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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sehe ich, wie sie aus ihrem Sessel aufsteht und sich neben Rayne aufs Sofa plumpsen lässt. Ihr das Haar zaust und sie so an den Füßen kitzelt, dass sie augenblicklich allerbeste Freundinnen sind. Und schon bin ich wieder der Außenseiter.
    »Du brauchst es nicht jeden Tag zu trinken«, erklärt Damen, der entschlossen ist, wieder zur Sache zu kommen. »Tatsächlich könntest du die nächsten hundertfünfzig Jahre ohne den kleinsten Schluck durchhalten, vielleicht sogar noch länger, wer weiß.«
    »Also, wenn das so ist, warum nuckelst du dann an dem Zeug, als würde dein Leben davon abhängen?«, fragt Haven und schiebt Raynes Füße von ihrem Schoß, während sie uns beide betrachtet.
    Damen zuckt die Schulter. »Na ja, wahrscheinlich, weil das mittlerweile wohl auch der Fall ist. Weißt du, ich bin schon lange dabei. Sehr lange.«
    »Wie lange?«
    » Sehr lange. Jedenfalls, worauf ich hinauswill …«
    »Moment, du machst Witze, nicht wahr? Ich meine, du willst mir nicht sagen, wie alt du in Wirklichkeit bist? Ich meine, tut mir leid, Damen, aber wie eitel bist du eigentlich?« Wieder schüttelt sie den Kopf und lacht. »Glaub mir, wenn ich mal alt bin, dann habe ich vor, das von allen Dächern zu brüllen. Ich kann’s kaum erwarten, bis ich hundertachtzig bin, mit Porzellanhaut.«
    »Das ist keine Eitelkeit, das ist … Pragmatismus« , erwidert
Damen, und als ich ihn anschaue, merke ich, dass sie ihn aus der Fassung gebracht hat. Aber wahrscheinlich nur, weil wirklich ein bisschen Eitelkeit dahintersteckt, er will es nur nicht zugeben. Sosehr er sich auch bemüht hat, all die Nobelklamotten aufzugeben, die Stylingprodukte und die handgenähten italienischen Lederstiefel, ein Hauch von Eitelkeit bleibt.
    »Außerdem kannst du nicht damit angeben, du darfst es niemandem erzählen. Ich dachte, du und Ever, ihr hättet darüber gesprochen?«
    »Haben wir ja auch«, erwidern Haven und ich im Chor.
    »Also, dann sollte das ja keine Frage sein. Iss einfach weiter deine Törtchen, benimm dich so normal wie möglich, pass auf dass du keine unnötige …«
    »Aufmerksamkeit erregst.« Haven verdreht die Augen. »Glaub mir, Ever hat mir sämtliche Infos gegeben. Sie hat mich vor der dunklen Seite gewarnt. Und ich sage dir das ja echt ungern, aber das interessiert mich alles eigentlich nicht besonders. Ich war mein ganzes Leben lang gewöhnlich. Bin ignoriert worden, übersehen, bin praktisch mit der Tapete verschmolzen und behandelt worden, als wäre ich unsichtbar, ganz egal wie abgefahren ich mich anzuziehen und zu benehmen versucht habe. Und diese Art von Anonymität wird echt überschätzt. Wenn ich also jetzt meine Chance bekomme, zur Abwechslung mal wirklich aufzufallen und wahrgenommen zu werden - also, ich habe nicht vor, mich zurückzuhalten. Ganz im Gegenteil. Wenn du das also bedenkst, dann kriegst du ja wohl ein bisschen mehr hin als das hier.« Sie klopft gegen die Seite des Kastens mit den Elixierflaschen. »Komm schon, tu mir den Gefallen, gib mir den Saft, damit ich allen den Schock ihres Lebens verpassen kann, wenn das letzte Schuljahr anfängt.«

    Damen sieht mich an, erschrocken, sprachlos, mit einem Blick, der besagt: Sie ist deine Schöpfung - dein Frankenstein-Monster. Tu doch was!
    Also räuspere ich mich und wende mich ihr zu, die Hände gefaltet, die Beine übereinandergeschlagen. Dabei setze ich eine heitere Miene auf, obwohl ich in Wirklichkeit genauso viel Fracksausen habe wie er. »Haven, bitte«, sage ich und achte darauf, mit ruhiger, leiser Stimme zu sprechen. »Wir haben doch darüber geredet. Wir …«
    Weiter komme ich nicht, da sie mir ins Wort fällt. » Du trinkst das Zeug doch auch andauernd, warum darf ich dann nicht?«
    Ich weiß nicht recht, wie ich ihr erklären soll, dass der Saft meine Kräfte verstärkt, Kräfte, von denen es mir lieber wäre, dass sie sie nicht hat. Unsicher suche ich nach den richtigen Worten. »Auch wenn es vielleicht so aussieht, die Sache ist die … Ich brauche es eigentlich nicht, jedenfalls nicht so wie Damen. Ich trink’s nur irgendwie, weil …, na ja …, weil ich’s gewohnt bin. Und obwohl es eigentlich gar nicht so toll schmeckt, ich mag es irgendwie. Aber glaub mir, es ist wirklich nicht nötig, jeden Tag davon zu trinken - nicht mal jede Woche oder sogar jedes Jahr. Wie Damen gesagt hat, du kannst hundert Jahre ohne einen einzigen Schluck auskommen, vielleicht auch zweihundert.« Ich nicke bekräftigend und hoffe, dass sie mir glaubt; ich

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