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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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gerne wissen, was Evelyn gesagt hat. Möglichst genau.“
    „Warum?“
    „Weil sie unter ungeklärten Umständen gestorben ist“, sage ich ernst.
    Claudia Osthof schüttelt den Kopf. „Die Polizei sagt, es sei ein Unfall gewesen.“
    „Das kann schon sein. Ich interessiere mich nicht nur für den Tod, ich interessiere mich für das Leben dieser Frau. Für die sich am Ende keiner mehr interessiert hat.“
    „Das ist doch nicht wahr“, widerspricht die junge Frau. „Dieser Autohändler, ich kenne ihn nicht persönlich, wollte ihr helfen. Ich wollte ihr auch helfen. Aber sie hat niemanden zu sich gelassen.“
    Ob sie sich jemals gefragt hat, warum das so war? Oder hat ihr Osthof ohnehin alles erzählt und sie spielt bloß das Unschuldslämmchen? „Hat Evelyn Maier etwas von einem ‚Gewinn‘ gesagt? Oder dass sie das Geld von Tobler gar nicht mehr brauche?“
    Claudia Osthof schüttelt den Kopf und sieht zu Boden. „Sicher nicht. Zuerst hat sie ja nicht gewusst, wer ich bin. Sie hat geglaubt, ich komme von der Caritas. Ich habe einfach ein wenig mit ihr geredet. Ich weiß, dass die Leute das oft am meisten brauchen: einfach ein wenig reden zu können.“
    „Und?“, frage ich.
    „Tja. Sie hat gesagt, dass ich ungünstig komme, in ein paar Minuten gehe ihre Lieblingsfernsehserie los. Und sie dürfe einfach nicht versäumen, ob ‚sie ihn jetzt kriegt‘ oder so. Ich hab mit ihr ferngesehen. Es war irgend so eine Endlosserie, bei der man sich nicht auskennt, wenn man sie nicht dauernd sieht. Danach haben wir übers Fernsehprogramm geredet. Und über Mobiltelefone. Und über Videos. Dass sie sich eine richtige Videokamera wünsche. Und dass ihre Tochter eine ganz große Karriere als Sängerin machen werde.“
    „Hat sie etwas davon gesagt, dass sie ihrer Tochter bald die besten Gesangsstunden bezahlen werde?“
    Osthofs Frau schüttelt den Kopf. „Ich hätte es ihr wohl auch nicht geglaubt. Ich habe sie gefragt, ob sie auch einmal Sängerin gewesen sei. Sie hat mich misstrauisch angesehen und etwas von einem ‚anderen Leben‘ gesagt. In dem sie jung und glücklich gewesen sei. Da habe ich dann den Fehler gemacht und gesagt, das wisse ich und ich wisse auch, dass sie mit dem Bruder meines Mannes befreundet gewesen sei.“
    Claudia schaut auf die Uhr. „Sie hat mich böse angesehen und gemeint, dass mich wohl Hans geschickt habe. Und dass er das bleiben lassen solle. Und dann hat sie mich hinausgeworfen.“
    „Und beim zweiten Mal?“
    „Da hat sie mich nicht mehr reingelassen.“
    „Sollten Sie ihr Geld anbieten?“, will ich wissen.
    „Der Autohändler hat ihr Geld angeboten. Ich sollte bloß vermitteln.“
    „Warum Sie? Sie haben mit ihr nie etwas zu tun gehabt. Wegen Ihrer ‚sozialen Ader‘, wie Ihr Mann gesagt hat?“
    „Er wollte sich damit nicht belasten. Wobei mein Mann durchaus sozial eingestellt ist, das können Sie mir glauben. Wir haben uns beim Sozialstaatsvolksbegehren kennengelernt. Christian war im Unterstützungskomitee, ich war eine kleine Aktivistin, die Flugblätter verteilt hat.“
    „Verstehen Sie sich eigentlich gut mit Ihrem Schwiegervater?“
    Ein wachsamer Blick. „Sie meinen wegen seiner konservativen Ansichten? Ich verstehe mich trotzdem sehr gut mit ihm. Er ist ein reizender alter Herr.“
    Das wäre mir zu Exminister Osthof nun wirklich nicht eingefallen.
    „Woher haben Sie übrigens die Verletzung über Ihrem Auge?“, frage ich.
    Claudia Osthof lächelt. „Ach das, das ist vom Indoor Climbing. Ich liebe solche Sportarten eben. Auch Wildwasserpaddeln und so.“ Sie seufzt und lächelt weiter. „Christian schimpft ohnehin immer wieder mit mir. Er hält es für zu gefährlich. Ich solle besser aufpassen auf mich.“ Sie sieht auf ihre Uhr, dann die Straße hinunter. Und da kommt der Bus, auf den sie offenkundig schon sehnsüchtig gewartet hat, denn auch endlich.

[ 12. ]
    Unser interimistischer Chefredakteur steht direkt in der Tür zum Großraumbüro. Ich kann nicht ungesehen an ihm vorbei. Ich weiß, dass ich die heutige Redaktionssitzung geschwänzt habe. So etwas ist mit einer guten Entschuldigung für gewöhnlich kein Problem. Ich habe ohnehin eine E-Mail geschickt: Es sei wichtig, dass ich mich mit Christian Osthof schon heute Vormittag treffe, ich schlage vor, seinem Institut den nächsten Teil meiner Serie zu widmen.
    Ich sage also unverbindlich Hallo und will mich an ihm vorbei in meine Dschungelecke drücken.
    „Wir müssen reden“, sagt unser

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