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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ist falsch, Magie aus eigennützigen, schändlichen Gründen anzuwenden. Das Karma muss beglichen werden, und es kommt dreifach zurück.

VIER
    D as Erste, was ich sehe, als ich in die Einfahrt einbiege, ist der silberne Prius von Mr. Muñoz. Woraufhin ich am liebsten umdrehen würde, um woandershin zu fahren, irgendwohin. Doch ich tue es nicht. Ich seufze nur und lasse den Wagen in die Garage rollen. Mir ist klar, dass mir nicht anderes übrig bleibt, als mich damit abzufinden.
    Mit der Tatsache, dass meine Tante - und mein gesetzlicher Vormund - sich gerade bis über beide Ohren in meinen Geschichtslehrer verknallt.
    Mit der Tatsache, dass es sehr viel besser ist, gemeinsam am Abendbrottisch zu sitzen als am Frühstückstisch, und wenn das in demselben Tempo so weitergeht wie jetzt, dann ist es lediglich eine Frage der Zeit, bevor es heißt: Wiedersehen, Mr. Muñoz, Hallo, Onkel Paul! Ich habe es gesehen. Es ist so gut wie abgemacht. Jetzt warte ich bloß noch darauf, dass sie das auch kapieren.
    Auf Zehenspitzen schlüpfe ich leise durch die Seitentür und hoffe, es ungesehen bis in mein Zimmer zu schaffen, um ein bisschen Zeit für mich zu haben - Zeit, die ich unbedingt brauche, um ein paar Sachen auf die Reihe zu kriegen.
    Gerade will ich die Treppe hinaufsausen, als Sabine um die Ecke schaut und sagt: »Oh, schön, ich dachte mir doch, dass ich deinen Wagen in der Garage gehört habe. Wir essen ungefähr in einer halben Stunde, aber warum kommst du vorher nicht noch ein bisschen zu uns rein?«

    Ich spähe über ihre Schulter und halte Ausschau nach Mr. Muñoz, doch dank der Wand, die uns vom Wohnzimmer trennt, kann ich nur ein paar lederne Männersandalen auf dem Polsterhocker sehen, die so entspannt und locker aussehen, als gehörten sie nirgendwo anders hin. Dann schaue ich sie an, den Fall ihres schulterlangen blonden Haares, die geröteten Wangen, ihre funkelnd blauen Augen, und erneuere meinen Schwur, mich zu freuen, dass sie glücklich ist- auch wenn mich der Grund dafür nicht gerade begeistert.
    »Ich … ich komme gleich runter«, versichere ich ihr und ringe mir ein Lächeln ab. »Wollte mich nur schnell waschen und so.« Wieder wandert mein Blick zu Mr. Muñoz, ich kann mich nicht losreißen, ganz gleich, wie ätzend der Anblick ist. Ich meine, jetzt mal im Ernst, bloß weil Ferien sind, heißt das doch nicht, dass ich mir in meinem eigenen Zuhause irgendwelche Lehrerfüße anschauen muss.
    »Okay, schön, mach nicht zu lange.« Sie will sich gerade abwenden; das Haar schwingt über ihre Schulter, als sie noch hinzufügt: »Oh, fast hab ich’s vergessen, das hier ist für dich gekommen.«
    Sie schnappt sich einen cremefarbenen Briefumschlag vom Dielentisch und hält ihn mir hin. Die Worte Mystics & Moonbeams sind in Violett in der linken oberen Ecke gedruckt; mein Name und meine Adresse stehen in Judes eckiger Krakelschrift vorne darauf.
    Ich stehe einfach nur da und weiß, dass ich danach greifen, meine Hand darauflegen und den Inhalt intuitiv kennen könnte, ohne ihn öffnen zu müssen. Doch die Sache ist die, ich will den Umschlag nicht anfassen, will nichts damit zu tun haben, mit dem Job, den ich mal hatte, oder mit Jude, dem Boss, der, wie es sich eben so ergibt, in so ziemlich all meinen Leben eine wichtige Rolle gespielt hat. Der
wieder und wieder aufgetaucht ist und es immer geschafft hat, meine Zuneigung zu gewinnen, bis Damen auf der Bildfläche erschien und mich völlig für sich eingenommen hat. Eine jahrhundertealte Dreiecksgeschichte, die in der Sekunde geendet hat, als ich letzten Donnerstagabend sein Ouroboros-Tattoo gesehen habe.
    Und obwohl Damen behauptet, dass viele Leute so ein Tattoo haben - dass die Bedeutung dieses Symbols ursprünglich gar nicht böse war und dass nur Roman und Drina es zu etwas Bösem gemacht haben -, ich kann das Risiko nicht eingehen, dass er sich irrt.
    Kann es nicht darauf ankommen lassen, dass Jude nicht einer von denen ist, wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass es so ist.
    »Ever?« Sabine legt den Kopf schief und wirft mir diesen typischen Blick zu, Marke: Ganz egal, wie viele Bücher ich zu diesem Thema lese, Teenager könnten genauso gut Aliens sein. Ein Blick, den ich nur allzu gut kenne.
    Ein Blick, der mich veranlasst, ihr den Umschlag aus der Hand zu reißen und dabei darauf zu achten, ihn nur an den Kanten anzufassen, während ich schwach lächele und dann die Treppe hinaufstürme. Meine Hände zittern, mein Körper vibriert, als sich der

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