Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
Platz. Sobald wir uns ausgestreckt hatten, zog Lucas die Decke über uns beide und rollte sich hinter mir zusammen, sodass sein Bauch an meinem Rücken lag. Einen Arm hatte er mir zärtlich über die Hüfte gelegt, und ich konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren.
    Ich schloss die Augen und genoss den Moment als etwas unendlich Kostbares. Wenn wir doch nur allein gewesen wären. Wenn ich doch nur nicht so erschüttert vom Angriff und von Balthazars Gefangennahme wäre, sodass mein ganzer Körper zitterte. Es hätte so wunderschön sein können.
    Lucas gab mir einen sanften Kuss auf den Nacken. Ich wusste, dass er mir damit sagen wollte, ich solle ihm vertrauen und ihm werde schon etwas einfallen. Aber ich wusste genauso gut wie Lucas, wie schwer das werden würde.
    Meine Fingerspitzen fuhren an Lucas’ Hand und Fingern entlang. Ich konnte die feinen Haare auf seinem Unterarm spüren und auch die Bewegung seines Daumens, als er kleine, tröstende Kreise rings um meinen Bauchnabel zog.
    Für einen Moment wollte ich mich umdrehen und ihn küssen. Wenn die anderen aufwachen und lachen sollten, wäre mir das auch egal.
    Doch die Erschöpfung hielt mich fest im Griff, und ich wusste, dass Lucas noch erledigter war als ich. Außerdem würden wir am nächsten Tag all unsere Sinne und Kraft brauchen.
    Ich schloss die Augen und fragte mich, ob ich überhaupt würde einschlafen können, wo mir doch so viel im Kopf herumging.
    Und dann, anscheinend nur einige Sekunden später, bemerkte ich, dass alle um mich herum aufstanden. Ich hatte die ganze Nacht geschlafen und hatte doch das Gefühl, dass ich kein Auge zugemacht hatte.
    »Hallo, Mom«, sagte Lucas und stützte sich auf einen Ellbogen. Er war noch immer von hinten an mich geschmiegt; wir hatten die ganze Nacht so verbracht. »Wie geht es dir?«
    »Gut.« Kate band ihre Haare zu einem festen, buschigen Pferdeschwanz zusammen. Ihr Körper war so angespannt, dass ich jeden einzelnen Muskel in ihren Armen sehen konnte, während sie ihr Haar ordnete. »Ich gehe nach oben. Wir brauchen Antworten.«
    Entsetzt schnappte ich nach Luft, aber Lucas legte mir warnend eine Hand auf die Schulter. Als ich einen Blick über seinen Oberkörper hinweg auf Kate warf, sagte er nur: »Zieh dich an. Wir sollten dabei sein.«
    Mechanisch griff ich nach meinen Kleidungsstücken – die gleichen Klamotten, die ich auch am Vortag getragen hatte – und begann, meine Jeans anzuziehen.
    Die ausgebildeten Jäger rings um uns herum machten sich fertig und gingen ebenfalls nach oben, sodass Raquel und ich schließlich eine Minute unter uns waren. »Sieht aus, als wären wir wieder in Uniform«, sagte Raquel und deutete auf das neue, weiße Unterhemd, das ich trug. Das Schwarze Kreuz hatte eine Kiste für den Notfall damit bestückt, was bedeutete, dass heute jeder das Gleiche anhatte. »Wir müssen zurück in den Tunnel und nach unseren Sachen suchen. Vielleicht ist das eine oder andere davon noch in Ordnung. Ich hoffe, dass du wenigstens deine Brosche findest.«
    Ich hatte nicht einmal an die Anstecknadel aus Jetstein gedacht, die Lucas mir geschenkt hatte. Auch wenn mir der Gedanke, sie könnte für immer unter dem Schutt begraben liegen, einen schmerzhaften Stich versetzte, war sie doch nicht gerade ganz oben auf meiner Dringlichkeitsliste. »Raquel, weißt du, wer der Gefangene ist?«
    »Ein Vampir«, sagte sie leichthin. »Warte mal, ist es Mrs. Bethany? Nein, so etwas Tolles hätten sie uns bestimmt erzählt.«
    »Es ist Balthazar.«
    Raquels Kopf fuhr herum. Ich konnte sehen, dass sie es mir beinahe nicht geglaubt hätte – als ob ich bei etwas so Ernsthaftem je einen Scherz machen würde. Während unseres gemeinsamen Schuljahres hatten Balthazar und Raquel meinetwegen viel Zeit miteinander verbracht. Wir waren zusammen nach Riverton gefahren, hatten in der Bibliothek zusammen gelernt und sogar ein Picknick auf dem Gelände der Evernight-Akademie veranstaltet. Raquel hatte Balthazar immer gemocht, zumindest so lange, bis sie herausgefunden hatte, dass er ein Vampir war. Doch ganz sicher konnte sich ein Jahr der Freundschaft nicht einfach über Nacht in Luft auflösen.
    Raquel betonte jedes Wort, als sie sagte: »Lass uns hochgehen. Wir sind spät dran.«
     
    Als wir den Raum betraten, in dem Balthazar gefangen gehalten wurde, war er schon von Leuten umringt. Abgesehen von den Jägern, die draußen Wache hielten, standen alle im Kreis um ihn herum. Unmittelbar vor ihm hatte Kate sich

Weitere Kostenlose Bücher