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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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mit dem Namen, den Cyrus mir gegeben hat, sondern auch das Buch, das niemals in menschliche Hände fallen darf.
    Unsicher rappele ich mich auf und mache einen zittrigen Schritt vorwärts. Nur ein paar Meter noch. Der Geruch nach Blut und Benzin bereitet mir Übelkeit, und ich lasse mich auf die Knie fallen. Da sehe ich, dass Taryn mich beobachtet.
    Mir ist schwindlig, ich bin außer mir – wie viel hat sie gesehen? – und versuche, nach ihr zu rufen. Aber da biegen schon die flackernden Lichter eines Streifenwagens um die Ecke, und sie verschwindet in einer Gasse. Ich will mich zwingen aufzustehen, zu dem Kran zu gehen und meine Tasche zu holen, doch der Schmerz ist überwältigend. Meine Augen schließen sich, es wird schwarz um mich herum.

Kapitel 9
    D urch die geschlossenen Lider nehme ich fluoreszierende Lichter über mir wahr. Es riecht scharf nach Desinfektionsmitteln. Langsam dringt das Entsetzen vom Rand meines Bewusstseins zu mir vor, das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, warum ich solche Angst habe. Versuchsweise öffne ich die Augen. Durch die Fenster blicke ich in einen diesigen Nachmittag. Die Sonne schiebt sich durch den aufziehenden Nebel und scheint auf die Palmen. Gedämpfte Stimmen vermischen sich mit den Geräuschen von Rollwagen und Absätzen, die klappernd einen gefliesten Gang entlanglaufen.
    Vorsichtig fasse ich mir an den Kopf und fühle einen Verband sowie kreisförmige Elektroden, von denen Kabel abgehen. Ich berühre mein Haar, das mir lockig bis zu den Schultern fällt. Was zur …? Ich schüttele den Kopf, versuche, mich von der benebelnden Panik zu befreien, die mich zu packen droht. Da entdecke ich ein weißes Plastikarmband an meinem gebräunten Handgelenk, auf dem steht: Kailey Morgan (w.), 16 Jahre.
    Blitzartig stürzen die Erinnerungen an den vorherigen Abend auf mich ein: der Autounfall, das Blut, der Moment, in dem ich aufhörte, Jennifer Combs zu sein oder Seraphina Ames oder wer auch immer ich tatsächlich war, und zu Kailey Morgan wurde. Galle steigt mir in die Kehle, als ich mich in dem Krankenhausbett aufsetze und mich umsehe. Der Monitor zu meiner Rechten piepst hektisch im Takt meines Herzschlags.
    Eine Krankenschwester erscheint in der offenen Zimmertür. »Du bist ja wach!«
    Ich sehe sie mit weit aufgerissenen Augen an, zu verwirrt, um etwas zu sagen.
    »Ich hole deine Eltern.« Die Frau verschwindet so schnell, wie sie aufgetaucht ist, und lässt mich in panischer Stille zurück.
    Als ich probeweise meinen Arm und mein Bein bewege, stelle ich fest, dass die Brüche bereits verheilt sind. Ich hoffe nur, dass der Notarzt erst danach eingetroffen ist. Ich frage mich, wie lange die Ärzte wohl brauchen werden, um zu merken, dass ich nicht wie ihre normalen menschlichen Patienten bin, sondern etwas anderes – eine Körperstehlerin, eine Unsterbliche, eine Mörderin.
    Meine Panik verstärkt sich, als ich mich an meine Tasche mit Cyrus’ Buch erinnere. Ob sie immer noch auf dem Kran liegt? Was habe ich mir nur dabei gedacht, sie nicht mitzunehmen? Ich muss sofort zurück zu den Docks und das Buch suchen.
    Entschlossen schwinge ich die Beine aus dem Krankenhausbett und stehe auf. Ich werde weglaufen müssen – was für eine Wahl bleibt mir schon? Kaileys Eltern werden sofort merken, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt. Als ich mir die Elektroden von den Handgelenken und Schläfen reiße, höre ich, wie sich Stimmen nähern.
    »Gehirnerschütterung … braucht dringend Ruhe … könnte verwirrt sein …«
    Ich blicke an meinem Krankenhausnachthemd hinunter – weiß mit hellblauen Gänseblümchen – und gestehe mir ein, wie lächerlich es aussehen wird, wenn ich darin am Schwesternzimmer vorbeirenne und die Straße entlanghaste. Wohl oder übel klettere ich zurück ins Bett und klebe mir die Elektroden wieder auf die Haut.
    Sekunden später stürzt eine Frau durch die Tür. Sie ist hübsch, auch wenn die dunklen Ringe unter ihren Augen die Aufmerksamkeit auf die Fältchen in ihren Augenwinkeln lenken. Hinter ihr kommt ein abgehärmt wirkender Mann herein, dessen blondes Haar an den Koteletten bereits grau wird. Er sieht genauso übermüdet aus wie die Frau.
    »Kailey, dem Himmel sei Dank!« Die Frau zieht mich fest an sich und hält mich dann an den Schultern ein Stück von sich weg, um mich genau anzusehen. Ich zucke leicht zurück. »Was ist passiert?«
    Das Paar wartet zusammen mit der

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