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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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in die Wärme. Vielleicht genau das, was wir brauchen. „Könnte doch auch sein, dass Valentin wirklich meint, so ein Kurzurlaub täte uns gut“, probiere ich es.
    „Mira Valensky, ich wäre gerne naiv wie du. Außerdem wir haben Fall von Evelyn. Da tut sich was.“
    Stimmt schon. Und: Dürfen wir überhaupt fröhlich durch Europa jetten, während andere Frauen in den Vierzigern in heruntergekommenen Häusern vegetieren und sterben? Mira, du kannst nicht die Welt retten. Du machst deine Story über Krisengewinner, am besten wirklich über Osthof. Jeder hat eine Leiche im Keller, heißt es. Osthofs Leiche ist eben jene seines Bruders mit den gehäckselten Armen. Und was Evelyn angeht, so hat sie einfach Pech gehabt. Nichts macht sie mehr lebendig. Ich verspreche Vesna noch einmal, dass ich Zuckerbrot anrufe, und lasse mir von ihr versprechen, dass sie über einen Kurzurlaub nachdenkt.
    Ich bleibe an der Ecke beim Baum, Herbstsonne auf dem Gesicht. Besser, ich versuche sofort, Zuckerbrot zu erreichen. Erstaunlicherweise geht er selbst an den Apparat.
    „Wo ist Ihre Sekretärin?“, frage ich nach der Begrüßung.
    „Und deswegen haben Sie angerufen?“, kommt es zurück.
    „Hat sie doch zu viele Krimis gelesen?“, necke ich ihn.
    Zuckerbrot seufzt. „Sie ist eine hervorragende Kraft. Wenn auch etwas überbegabt, was kriminalistische Fantasie angeht. – Sie gießt gerade die Pflanzen.“ Er sagt es mit derart komischer Verzweiflung, dass ich kichern muss.
    „Auf dass sie blühen und gedeihen und Sauerstoff erzeugen“, wünsche ich und erzähle ihm, dass Roger zu Geld gekommen ist. Das fiele jetzt aber wirklich nicht in seine Zuständigkeit, erwidert der Leiter der Mordkommission 1.
    „Und wenn das Geld mit dem Tod seiner Mutter zusammenhängt?“
    „Dann wären die niederösterreichischen Kollegen zuständig.“
    Roger wohne doch in Wien und sei in Wien zu Geld gekommen, bettle ich. Er könne doch wenigstens jemanden zu ihm schicken und nachfragen lassen. Zuckerbrot murmelt etwas Unverständliches.
    Ich habe eine Idee. „Vielleicht hat sein plötzliches Geld ja auch nichts mit Evelyn zu tun, sondern es stammt von einem Einbruch. Dann wären Sie eigentlich verpflichtet, die zuständige Abteilung zu informieren, oder? Und wenn sich dann herausstellt, dass das Geld doch mit dem Fall Evelyn zusammenhängt …“
    „Ich bin zu gar nichts verpflichtet. Aber damit ich Ruhe habe, werde ich es tun. Ich sag den zuständigen Kollegen, dass sie diesen Roger unter die Lupe nehmen sollen, zufrieden? Ich nehme an, Sie hätten über die Ergebnisse auch noch gern einen schriftlichen Bericht, oder?“
    „Das wäre natürlich wunder…“, beginne ich, als mir klar wird, dass das natürlich ironisch gemeint ist. „… wunderbar“, sage ich trotzdem und füge hinzu: „Die Polizei, dein Freund und Helfer, wie ich es in der Volksschule gelernt habe.“
    Zuckerbrot knurrt. „Ach ja, noch etwas. Ihr Mobiltelefon ist schon untersucht. Sie haben keine brauchbaren Spuren gefunden.“
    „Was heißt das? Dass es doch Spuren gibt, die aber nicht gelesen werden können?“
    „Wir sind hier nicht bei Winnetou, verehrte Journalistensquaw. Das bedeutet, dass jemand das Telefon mit einem Tuch angefasst hat. Es gibt ein paar verwischte Fingerabdrücke, die von einer oder von zwei Personen stammen könnten. Keine, die so gut sind, dass wir sie zum Vergleich durch unseren Computer jagen könnten.“
    „Und wo ist das Telefon jetzt?“, will ich wissen.
    „Bei den zuständigen Kollegen in Niederösterreich.“
    Na super. Ich sehe die Straße entlang. Da kommt jemand auf dem Gehsteig. Es ist Claudia Osthof.
    „Herzlichen Dank“, sage ich rasch zu Zuckerbrot, „und viel Sauerstoff!“ Dann lege ich auf. Osthofs Frau kommt direkt auf mich zu. Gleich da ist eine Busstation. Sie war es offenbar nicht, die mit dem Auto weggefahren ist. Hat sie etwa gar keines? Kann ich mir nicht vorstellen. Das Garagentor jedenfalls hat ausgesehen, als böte der Raum dahinter Platz für mindestens zwei Autos. – Meine Chance, mit ihr allein zu reden.
    Osthofs Frau erschrickt, als sie mich sieht. Sie will wohl kaum über Dinge ausgefragt werden, die mir ihr Mann nicht erzählen wollte. Ich lächle so beruhigend wie möglich.
    „Oh, hallo“, sagt sie und will an mir vorbei.
    „Oh, schön, dass ich Sie noch einmal treffe“, erwidere ich.
    Misstrauischer Blick. „Haben Sie hier auf mich gewartet?“
    „Ich habe telefoniert. Aber … ich würde sehr

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