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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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entfernt. Vielleicht hatte das Mädchen in der Nähe gelebt, in Hannover oder Hamburg, das 2003 nur eine Stunde Fahrt entfernt gewesen war. Berlin lag über drei Stunden entfernt. Eine ziemlich weite Strecke für einen Tag, aber möglich, vermutete er, wenn man entsprechend motiviert war. Ahlen und Willichlagen auch relativ nah an dem Park, aber hatte es da im Jahr 2003 einen Asialaden gegeben? Und was, bitte schön, war überhaupt ein «Asialaden»?
     
    Ach ja, fast hätte ich was vergessen: Mein Geburtstagsgeschenk von Madeline war dieses pinke Tagebuch. Es gefällt mir, weil es abschließbar ist, aber das Vinyl riecht komisch. Wie Barbie und Ken. Wenn ich die ganzen Seiten vollgeschrieben habe, kaufe ich mir ein Tagebuch mit echtem Ledereinband. Leder ist viel weicher und edler. Und es kriegt keine Risse. Und hat einen viel schöneren Geruch.
    Bis bald, E.
    PS: Der Kuli gefällt mir nicht. Der schmiert.
    PPS: Ich bin den fiesen Geruch losgeworden, indem ich das Tagebuch mit dem Parfüm besprüht habe, das Oma Uschi mir geschenkt hat. Jetzt riecht es tausendmal besser. Nämlich nach Everlasting.
     
    Finn nippte an seinem Zing   … . Everlasting   … . Wie das Parfüm wohl gerochen haben mochte? Er hob das Tagebuch an die Nase und beschnupperte den Vinyleinband. Er roch natürlich absolut nichts. Nach zweihundertfünfzig Jahren konnte sich kein Geruch gehalten haben. Auch nicht in einem luftdichten Köfferchen. Oder?
    Er fächerte das Buch auf, blätterte die Seiten durch, sog schnüffelnd die Luft ein, während das Papier vorbeiflog. Wieder nichts. Er schloss das Buch, hielt es sich unter die Nase und schnupperte am oberen Rand. Dann am unteren. Dann an der Seite. Fehlanzeige, Fehlanzeige, Fehlan–   … Moment! Am seitlichen Beschnitt ahnte er was. War das möglich? Er fuhr mit der Nase noch mal am Buchblock entlang und atmete tief ein. Ja. In der Tat. Hatte das Labor den Duft am Originaltagebuch bemerkt und ihn für diese Tru-Copy nachgemacht? Er schickte eine Anfrage ans Labor,bat um eine Probe des Duftes, der am Tagebuch gehaftet hatte, und erkundigte sich, ob es ein Parfüm namens Everlasting war. Wieder hob er das Buch an die Nase und schnüffelte.
    «Was treibst du denn da?»
    Finn fuhr hoch.
    Renko Hoogeveens Kopf lugte zur Tür herein. «Du hast das Klopfen nicht gehört», sagte er. «Warst zu sehr ins Schnüffeln vertieft. Irgendwas Bewusstseinserweiterndes?»
    «Entschuldige», sagte Finn und lächelte. «Komm rein.» Eigentlich mochte Finn keine Überraschungen, aber Renko war ihm fast immer willkommen. «Schon mal was von Everlasting gehört? Ein Parfüm? Einundzwanzigstes Jahrhundert?»
    Renko trat an Finns Lesepult, legte ein dickes ledergebundenes Buch darauf und neigte dann den Kopf stark nach rechts. Das machte er immer, wenn er auf seinen BB zugriff. Es war eine Marotte, aber Finn hatte sich daran gewöhnt. Renko zappte einen Moment durch seine B B-Memory . «Nee», antwortete er schließlich. «Dieser Bibliothekar kann nicht behaupten, dass ihm Everlasting schon mal begegnet sei. Hast du es bei Cyclops durchlaufen lassen?»
    «Noch nicht.»
    «
Do it
. Irgendwas findest du da bestimmt.» Er deutete auf den Lederband. «Habe was über ‹Hubba Bubba› gefunden. Ohne Genehmigung dürfen wir’s nicht scannen, aber dieser Bibliothekar hat sich gedacht, er kommt einfach vorbei und zeigt’s dir.» Er senkte die Stimme. «Das bleibt natürlich streng vertraulich.» Er ging zu Finns Handsterilisator. «Du erlaubst?»
    Finn nickte.
    Renko reinigte und bebeamte sich die Hände unter dem Gerät, dann trat er wieder ans Pult und blätterte den Lederband behutsam durch, bis er gefunden hatte, was er suchte. «Da.»
    Finn beugte sich über das Buch. Es war eine dänische Zeitschriftenreklame von 1981.   Ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren und einem Cowboyhut auf dem Kopf hatte eine pralle rosa Blase vor dem Mund. Der Werbespruch dazu lautete:
stort, blødt og supersaftigt!
    «Aha!», rief Finn. «Ein Kaugummi. Dieser Leser hat schon mal was über Kaugummi gelesen. Natürlich. Hubba Bubba. Groß, weich und supersaftig!»
    Renko lachte. Erst jetzt bemerkte Finn, dass sein Freund eine antike Sonnenbrille trug. Renko hatte sich als Kind am rechten Auge verletzt (neigte er deshalb immer den Kopf nach rechts?), und er hatte sich erst kürzlich einer weiteren Augentransplantation unterzogen. Ihm war dringend geraten worden, die Sonne ein paar Tage zu meiden, daher die dunkle Brille. Da

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