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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Wahrheit sagt und nichts verbirgt.

    »Leitungswasser?«, frage ich, als ich sehe, wie er mir über die Schulter hinweg einen Blick zuwirft. »Ist schon’ne Weile her, seit ich erlebt habe, dass jemand das trinkt. Seit ich aus Oregon weg bin.«
    »Ich bin ein einfacher Kerl, was soll ich sagen?« Er nimmt einen ordentlichen Schluck und leert das Glas, ehe er es von Neuem füllt.
    »Also ernsthaft, du hast das mit dem Buch nicht gewusst?« Ich folge ihm und sehe zu, wie er auf die alte, braune Couch zumarschiert, wo er sich niederlässt.
    »Um ehrlich zu sein, so ziemlich alles, was du gesagt hast, seit ich dir begegnet bin, war ein Mysterium. Nichts davon ergibt einen Sinn. Normalerweise würde ich ja sagen, im Zweifel für den Angeklagten und das Ganze auf die Medikamente schieben, aber irgendwie scheine ich mich zu erinnern, dass du schon lange vorher verrücktes Zeug geredet hast.«
    Ich runzele die Stirn, lasse mich auf den Sessel ihm gegenüber fallen und stütze die Füße auf eine kunstvoll geschnitzte, antike Tür, die ihm als Couchtisch dient. »Ich bin … Ich wollte, ich könnte es dir erklären. Ich habe das Gefühl, das bin ich dir schuldig. Aber das geht nicht. Es … Es ist zu kompliziert. Sachen, die auch mit …«
    »Roman und Damen zu tun haben?«
    Ich überlege, warum er das wohl gesagt hat.
    »War nur geraten. Aber deinem Gesicht nach zu urteilen gar nicht so schlecht.«
    Ich presse die Lippen zusammen und schaue mich im Zimmer um. Ein hoher Bücherstapel, eine alte Stereoanlage, ein paar interessante Kunstwerke, aber kein Fernseher. Als ich antworte, streite ich seine Behauptung weder ab noch bestätige ich sie. »Ich habe diese Kräfte. Sachen, die
weit über die hellseherischen Fähigkeiten hinausgehen, von denen du schon weißt. Ich kann machen, dass sich Dinge bewegen …«
    »Telekinese.« Er nickt, seine Augen sind jetzt geschlossen.
    »Ich kann Sachen erscheinen lassen.«
    »Manifestation, aber in deinem Fall augenblicklich.« Er öffnet ein Auge und schielt mich an. »Da frage ich mich doch - wozu das Buch? Die Welt liegt dir zu Füßen. Du bist schön, klug, mit allen möglichen Fähigkeiten gesegnet, die dir nach Belieben zur Verfügung stehen, und ich wette, dein Freund verbirgt auch ein paar Begabungen.«
    Ich sehe ihn an. Das ist das dritte Mal, dass er Damen erwähnt, und es nervt mich genauso wie beim ersten Mal. »Was hast du eigentlich mit Damen?«, frage ich und überlege, ob er uns auf die Schliche gekommen ist, ob er irgendwie etwas von der langen, verworrenen Vergangenheit ahnt, die wir drei gemeinsam haben.
    Jude verlagert sein Gewicht, schwingt die Beine aufs Sofa und lehnt den Kopf gegen ein Kissen. »Was soll ich sagen? Ich mag ihn nicht. Er hat einfach irgendwas an sich. Kann nicht recht mit dem Finger drauf zeigen.« Er dreht den Kopf und sieht mich an. »Das war kein Wortspiel, und du hast gefragt. Und wenn du noch irgendwas anderes wissen willst, dann ist jetzt die Gelegenheit. Diese Schmerzmittel hauen jetzt echt rein, ich bin allmählich unglaublich breit, also willst du mich vielleicht in die Mangel nehmen, bevor ich wegdämmere, und solange ich noch willens und fähig bin, mich um Kopf und Kragen zu reden.«
    Ich schüttele den Kopf; ich habe bereits alle Antworten bekommen, die ich gebraucht habe, als ich ihn vorhin auf dem Gehsteig mit dem Messer verletzt habe. Aber vielleicht
ist es jetzt an der Zeit, dass ich meinerseits mit ein paar Wahrheiten herausrücke - oder ihn zumindest zur Wahrheit führe und sehe, ob er trinkt.
    »Weißt du, es gibt einen Grund, weshalb du und Damen einander nicht leiden könnt«, wage ich mich vor und beiße mir auf die Lippe. Noch bin ich nicht sicher, wie weit ich gehen will.
    »Ah, das beruht also auf Gegenseitigkeit.« Sein Blick begegnet dem meinen und hält ihn so lange fest, dass ich die Erste bin, die wegschaut. Eingehend betrachte ich den abgetretenen Teppich zu meinen Füßen, den zerkratzen Holztisch vor mir, die große Citrindruse, die in der Ecke lehnt, und frage mich, warum in aller Welt ich damit angefangen habe. Gerade will ich etwas sagen, als er meint: »Kein Sorge.« Er müht sich ab, sich die Decke über die Füße zu strampeln, schafft es aber nicht ganz. »Du brauchst nichts zu erklären, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das ist nur so eine ganz gewöhnliche, alltägliche Geschichte zwischen Kerlen. Du weißt schon, dieser Urzeit-Konkurrenzkampf, der immer abgeht, wenn es irgendwo ein bildhübsches

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