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Everlasting

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Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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allmählich Zeit, dass Sie sich eine Gefährtin suchen, finden Sie nicht? Sonst müssen
wir
eine für Sie finden. Wir sehen es gern, wenn unsere Mitarbeiter ihr Bestes geben. An allen Fronten.»
    Finn nickte. «Jawohl, Sir.» Er wandte sich zum Gehen.
    «Ach ja! Mr.   Nordstrom?»
    Finn drehte sich wieder um.
    «Die Bibliothek hat mit großem Bedauern die Sache mit Ihrer Familie erfahren. Es muss ein enormer Verlust gewesen sein.»
    «Ja», sagte Finn. «Das war es. Ist es.» Er nickte knapp und ging aus dem Raum.
    Draußen atmete Finn tief durch. Ein Tagebuch, dachte er. Ein pinkfarbenes Vinyltagebuch. Mit Herzchen. Und Smileys. Er seufzte.

5   Das Pinkfarbene Tagebuch
    Finn ließ eine Zing-Tablette in seinen dampfenden Ingwertee fallen, wartete bis sie sich auflöste, rührte kurz um, und nippte vorsichtig an dem Gebräu. Heiß. Aber er fühlte sich sofort erfrischt und wach. Er öffnete das Tagebuch und begann seine Arbeit.
     
    Donnerstag, 22.   Mai 2003
    Heute ist mein Geburtstag, (ich bin jetzt 13!), deshalb bin ich total früh aufgestanden, um halb sieben, genauer gesagt, (wir alle, sogar Robert!), weil ich genug Zeit haben wollte, meine Geschenke auszupacken, bevor ich zur Schule musste, und außerdem hatte ich mir von Papa Arme Ritter zum Frühstück gewünscht, was er immer so lecker macht, und er hat gesagt, er würde mir das machen, aber dann hat Mama gesagt, nur wenn ich meine Schulsachen und alles schon am Abend vorher fertig mache und rechtzeitig angezogen bin und nicht rumtrödele, deshalb habe ich schon gestern Abend alles zusammengepackt und so (auch wenn das krasse Erpressung von Mama war) und habe auch meine Klamotten sorg fältig ausgesucht und rausgelegt (mein cranberryrotes und pfirsichfarbenes Batikkleid mit dem grün-blauen Rand, meine blauen Leggings, grüne Socken und orangefarbene Sneaker), und weil ich den Wetterbericht gehört habe und wusste, dass es heute schon wieder kalt und regnerisch wird, habe ich beschlossen, meine Jeansjacke anzuziehen, aber zuerst musste ich noch die angetrockneten Erdbeerjoghurtfleckenabkratzen (auf der rechten Brusttasche vom Mittagessen letzten Sonntag bei Tante Gesine), damit Mama mich deswegen nicht anmeckert, von wegen ich soll besser auf meine Sachen aufpassen und doch bitte schön ein Vorbild für meine kleine Schwester Madeline sein, die zwei Jahre jünger ist als ich und (wenn Du’s genau wissen willst) eine echte Schlampe.
     
    Finn atmete aus, als er den Punkt am Ende des Satzes erreichte. Ging es jetzt in dem ganzen Tagebuch so atemlos weiter? Musste er sich auch um die Interpunktion der Verfasserin kümmern? Behutsame Korrekturen hier und da würden den Text sicher zugänglicher machen. Andererseits war der Stil recht flüssig. Vielleicht etwas oberflächlich, aber nicht schlecht geschrieben für eine Dreizehnjährige. Alles in allem sah es nach einer unproblematischen Übertragung ins Englische aus.
    Finn nahm einen Schluck von seinem Zing und studierte den ersten Satz noch mal genauer. Die Schrift machte einen ordentlichen Eindruck, auch wenn ein paar Buchstaben verschmiert waren. Er fächerte die Seiten auf, aber bewusst ohne den Text zu lesen. Wie jedermann hatte er gelernt, nicht voreilig zu sein. Die Triple- G-Maxime , «Schritt für Schritt», galt in allen Lebensbereichen.
    Die Verfasserin hatte eine Vielzahl unterschiedlicher Tintenarten und Schreibgeräte verwendet. Das Tagebuch war ihr offensichtlich wichtig. Und ja, es handelte sich wohl eindeutig um ein Mädchen, schließlich erwähnte sie, dass sie ein Kleid trug. Ein Batikkleid. Und natürlich verrieten auch die Herzchen über den i ihr Geschlecht. Er blickte skeptisch auf die kleinen i – ausnahmslos alle mit winzigen Herzchen punktiert, die über die Seite trippeltenwie die kleinen Fußabdrücke in alten Tanzanleitungen.
    Einige Einträge waren mit «E» unterschrieben. Auch der auf der letzten Seite. War das der Anfangsbuchstabe ihres Namens? Esperanza? In der Schule hatte er viele Mädchen gekannt, die Esperanza hießen, die Hoffnung ihrer Eltern und einer Gesellschaft, die wegen des drastischen Geburtenrückgangs langsam auszusterben drohte. Oder war es ein altdeutscher Name? Edeltraut? Elburg? Falls er herausfand, wie die Schreiberin mit Vornamen hieß und wo sie gelebt hatte, könnte er vielleicht ihre Identität feststellen.
    Er wandte sich wieder der ersten Seite und ihrem überschwänglichen Anfangssatz zu. Nur Thomas Mann und die Deutsche Bank schafften längere

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