspähte, was ihm die missbilligenden Blicke und einige offensichtlich ziemlich boshaften Kommentare von Passanten einbrachte. Gut, dass wir sie nicht verstanden.
„ Eeeeeeve!“
Jetzt rief er auch noch in voller Lautstärke nach ihr, peinlicher ging es kaum!
Ich rückte vorsichtshalber drei Schritte von ihm weg und versuchte so zu tun, als würde ich ihn nicht kennen. Meinen Plan machte er natürlich gleich zunichte, indem er flink wie ein Wiesel zu mir aufrückte und zu allem Überfluss noch ganz buddymäßig seinen Arm um mich legte.
„ James, nur zu deiner persönlichen Information: Das ist MEINE Freundin da hinten!“
Augenblicklich trübte sich James' nerviges Grinseface ein wenig. Ich strahlte ihn meines Sieges bewusst an und checkte meine glänzenden
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