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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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morgens und brachen zur Patrouille auf, wenn die Nachtschicht zurückgekehrt war. Sie hatten Karten von den Bereichen New Yorks, durch die sie patrouillierten, auf denen die einzelnen Routen eingezeichnet waren. Buchstäblich jede Gegend der Stadt wurde Tag und Nacht überwacht. Ich wusste, dass Lucas, Dana und die anderen aus unserer Gruppe manchmal mit auf Streife gingen, aber Raquel und ich durften nicht hinaus. Nein, von uns wurde erwartet, dass wir Kämpferinnen wurden oder beim Versuch, das zu werden, starben.
    Ich für mein Teil hätte mit Freuden beim Training den Löffel abgegeben. Zu sterben kam mir leichter vor, als Klimmzüge zu machen, ganz zu schweigen von fünf Klimmzügen hintereinander, so wie sie sich das vorstellten.
    »Komm schon, Olivier.« Meine Trainerin für diesen Tag, eine rothaarige Frau namens Colleen, hielt meine Füße fest, während ich mich durch meine Sit-ups mühte. »Sechzig schaffst du.«
    »Sechzig?« Mein Gesicht glühte, und ich fühlte mich, als müsste ich mich jeden Augenblick übergeben. Ich hatte gerade mal vierzig hinter mir. »Das schaffe ich nicht.«
    »Übung macht den Meister. Streng dich an.«
    Und tatsächlich schaffte ich nach einigen Wochen sechzig, auch wenn die letzten zehn eine einzige Qual waren. Bedauerlicherweise hatte ich noch immer nicht die Bauchmuskeln, die mir nach dieser Schinderei wohl zugestanden hätten.
     
    Manchmal waren wir auch an der Kletterwand, die wirklich furchteinflößend war. Nein, es war keine Klippe, aber man konnte fast zwei Meter tief fallen, was definitiv schmerzhaft gewesen wäre. Oder wir rannten – keine Runden, denn es gab keine Bahnen, sondern den langen Trainingspfad rauf und runter, den sie auf der alten Bahnlinie angelegt hatten. Bei diesem Teil der Übungen war ich besser, denn ich konnte mich völlig aufs Laufen einlassen, meine Sorgen ausblenden und die Vampirseite in mir herauslassen, jene übermenschliche Stärke und Macht, die tief in meinem Inneren lauerten. Ich rannte natürlich nicht übertrieben schnell, denn ich wollte nicht, dass die anderen Jäger misstrauisch würden und sich fragten, wie das möglich war. Aber ich lief weiter und immer weiter, und das war für gewöhnlich genug, um mir die Ausbilderin vom Hals zu halten.
     
    Doch es war nicht nur ein Fitnesscamp. Damit wäre ich noch klargekommen. Ausschließlich die Morgenstunden waren fürs Training vorgesehen. Die Nachmittage waren etwas anderem vorbehalten.
    Am Nachmittag ging es darum zu lernen, wie man Vampire tötete.
    »Der Pflock paralysiert nur«, erklärte Eliza. Sie stand in der Mitte des Raumes, den sie die Nahkampfsektion nannten. Ich jedoch nannte sie in Gedanken die Mordzone . Raquel und ich saßen zusammen weiter vorne, während sich etwa zehn andere Mitglieder des Schwarzen Kreuzes rings um uns herum niedergelassen hatten. »Das wisst ihr ja alle. Aber eine Menge Jäger wurden getötet, weil sie glaubten, sie hätten einen Vampir gepfählt, dabei hatten sie in Wahrheit den Vampir nur richtig wütend gemacht. Bianca, was haben diese Jäger falsch gemacht?«
    Ich sank in mich zusammen, als könnte ich mich auf diese Weise um eine Antwort drücken, doch das klappte leider nicht. Eliza fixierte mich mit starrem Blick, und ich musste wohl oder übel reagieren. Meine Stimme klang seltsam in meinen Ohren, als ich sagte: »Sie – sie haben nicht das Herz durchstoßen.«
    »Ganz genau. Und wenn man das Herz treffen will, muss man den richtigen Winkel kennen. Wenn man es nur um Millimeter verfehlt, dann ist der Vampir völlig unversehrt … und man selber tot.«
    Andernfalls ist der Vampir tot , dachte ich.
    Ich war nicht mehr das naive Mädchen, das ich noch vor einigen Jahren gewesen war, ehe Lucas in mein Leben getreten war. Ich glaubte nicht mehr daran, dass alle Vampire davor zurückschreckten, Menschen zu töten, wie es bei meinen Eltern und bei Balthazar der Fall war. Als ich auf Charity gestoßen war und Mrs. Bethany in Aktion erlebt hatte, war ich zu der Erkenntnis gezwungen worden, dass viele Vampire eine tödliche Bedrohung darstellten und sogar unkontrollierbar waren. Das war mit ein Grund dafür, dass ich mich entschieden hatte, nie das erste Mal zu töten und damit endgültig zur richtigen Vampirin zu werden.
    Einige Vampire jedoch machten den Menschen keinerlei Schwierigkeiten. Eigentlich waren das sogar ziemlich viele: Sie wollten einfach nur in Ruhe gelassen werden.
    Lucas hatte diese Wahrheit herausgefunden. Ich vertraute ihm, dass

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