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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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hier nur geduldet , dämmerte mir. Zwar war mir das ziemlich egal, denn ich hatte es mir nicht ausgesucht, hierherzukommen, und ich hatte auch nicht vor, lange zu bleiben, aber ich wusste, dass Lucas die Vorstellung hassen würde. Und tatsächlich biss er die Zähne zusammen und starrte mit versteinertem Blick auf den Beton unter seinen Füßen. Ich fragte mich, ob er es um seiner Mutter willen noch furchtbarer fand als um seiner selbst willen. Wir würden später darüber sprechen.
    Noch während ich diesen Gedanken nachhing, sagte Eliza: »Eduardo hat angekündigt, ihr hättet zwei Neuzugänge. Wo sind die beiden?«
    Sofort trat Raquel vor. »Raquel Vargas. Ich bin aus Boston. Und ich will alles lernen, was ihr mir beibringen könnt.«
    »Gut.« Eliza lächelte zwar nicht richtig – schon jetzt fand ich es schwer, mir vorzustellen, dass sie überhaupt je lächeln würde – aber sie schien erfreut. »Und die andere?«
    Alles in mir sträubte sich dagegen, einen Schritt nach vorne zu machen, aber ich konnte mich wohl nicht drücken. »Bianca Olivier. Ich bin aus Arrowwood, Massachusetts. Ich … Äh …« Was sollte ich nur sagen ? »Danke, dass ihr uns hier aufnehmt.«
    »Du bist diejenige, von der uns Kate berichtet hat«, bemerkte Eliza. »Das Mädchen, das von Vampiren aufgezogen wurde.«
    Na toll . »Ja, das bin ich.«
    »Ich wette, wir können viel von dir lernen.« Eliza klatschte in die Hände. »Okay, ihr anderen: Wir haben am hinteren Ende der Gleise Pritschen für euch aufgestellt. Das wird erst mal ausreichen. Ihr Neulinge, folgt mir!«
    Wohin um alles in der Welt sollten wir ihr folgen? Ich warf Lucas einen besorgten Blick zu, aber er war ganz offensichtlich auch nicht schlauer als ich. Als Eliza davonmarschierte, ging Raquel hinterher, und mir blieb keine andere Wahl, als es ihr gleichzutun.
    »Fangen wir sofort mit dem Training an?«, fragte Raquel, als wir zu dritt den Bahnsteig hinunterliefen.
    »Kannst es wohl kaum abwarten, was?« Dem Klang ihrer Stimme nach zu urteilen glaubte Eliza nicht, dass Raquel noch so begeistert sein würde, wenn sie erst mal gesehen hätte, was auf uns zukam. »Nein, ihr hattet einen anstrengenden Tag. Es reicht, wenn ihr morgen anfangt.«
     
    Wir erreichten das Ende des Bahnsteigs, und Eliza führte uns in einen Gang, der offenbar mal für das Dienstpersonal gedacht gewesen war. Es roch nach Moder und Rost, und ich konnte etwas weiter hinten Wasser von der Decke tropfen hören. Ein kleines, gelbes Schild teilte mir mit, dass dieser Ort auch als Atomschutzbunker genutzt werden konnte. Gut zu wissen .
    »Wohin gehen wir denn? Warum bleiben wir nicht bei den anderen?«, fragte ich.
    »Wir haben auch einige Waggons hier stehen. Sie sind zwar nicht gerade luxuriös, aber sie schlagen die Pritschen, die die anderen von eurer Zelle zum Schlafen haben, bei Weitem. Ihr lebt rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, bei uns.«
    »Warum kriegen wir diese Betten?« Beinahe wäre ich auf dem löchrigen, unebenen Beton unter unseren Füßen gestolpert, aber Raquel packte mich gerade noch rechtzeitig am Ellbogen. »Warum überlassen wir sie nicht Kate und Eduardo?« Ich fragte mich, ob Eduardo in Ungnade gefallen war und die unbequeme Unterbringung als Strafe gedacht gewesen sein konnte. Es war unfair, Lucas, Dana und die anderen für Eduardos Fehler büßen zu lassen.
    Stattdessen sagte Eliza: »Für euch ist das alles noch neu. Ihr kennt dieses Leben nicht, und wir kennen euch nicht. Eng beisammenzuhausen ist eine gute Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass ihr alles über uns erfahrt und wir alles über euch erfahren.«
    Es würde wohl noch schwerer als zuvor werden, in dieser Umgebung eine Gelegenheit zum Bluttrinken zu finden. Und wenn ich nicht oft genug Blut zu trinken bekam, würden mir das Sonnenlicht, fließendes Wasser und Kirchen noch mehr zu schaffen machen – und jede meiner Reaktionen bot durchaus die Möglichkeit, mich als Vampirin zu verraten.
    Wie sollte ich mein Geheimnis nur bewahren?

4
    Nachdem in dieser Nacht die Lichter gelöscht worden waren, flüsterte Raquel: »Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleibt alles beim Alten, was?«
    Ich wusste, was sie meinte. Vor einer Woche noch waren sie und ich in der Evernight-Akademie Zimmergenossinnen gewesen. Inzwischen hatte sich unser gesamtes Leben verändert, doch wir schliefen noch immer in nebeneinanderstehenden Betten. Und ich schätzte, dass unser Lager als Bett galt.
    Uns war ein Quartier zugewiesen

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