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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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murmelt seine Frau. „Sie hat durch die Tür gesagt, sie kenne keinen mehr von früher und sie wolle auch keinen mehr kennen.“ Seitenblick auf mich. „Ich war gerade zufällig in der Gegend. Ich wollte zu diesem Bauernladen zwei Dörfer weiter. Sie haben fantastisches Fleisch vom Galloway-Rind.“
    Ich habe mich so höflich für das Gespräch bedankt, als ginge es tatsächlich nur um eine Story über Krisenbewältigung fürs „Magazin“. Wirtschaftskrisenbewältigung, wohlgemerkt, vielleicht wird man ja mit anderen Krisen schwerer fertig. Dann bin ich ins Auto gestiegen, losgefahren, habe in ausreichender Entfernung wieder umgedreht und mir einen Platz gesucht, an dem ich meinen Honda versteckt parken konnte. Sackgasse mit üppig überhängenden Büschen. Ich stehe an einen dicken Baum gelehnt an der Straßenecke. Osthofs Haus ist circa hundert Meter entfernt. Ich überlege, ob ich Vesna anrufen soll. Ich schaue noch einmal genauer hinüber zu Osthofs Haus. Das Garagentor geht auf. Kann schon sein, dass diese Claudia mit dem gehetzten Blick nur wieder einige Qualitätsprodukte heranschaffen möchte, aber ich sollte für alle Fälle an dem Wagen dran bleiben. Ich renne zu meinem Auto, starte es, fahre ums Eck: Nichts. Ich war zu langsam. Mist. Ich stelle den Honda wieder ab, gehe zurück zu meiner Straßenecke. Was, wenn sie beide im Auto gesessen sind? Dann kann ich hier warten, bis ich alt bin. Was war es überhaupt für ein Wagen? Ich habe nur das Heck gesehen. Irgendein großer langweiliger Schlitten. Mercedes, BMW, so etwas. Sicher bin ich mir nicht. Die Autos werden einander immer ähnlicher.
    Osthofs Vater hat sich also sofort mit seinem Sohn in Verbindung gesetzt, nachdem wir bei ihm gewesen sind. Eigentlich kann ihm der vertuschte Selbstmord nicht mehr viel anhaben. Ein Minister im Ruhestand. Ohne weitere Funktionen, wenn ich richtig informiert bin. Ich könnte meinen Vater anrufen. Der ist auch im Ruhestand. Und er ist in der gleichen Partei wie Osthof. Mein Vater war Landesrat. Und jetzt ist er Pensionistenchef seines Bundeslandes, wie immer die Funktion genau heißt. Ich greife zu meinem Telefon und hoffe, dass die Nummer meines Vaters auf der SIM-Karte gespeichert ist. Ich gebe zu, es ist Wochen her, dass ich zum letzten Mal mit ihm telefoniert habe. Aber er hockt ja auch nicht verlassen in einer Substandardhütte. – Telefoniert man öfter mit Eltern, die in so desolaten Verhältnissen wie Evelyn leben?
    Ich starre irritiert auf das Telefon. Es läutet. Dabei wollte ja ich anrufen. Vesna. Ich drücke die Empfangstaste. „Du wirst nicht glauben, aber dieser Roger ist wirklich vor Kurzem zu Geld gekommen. Er hat Schulden zurückgezahlt, er hat sich eine gebrauchte Kawasaki gekauft, er schmeißt Lokalrunden. Jana hat herausgefunden. Aus ihr kann einmal eine großartige Detektivin werden. Nicht wie Abzocker, die untreuen Ehefrauen nachspionieren. Eine, die wirklich was aufklärt.“
    Ich erinnere Vesna nicht daran, dass Jana wohl andere Pläne für ihr Leben hat. „Und weiß sie, woher das Geld stammt?“
    „Da haben wir keine Chance. Es hat ihn auch keiner von Kumpeln gefragt. Offenbar tut man das nicht in ihren Kreisen. Ich gebe zu, da wäre Polizei nützlich. Du sagst Zuckerbrot, was wir über Roger wissen, und er sieht nach, wo das Geld herkommt, und sagt uns.“
    Hört sich alles so einfach an. Ist es aber nicht, ich kenne Zuckerbrot. Ich verspreche Vesna trotzdem, es zu versuchen.
    Vesna seufzt. „Da ist noch etwas: Valentin redet mir ein, dass ich ein paar Tage Urlaub mache. Hätte ich dringend nötig, sagt er. Am besten mit dir. Als kleines Vorgeburtstagsgeschenk. Einen netten Städteflug oder so. Er würde gerne zahlen.“
    Meine Güte, es hat Zeiten gegeben, da hätten wir uns sofort begeistert in den nächsten Flieger gesetzt und wären weg gewesen. Aber damals war ich noch nicht Chefreporterin und Vesna hatte kein Reinigungsunternehmen, sondern hat selbst und illegal geputzt. So haben wir einander ja auch kennengelernt. Werden wir alt? – Bei uns wird es langsam kalt. Rom. Madrid. Ein paar Tage baden auf Zypern. Oder in Sizilien.
    „Er will nicht, dass ich in der Gegend bin“, redet Vesna weiter. „Er ist dauernd in Amsterdam bei dieser Fernsehfirma. Vielleicht hat er Freundin dort. Und die weiß nichts von mir und will ihn jetzt endlich besuchen kommen. So leicht wird er es aber nicht haben. Ich bleibe da.“
    Ich muss sagen, es ist ein verführerischer Gedanke: Für einige Tage

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