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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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nicht mehr daran.“
    Ich versuche, ruhig zu bleiben, sage mir, dass es nicht mehr als ein Puzzleteilchen zum angeblichen „Gewinn“ von Evelyn Maier ist. „Können Sie mir noch sagen, wo der Lottoschein aufgegeben wurde?“
    „In Wien. Wäre superleiwand, wenn ich damit zur Klärung eines Mordes beitragen könnte. Ganz anonym natürlich. Ich nehme an, ich werde darüber im ‚Magazin‘ lesen. – Es geht doch um Mord, oder?“
    Ja, es gehe um Mord, bestätige ich und bedanke mich bei dem Pressereferenten. Ich glaube es langsam tatsächlich: Es geht um Mord.
    Evelyn, die jede Woche, nachdem sie bei ihrer Cousine putzen war, in der Tabaktrafik zwei Quicktipps auf dem Lottoschein ausfüllen ließ. Wie zum Trost. – Mein Telefon läutet. Diesmal ist es das Mobiltelefon. Rückversicherung der Lottozentrale? Anruf der Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, dass ich ja nicht verwenden dürfe, was mir ihr voreiliger Mitarbeiter gesagt habe? Unsinn, die haben wohl kaum meine Handynummer. Es ist Vesna. Genervt von der Sitzung. Die meisten ihrer Mitbewohner wollen nicht kämpfen, haben nicht vor, gegen den Hausabbruch zu protestieren, sie befürchten Repressalien durch die Behörden. Fast alle stammen aus dem Ausland. „Dabei haben sie gültige Aufenthaltspapiere, soviel ich weiß“, faucht Vesna.
    „Schon seltsam, dass sie ausgerechnet jetzt das Haus abreißen wollen“, überlege ich.
    „Ist mir inzwischen klar“, sagt Vesna. „Der Käufer kann jetzt billiger einkaufen, er spekuliert, dass das Grundstück bald wieder mehr wert ist. Der Verkäufer glaubt nicht, dass Grundstück bald wieder mehr wert ist, und verkauft. Ist also einfach Frage von Glauben oder Nichtglauben.“
    Ich verstehe. Wirkt wie die perfekte Erklärung für Spekulationen aller Art. Ich erzähle ihr von dem nicht behobenen Lottogewinn.
    „Wir müssen ins Haus. Ich wollte sowieso rausfahren. Habe es doch gemietet. Also kein Problem.“ Beim ersten Mal habe sie nicht gezielt nach einem Lottoschein gesucht. Ein kleines Stück Papier. Das kann man leicht übersehen. Und dass die Polizei nicht wirklich gründlich nachgesehen hatte, war uns schon damals klar. „Am schnellsten, ich nehme die U-Bahn und wir treffen uns beim ‚Magazin‘.“
    Wir lassen meinen Honda ein Stück die Straße abwärts stehen, die Nachbarin muss ja nicht alles sehen. Dann gehen wir vorbei an dem unbebauten Grundstück, zu Evelyns kleinem Haus. Durch hohes Gras und wild aufgegangene Holunderbüsche zum Eingang auf der Rückseite. Vesna ist es, die es zuerst hört. Sie packt mich am Arm. „Drinnen ist wer“, flüstert sie.
    „Vielleicht ein Tier?“, flüstere ich zurück. Vielleicht auch derjenige, der mich vor nicht allzu langer Zeit niedergeschlagen hat. Aber jetzt ist es Nachmittag. Und Vesna ist bei mir. Eine Chance, mehr zu klären, als wir gedacht haben. Vesna zeigt zur Tür, sie ist bloß angelehnt. Zur Hofseite hin gibt es kein einziges Fenster. Vesna deutet mir, stehen zu bleiben und die Tür zu bewachen. Sie selbst möchte zur Vorderseite des Hauses und durch die Fenster sehen. Ich will da nicht alleine sein. Wer sagt, dass nur eine Person im Haus ist? Kann es sein, dass wir Osthof aufgescheucht haben? Vesna war mein Kopfschütteln egal, sie ist schon verschwunden. Ich sehe mich nach einer möglichen Waffe um. Wir sollten einfach die Polizei anrufen. – Wenn die so schnell kommt wie beim letzten Mal, dann sind die Einbrecher bis dahin schon Hunderte Kilometer weit weg. Okay, das war damals ja auch kein Notfall. – Im Schuppen war eine Mistgabel. Aber was, wenn der oder die Täter türmen, während ich sie hole? Und was könnte ich dagegen tun? Besser, dann eine Mistgabel in der Hand zu haben als gar nichts. Ich schleiche langsam zur Schuppentür, zucke zusammen. Da ist jemand hinter mir.
    „Psst“, sagt Vesna. „Kann ich vorne nicht durch Fenster sehen, ist so viel Gestrüpp, man kommt nicht schnell genug hin. Ich gehe hinein, du wartest draußen.“
    „Ich hole die Mistgabel“, flüstere ich zurück und deute auf den Schuppen. Schön langsam kenne ich mich hier ja aus. Die Schuppentür lässt sich beinahe geräuschlos öffnen. Die Mistgabel steht genau dort, wo sie das letzte Mal war. Ich, Mira, die überzeugte Städterin, stehe mit einer Mistgabel bewaffnet hinter dem armseligen Haus am Land. Vesna zieht langsam die Eingangstür auf. Vorsicht, da ist kein Vorraum, man steht sofort mitten in der Küche. Ich weiß nicht, ob es zu ihrem oder zu meinem

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